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Gefährliche Geliebte

Gefährliche Geliebte

Titel: Gefährliche Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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glaube, daß ein gelegentlicher kleiner Seitensprung sogar sein Gutes hat. Es erfrischt. Wenn du deinen Organismus ab und zu mal so richtig lüftest, dann läuft es zu Hause nur um so besser; und du kannst dich auch besser auf deine Arbeit konzentrieren. Falls du also mit anderen Frauen schlafen solltest - von mir kämen keine Vorhaltungen. Ich habe nicht das geringste gegen eine kleine Affäre hier und da, nur deine Partnerinnen solltest du dir sehr sorgfältig aussuchen. Laß dich mit der Falschen ein, und dein Leben geht den Bach runter. Das habe ich schon tausendfach gesehen.«
    Ich nickte. Und erinnerte mich plötzlich, daß Yukiko mir erzählt hatte, ihr Bruder und seine Frau hätten Probleme in ihrer Ehe. Ihr Bruder - er war ein Jahr jünger als ich - habe eine Freundin und lasse sich zu Hause nur noch selten blicken. Wahrscheinlich sorgte sich mein Schwiegervater wegen seines Ältesten und hatte deswegen dieses Thema angeschnitten.
    »Jedenfalls, laß dich bloß nicht mit irgendeinem billigen Weibsstück ein. Wenn du das tust, bist du bald selbst nichts mehr wert. Mach mit einer dummen Frau rum, und du wirst selbst zum Dummkopf: Was nicht heißt, daß du mit einer Luxusfrau anbändeln solltest. Das würde es dir nur schwerer machen, zu dem zurückzukehren, was dich zu Hause erwartet. Verstehst du, was ich meine?«
    »Ich denke schon«, erwiderte ich.
    »Solang du ein paar Dinge beherzigst, kann eigentlich nichts schiefgehen. Erstens, miete der Frau bloß keine eigene Wohnung. Das ist eindeutig ein Fehler. Zweitens, komme, was da wolle, sei spätestens um zwei Uhr nachts wieder zu Hause. Zwei Uhr ist der allerletzte Zeitpunkt, danach gibt's kein Zurück mehr. Und schließlich, benutze nie deine Freunde als Ausrede, um deine Affären zu vertuschen: Du könntest auffliegen. Wenn das passiert, tja, dann mußt du die Sache eben ausbaden. Aber es muß wirklich nicht sein, daß du dabei auch noch einen Freund verlierst.«
    »Das klingt, als würdest du aus Erfahrung sprechen.«
    »Erraten. Der Mensch lernt nur aus seinen Erfahrungen«, sagte er. »Es gibt zwar Leute, die lernen nie dazu, aber zu denen gehörst du nicht, das weiß ich. Du hast einen Blick für das Wesentliche, und den erwirbt man nur durch Erfahrung. Ich war nur ein paarmal in deinen Bars, aber man sieht's auf den ersten Blick. Du verstehst dich drauf, gute Mitarbeiter zu gewinnen und sie richtig zu behandeln.«
    Ich wartete schweigend darauf, daß er weiterredete.
    »Du hast auch ein gutes Auge bei der Wahl deiner Frau bewiesen. Yukiko ist sehr glücklich mit dir. Und deine Töchter sind prächtige Kinder. Ich bin dir dafür dankbar.«
    Er ist ganz schön betrunken, dachte ich. Aber ich sagte nichts.
    »Du weißt es wahrscheinlich nicht, aber Yukiko hat einmal versucht, sich umzubringen. Mit einer Überdosis Schlaftabletten. Wir haben sie sofort ins Krankenhaus geschafft, und sie war zwei Tage lang ohne Bewußtsein. Ich war mir sicher, daß sie nicht durchkommen würde. Ihr Körper fühlte sich ganz kalt an. Ich dachte schon, es ist aus mit ihr. Das war ein Gefühl, als wäre die Welt in sich zusammengestürzt.«
    Ich sah zu ihm auf. »Wann ist das passiert?«
    »Als sie zweiundzwanzig war. Sie war gerade mit dem College fertig. Es ging um einen Mann, einen Scheißkerl, mit dem sie sich blödsinnigerweise verlobt hatte. Yukiko wirkt sehr still, aber unter der Oberfläche ist sie ganz schön zäh. Und gescheit. Deswegen kapiere ich einfach nicht, wie sie sich mit einem solchen Kerl einlassen konnte.« Er lehnte sich gegen den Stützpfeiler des traditionell eingerichteten Raums, in dem wir saßen, steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. »Na ja, das war ihr allererster Mann. Beim ersten Mal macht jeder einen Fehler. Aber für Yukiko war das ein furchtbarer Schock. Deswegen hat sie versucht, sich das Leben zu nehmen. Danach wollte sie mit Männern lange nichts mehr zu tun haben. Sie war immer ziemlich kontaktfreudig gewesen, aber nun redete sie plötzlich nicht mehr mit anderen Leuten und ging nicht mehr aus dem Haus. Erst als sie dich kennenlernte, ist sie wieder aufgetaut. Sie war bald wie umgewandelt. Ihr habt euch doch auf einer Reise kennengelernt, war das nicht so?«
    »Stimmt. In Yatsugatake.«
    »Ich mußte sie fast aus dem Haus werfen, damit sie endlich losfuhr. Ich dachte, eine kleine Reise würde ihr guttun.«
    Ich nickte. »Von dem Selbstmordversuch wußte ich nichts«, sagte ich.
    »Ich hielt es für besser,

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