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Gefährliche Geliebte

Gefährliche Geliebte

Titel: Gefährliche Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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als Gründer auftrete, kann's vielleicht nicht schaden, wenn ich das wenigstens weiß.«
    »Na ja, um ehrlich zu sein, es geht um keine reale Firma«, antwortete mein Schwiegervater. »Sie existiert nur dem Namen nach, würde ich sagen. Nicht in Wirklichkeit.«
    »Eine Fassade also. Eine Scheinfirma.«
    »Könnte man wohl sagen.«
    »Was ist der Sinn der Sache? Ein Steuerschlupfloch?«
    »Hmm ... nicht direkt«, sagte er widerstrebend.
    »Geht's um Schmiergelder?«
    »So in der Richtung«, sagte er. »Ich geb ja gern zu, daß es nicht gerade die ehrenwerteste Sache ist, auf die man sich einlassen kann, aber in meiner Branche geht's nun einmal nicht anders.«
    »Na gut, aber was, wenn es ein Problem gibt?«
    »Eine Gesellschaft zu gründen, ist vollkommen legal.«
    »Ich rede von dem, was die Gesellschaft anschließend tut.«
    Er zog eine Zigarette aus seinem Päckchen, zündete sie sich mit einem Streichholz an und stieß den Rauch steil nach oben aus. »Es wird keine Probleme geben. Und selbst wenn, dann wäre es für jeden, der halbwegs bei Verstand ist, offensichtlich, daß du nur deinen Namen dazu hergegeben hast. Der Vater deiner Frau hat dich gebeten, deinen Namen benutzen zu dürfen, und du hast ihm den Gefallen getan. Kein Mensch würde dich zur Verantwortung ziehen.«
    Ich sagte eine Zeitlang nichts. »Und wo landen diese Schmiergelder?«
    »Es ist besser für dich, wenn du's nicht weißt.«
    »Erzähl mir mehr über diese sogenannten Gesetze des Marktes«, sagte ich. »Landen die Gelder in der Tasche irgendeines Politikers?«
    »Zum Teil«, sagte er.
    »Von Bürokraten?«
    Mein Schwiegervater drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. »Das wäre doch Bestechung. Dafür würde ich ins Kittchen wandern.«
    »Aber ich dachte, das tun alle in deiner Branche?«
    »Mehr oder weniger«, sagte er. Und machte ein gequältes Gesicht. »Aber sie treiben's nicht so weit, daß man sie einbuchten würde.«
    »Was ist mit der Yakuza? Der Verein ist doch immer sehr nützlich, wenn's darum geht, Grundstücke aufzukaufen, oder?«
    »Ich bin mit den Leuten nie recht klargekommen. Außerdem versuche ich ja nicht, den ganzen Markt an mich zu reißen. Das wäre zwar lukrativ, aber ich mach so was nicht. Wie gesagt, ich bin nur ein einfacher Bauunternehmer.«
    Ich seufzte tief.
    »Es war mir klar, daß dir die Sache nicht gefallen würde«, sagte er.
    »Es spielt keine Rolle, ob sie mir gefällt oder nicht, denn du hast mich doch bereits in deine Pläne eingebaut und alles in Gang gesetzt, stimmt's? In der sicheren Annahme, daß ich schon einwilligen würde.«
    »Ich fürchte, du hast recht.« Er lachte etwas betreten.
    Ich seufzte wieder. »Vater, offen gesagt, ich mag solche Sachen nicht. Ich meine nicht, weil's illegal wäre oder sonst was in der Art. Aber ich bin ein ganz normaler Typ und führe ein ganz normales Leben. Und ich würde lieber nicht in Hinterzimmergeschäfte hineingezogen werden.«
    »Das ist mir völlig klar«, sagte er. »Überlaß also alles mir. Ich lasse dich nicht im Regen stehen. Schließlich würden dann auch Yukiko und die Kinder mit hineingezogen, und das lasse ich bestimmt nicht zu. Du weißt ja, wieviel mir meine Tochter und meine Enkelkinder bedeuten.«
    Ich nickte. Ich konnte ihm die Bitte schlecht abschlagen, und das deprimierte mich. Nach und nach würde mich die Welt dort draußen völlig vereinnahmen. Das hier war der erste Schritt; zuerst sage ich zu dieser Sache ja, später kommt eine andere.
    Wir aßen weiter. Ich trank Tee, während mein Schwiegervater den Sake noch schneller hinunterkippte als bisher.
    »Wie alt bist du jetzt eigentlich?« fragte er unvermittelt.
    »Siebenunddreißig«, erwiderte ich.
    Er fixierte mich mit undurchdringlichem Blick.
    »Siebenunddreißig ist das Alter, in dem man am meisten herummacht«, sagte er. »Man hat Erfolg im Beruf, man ist entsprechend selbstsicher. Und die Frauen fallen einem nur so in den Schoß, richtig?«
    »In meinem Fall nicht gar so viele, fürchte ich.« Ich lachte und versuchte, seine Miene zu deuten. Einen panischen Augenblick lang war ich mir sicher, daß er irgendwie von mir und Shimamoto erfahren hatte und mich in Wirklichkeit deswegen hatte sprechen wollen. Aber er machte nur Konversation.
    »Als ich in deinem Alter war, habe ich nichts anbrennen lassen, darum werde ich dir jetzt auch nicht erzählen, du dürftest keine Affären haben. Ist zwar schon eigenartig, daß ich das ausgerechnet zum Mann meiner Tochter sage, aber ich

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