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Gefaehrliche Gefuehle

Gefaehrliche Gefuehle

Titel: Gefaehrliche Gefuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Dietz
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örtlichen Bestattungsunternehmer.
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Ich bin eine Freundin Ihres Sohnes, ich wollte …« Philipps Vater drehte sich einfach um und knallte die Tür hinter sich zu.
    »… Ihnen mein Beileid aussprechen«, vervollständigte ich den Satz. Ich blieb noch einen Moment unschlüssig stehen und überlegte. Es war mehr als deutlich, dass die Eltern ihre Ruhe haben wollten. Das würde ich respektieren. Wenn ich nur diese Wasserflasche ergattern könnte. Ich atmete tief ein und hoffte, dass mich niemand aus dem Haus beobachtete. Dann stieß ich eine kurze Beschwörungsformel aus und griff entschlossen zur Tür des Porsches. Ich hatte Glück. Sie war nicht verschlossen. Mit zwei Fingerspitzen hob ich die Wasserflasche vom Boden auf. Ein Rest der durchsichtigen Flüssigkeit schwappte unten drin. Den Deckel fand ich auf der Mittelkonsole. Ich schraubte sie zu und eilte mit meiner Beute zum Auto.
    »Wir können«, sagte ich zu Hedi und lehnte mich in meinen Sitz, als sie losbrauste.
    Mein Handy klingelte. Es war Enzo. »Endlich erreiche ich dich! Warum hast du nicht zurückgerufen?« Er hatte seit gestern ungefähr achtmal angerufen.
    »War beschäftigt«, sagte ich, meinte aber eigentlich »war beleidigt«. »Und du? Hast du nicht wieder irgendein Violetta-Problem zu lösen?« Mist. Das hatte ich gar nicht sagen wollen.
    Er seufzte. »Sei doch nicht so. Ich hätte sie doch nicht vor die Tür setzen können, in ihrer Verfassung.«
    Und ich wollte wirklich die Klappe halten, weil ich ja schon kapiert hatte, dass es in Beziehungsdingen nicht immer hilfreich war, dem anderen genau das an den Kopf zu knallen, was einem gerade durch den Sinn ging. Auf der anderen Seite war es auch absolut nicht hilfreich, wenn ich so tat, als wäre alles in Ordnung. Und mal ganz abgesehen davon hatte ich sowieso keine Wahl. Mein Mund machte eh, was er wollte.
    »Und was ist mit meiner Verfassung?«, rief ich daher empört. »Ihre Verfassung ist mir piepegal. Mal davon abgesehen, dass sie offensichtlich in Hochform gewesen war. Merkst du denn nicht, dass sie dich mit einer ganz billigen Masche um den kleinen Finger wickeln will?!«
    »Natascha«, sagte Enzo nachdrücklich. »Ihre Mutter ist gerade ausgezogen und der Vater …«
    »Weißt du, Enzo«, unterbrach ich. »Violettas Probleme interessieren mich einen feuchten Mäusefurz. Ich habe echt Wichtigeres zu tun.« Und ehe ich mich versah, hatte ich auch schon aufgelegt. Und bereute es sofort wieder. Herrje, warum war das alles nur so schwierig? Ich starrte einen Moment aus dem Fenster und wog die Positionen ab. Ich wollte nicht ungerecht sein. Das mochte ich schon nicht bei anderen. Und es war zwar so, dass Enzo mich vor lauter Violetta-hier-Violetta-da nicht mal mehr gefragt hatte, wie es mir ging. Und ob ich die Angelegenheit mit meinem Bruder erledigt hätte. Und so was. Ich fand es ja toll, dass er so ein lieber Mensch war und ein offenes Ohr hatte für … nein, aber doch nicht für seine Ex!! Auf der anderen Seite wollte ich ihm ja auch vertrauen. Aber es war so verdammt schwer! Wir waren gerade mal zehn Tage zusammen. Und das war nicht gerade ein Honeymoon gewesen. Justus’ Verrat, Enzos Entlassung, meine Eltern, Violetta, die Tasche, Philipp, die Russen. Da war es nicht leicht, einen kühlen Kopf zu bewahren. Aber trotzdem: Es war wirklich nicht nett gewesen, einfach aufzulegen. Ich würde also anrufen und mich bei ihm entschuldigen. Und genau in dem Moment klingelte mein Telefon wieder.
    »Das nenne ich Gedankenübertragung!«, sagte ich erleichtert. »Ich wollte dich auch gerade anrufen.«
    »Hallo?«, fragte eine Frau. »Spreche ich mit Natascha Sander?«
    »Äh … Ja?«
    »Gut.« Sie seufzte erleichtert. »Hier ist Martina Terbrüggen, die Mutter von Rebecca. Aus dem Krankenhaus.«
    Verdutzt schaute ich auf das Telefon, als ob auf dem Display der Grund für ihren Anruf stehen würde.
    »Entschuldigen Sie die Störung«, sagte sie und klang dabei geradezu unterwürfig. »Das Büro von Dr. Kern hat mir freundlicherweise Ihre Nummer gegeben.«
    »Aha«, sagte ich nur und fragte mich, worauf das hinauslief.
    »Rebecca hat nach Ihnen gefragt und …« Sie räusperte sich.
    »Nach mir?«, fragte ich erstaunt.
    »Ja. Und ich wollte Sie bitten, sie noch einmal besuchen zu kommen.«
    »Das würde ich ja gerne«, log ich. »Aber ich habe im Moment überhaupt keine Zeit.« Ich hatte wirklich keine Kapazitäten mehr frei, um mich von ihrer Tochter schikanieren und

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