Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
Vom Netzwerk:
oder einer anderen unauffälligen Methode morden sollte. Ich hätte eher gedacht, dass sie säumigen Schuldnern auf dramatischere Weise die Konsequenzen aufzeigte. Von wegen abschreckendes Beispiel und so. Aber was verstand ich schon von den Gepflogenheiten des organisierten Verbrechens.
    Ich spritzte lächerlich viel Schaumbad in die Wanne, während ich Wasser einlaufen ließ, legte Amy MacDonald auf und versank in den weißen Schaumwolken. Ich probierte aus, wie lange ich die Luft anhalten konnte, und als ich prustend nach oben schoss, hörte ich mein Handy klingeln. Hektisch wischte ich die Hand an einem Badetuch ab und griff danach.
    »Hallo?«
    »Hast du die Tasche gefunden?«, fragte Bastian.
    »Ja, hab ich.«
    »Und? Hast du sie Philipp gegeben?« Er redete hektisch und leise. Als ob er Angst hätte, beim Telefonat erwischt zu werden.
    »Das wollte ich. Aber es hat nicht geklappt«, sagte ich.
    »Warum das denn nicht?« Er klang richtig empört. »So schwer war das doch wohl ni…«
    »Philipp ist tot.«
    Es war so lange still in der Leitung, dass ich schon dachte, Bastian hätte aufgelegt. Diesmal rief er nicht von einer Telefonzelle aus an. Es waren keinerlei Verkehrsgeräusche oder andere Töne zu hören. »Bastian?«
    »Was?« Er schnappte hektisch nach Luft. »Philipp ist tot?«
    »Ja, er …«
    »Oh Gott«, unterbrach Philipp. »Die Russen!«
    »Wir wissen nicht, ob es wirklich die Russen waren«, wandte ich ein. »Vielleicht war es auch ein Herzinfarkt.«
    »Was?«, fragte Bastian verwirrt.
    »Es gab keine Anzeichen von Gewalteinwirkung. Aber vielleicht wurde er vergiftet.«
    »Natürlich wurde er das! Sie haben Philipp bestraft. Und jetzt bin ich dran. Natascha, Scheiße, jetzt bin ich dran!«
    »Werd nicht hysterisch«, sagte ich sauer. »Du warst nicht da. Ich war da. Und ich habe die Tasche. Wenn sie jemanden suchen, dann mich.«
    »Aber du hast einen Bodyguard, der dich beschützt«, argumentierte Bastian, als wäre das eine Garantie. Giovanni Falcone hatte sieben Leibwächter dabei, als er von der Cosa Nostra in die Luft gesprengt wurde. Aber das sagte ich nicht, sonst hätte sich Bastian noch mehr aufgeregt.
    »Komm nach Hause und dann kriegst du auch einen«, brummte ich.
    »Nee, lieber nicht. Noch sicherer ist es, wenn keiner weiß, wo ich bin.«
    »Wie umsichtig von dir«, sagte ich bissig. »Und was ist mit mir?«
    »Hat dich jemand verfolgt?«
    »Keine Ahnung«, rief ich genervt. Das Schnappen eines Feuerzeugs drang durch das Telefon und kurz darauf hörte ich, wie Bastian Luft ausblies.
    »Rauchst du etwa?«, fragte ich entgeistert. »Ich dachte, du hättest immer gesagt, Zigaretten seien der Strahlentod des kleinen Mannes?«
    »Ist ’ne Sportzigarette, okay? In so einer Situation muss man doch einen durchziehen!«
    »Na super«, sagte ich. »Ich mache hier die ganze Arbeit und du kiffst!«
    »Das ist reine Therapie, Mann. Ich bin am Arsch, verstehst du?«, sagte er mit angehaltenem Atem. »Also sag mir lieber, was du jetzt vorhast.«
    Am liebsten würde ich ihn am Kragen durch das Telefon ziehen und ihm eine Tracht Prügel verpassen. Was war nur mit ihm los?
    »Was ich vorhab?! Lass mich überlegen …«, sagte ich. »Ich muss Dimitri finden, um die Tasche loszuwerden.«
    »Wen?« Bastians Sprechtempo wurde bereits langsamer.
    »Dimitri. Das ist der von der Russenmafia. Er war auch schon in der Garage. Hat nach der Tasche gesucht.«
    »Was?«, fragte Bastian. Sein Denktempo ließ offensichtlich auch schwer nach.
    »Hat deinen Schrank kaputt gemacht. So ein Zweimeterkerl. Hat Lars eine Höllenangst gemacht. Hast du eine Ahnung, wo ich diesen Dimitri finden könnte?«, fragte ich wenig hoffnungsvoll.
    »Nee, absolut nicht.« Er klang geradezu kleinlaut.
    Ich hörte entfernt eine Männerstimme, die rief: »Wer von euch Pennern hat meinen Käse gegessen?« Und Türenknallen. Und ein unterdrücktes Kichern von Bastian.
    »In wessen Wohnung bist du?«, fragte ich.
    »Beim Weihnachtsmann am Nordpol«, sagte Bastian feixend. »Ich helfe Geschenke packen.«
    »Haha.« Ich seufzte. »Also, pass auf. Ich werde mich um die Sache kümmern. Aber ich muss dich erreichen können. Kann ich dich anrufen?«
    »Nee«, sagte er.
    »Dann richte dir eine E-Mail-Adresse ein, die nur ich kenne«, sagte ich ungeduldig. Und da ich nicht den Eindruck hatte, als würde er mich besonders ernst nehmen, sagte ich langsam und mit Nachdruck: »Wenn du das nicht machst, dann gehe ich als Erstes zu Paps und als Zweites zur

Weitere Kostenlose Bücher