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Gefährliche Geliebte

Gefährliche Geliebte

Titel: Gefährliche Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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kann.«
    Shimamoto drehte sich auf ihrem Hocker langsam um und sah mir ins Gesicht. »Hajime, ich weiß, daß ich dich um diesen Gefallen nicht bitten sollte. Ich weiß das. Glaub mir, es ist mir klar, was ich dir damit aufbürde. Aber ich habe sonst niemanden, den ich fragen könnte. Ich muß dorthin, und ich will nicht allein hinfahren.«
    Ich sah ihr in die Augen. Ihre Augen waren wie eine tiefe, von einer Felswand überschattete Quelle, von keiner Brise je zu erreichen. Nichts regte sich darin, alles war still. Wenn man genau hinsah, begann man die Landschaft zu ahnen, die sich auf der Wasseroberfläche spiegelte.
    »Verzeih mir.« Sie lächelte, als habe alle Kraft sie verlassen. »Glaub bitte nicht, ich sei nur hergekommen, um dich um diesen Gefallen zu bitten. Ich wollte dich nur sehen und mit dir reden. Ich hatte nicht vor, damit anzufangen.«
    Ich überschlug im Kopf rasch, wieviel Zeit es erfordern würde. »Wenn wir morgens sehr früh aufbrechen und beide Strecken fliegen würden, müßten wir eigentlich bis zum späten Abend wieder zurück sein. Natürlich hängt es davon ab, wie lange wir da bleiben.«
    »Ich glaube nicht, daß ich allzu lange brauchen werde«, sagte sie. »Kannst du die Zeit wirklich erübrigen? Um mit mir dorthin zu fliegen und wieder zurück?«
    Ich dachte kurz nach. »Ich denke schon. Ich kann noch nichts Definitives sagen, aber wahrscheinlich kann ich es einrichten. Ruf mich doch morgen abend hier an. Ich werde wieder um die gleiche Zeit hier sein. Bis dahin habe ich mir einen Plan zurechtgelegt. Wie sieht dein Terminkalender aus?«
    »Ich habe keinen Terminkalender. Wann immer es dir paßt, paßt es mir auch.«
    Ich nickte.
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte sie. »Vielleicht hätte ich dich doch besser nicht wiedergesehen. Ich weiß, am Ende zerstöre ich nur alles.«
    Sie ging kurz vor elf. Ich hielt einen Schirm über sie und winkte ein Taxi heran. Es regnete noch immer.
    »Auf Wiedersehen. Und danke«, sagte sie.
    »Auf Wiedersehen«, sagte ich.
    Ich ging in die Bar zurück und setzte mich an denselben Platz an der Theke. Ihr Cocktailglas stand noch da, auch ihr Aschenbecher mit mehreren ausgedrückten Salems. Ich ließ beides nicht abräumen. Sehr lange starrte ich auf die blasse Spur von Lippenstift am Glas und an den Zigarettenstummeln. Als ich nach Hause kam, war Yukiko noch auf. Sie hatte eine Wolljacke über den Pyjama gezogen und sah sich auf Video »Lawrence von Arabien« an, während sie auf mich wartete. Die Szene, in der Lawrence nach vielerlei Leiden und Entbehrungen endlich die Wüste durchquert hat und den Suezkanal erreicht. Yukiko hatte den Film schon dreimal gesehen. »Ein toller Film«, sagte sie. »Ich kann ihn mir immer wieder ansehen.« Ich setzte mich neben sie und trank ein Glas Wein, während wir uns den Rest des Films ansahen.
    Am nächsten Sonntag, erzählte ich ihr, sei vom Schwimmclub aus eine kleine Bootspartie geplant. Eines der Mitglieder besaß eine große Jacht, mit der wir schon mehrmals zum Angeln und Trinken rausgefahren waren. Im Februar war es zwar ein bißchen zu kalt, um mit einer Jacht aufs Meer zu fahren, aber meine Frau hatte keine Ahnung von Booten, und so erhob sie keine Einwände. Sonntags blieb ich fast immer zu Hause, und anscheinend fand sie, es würde mir nur guttun, auch einmal Leute aus anderen Branchen zu sehen und an die frische Luft zu kommen.
    »Ich fahre morgens sehr früh los und bin gegen acht wieder zurück, nehme ich an. Zum Abendessen bin ich zu Hause«, sagte ich.
    »In Ordnung. An dem Sonntag kommt sowieso meine Schwester«, sagte sie. »Wenn's nicht zu kalt ist, können wir vielleicht nach Shinjuku Goen rausfahren und Picknick machen. Nur wir vier Mädels.«
    »Gute Idee«, sagte ich.
    Am folgenden Nachmittag ging ich in ein Reisebüro und reservierte die Flüge und einen Mietwagen. Für den Rückflug gab es eine Maschine, die um achtzehn Uhr dreißig in Tokio landete; wie es aussah, würde ich rechtzeitig für ein spätes Abendessen wieder zu Hause sein. Dann fuhr ich in die Bar und wartete auf Shimamotos Anruf. Sie meldete sich um zehn. »Ich hab ziemlich viel zu tun, aber ich glaube, ich kann es einrichten«, sagte ich ihr. »Würde es dir am nächsten Sonntag passen?«
    Sie richte sich ganz nach mir, antwortete sie.
    Ich nannte ihr die Abflugzeit und die Stelle im Flughafen Haneda, wo wir uns treffen würden.
    »Vielen, vielen Dank«, sagte sie.
    Nachdem ich aufgelegt hatte, saß ich noch eine Weile am

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