Gefährliche Glut
Josh wünsche, kann man nicht mit Geld kaufen.“
„Typisch für einen Mann wie mich? Was soll das heißen?“
Er hatte sich vom Türstock gelöst und kam jetzt wie ein dunkler Racheengel mit langen Schritten auf sie zu. Julie, die neben Josh auf der Matte kniete, sprang auf und stellte sich schützend vor den Kleinen.
„Mit Männern kennen Sie sich ja bestens aus, hab ich recht? Gewissermaßen sind Sie ja eine Spezialistin. Also verraten Sie es mir. Was sind das für Männer, Männer wie ich?“
Er stand zu nah vor ihr. Viel zu nah.
„Arrogante und … und egoistische Männer, die nur an ihrem eigenen Wohlergehen interessiert sind. Sie wollen …“
„Ja? Ich höre! Was will ich? Na los, sagen Sie es mir! Viel leicht Sie ? Ist es das, was Sie denken?“
Julie war entsetzt. Wie um alles in der Welt hatte die Situation in so kurzer Zeit derart außer Kontrolle geraten können?
„Nein, natürlich nicht“, gab sie zurück, während er sie schweigend taxierte, was sie schier unerträglich fand. „Warum sollten Sie mich auch wollen? Ich will nur …“
„Ja? Was wollen Sie, nur raus damit! Dass sich Ihr Anblick in mein Gedächtnis einbrennt? Damit ich in Zukunft nie wieder imstande bin, eine andere Frau auch nur anzusehen oder zu berühren, ohne an Sie zu denken? Dass ab jetzt mein Begehren nach einem ganz bestimmten Muster abläuft, das für immer mit Ihrer Person verknüpft ist? Wollen Sie das?“
Ohne auf ihre Erwiderung zu warten – die ohnehin nicht gekommen wäre, weil Julie viel zu perplex war – fuhr er trocken fort: „Natürlich hat so etwas seinen Preis, nicht wahr? Aber um an Ihr Ziel zu gelangen, wären Sie durchaus bereit, jeden meiner Wünsche zu erfüllen, oder etwa nicht? Wir sprechen hier schließlich von nicht mehr und nicht weniger als einer primitiven Form der Triebbefriedigung.“
Seine Stimme war sanft und spöttisch, und doch schwang darin die uralte Melodie der Verführung zwischen Mann und Frau mit, die wider Erwarten auch Julie erfasste. Sie wollte auf dem Absatz kehrtmachen und weglaufen, vor ihm und vor der sinnlichen Verwirrung, in die er sie stürzte. Und doch überwog der Wunsch zu bleiben – leider … gefährlicherweise. Sie verabscheute diesen Mann und alles, wofür er stand. Im selben Moment aber flüsterte ihr eine innere, völlig verrückte, unberechenbare Stimme zu, sich vorzustellen, wie es wohl wäre, nur ein einziges Mal im Leben eine Frau zu sein, die so einer Provokation ganz lässig begegnen konnte. Die es auskostete, einen Mann wie ihn zu erregen und seine Lust zu teilen. Wie es wohl sein mochte, eine Frau zu sein, die triumphierte angesichts des Verlangens, das sie weckte und befriedigte, um sich anschließend einfach umzudrehen und ohne Bedauern ihrer Wege zu gehen?
Aber war das nicht völlig lachhaft, so etwas auch nur zu denken? Andererseits, sah Rocco diese Frau in ihr nicht sowieso, da er sie für ihre Schwester hielt? Was wäre, wenn sie nur ein einziges Mal in ihrem Leben in Judys Rolle schlüpfte? Einfach nur, um zu erfahren, wie es sich anfühlte, eine Frau zu sein, die ihre Sexualität und die Macht, die damit verbunden war, auskostete?
War sie jetzt völlig übergeschnappt? Sie hatte wirklich Wichtigeres zu tun, als etwas über ihre eigenen verdrängten sexuellen Wünsche herauszufinden. Sie musste an Josh denken und ihn beschützen.
Rocco warf ihr aus halb geschlossenen Augen einen trägen Blick zu, der ihr Blut zum Sieden brachte.
„Na? Hat es Ihnen die Sprache verschlagen?“, fragte er spöttisch.
Er war selbst schuld, wenn sie die Herausforderung annahm, oder? Außerdem hatte er sich ihr gegenüber schlecht benommen, und jetzt schuldete er ihr etwas, richtig? Warum nahm sie sich nicht einfach, was sie wollte?
Ihre Gedanken waren so ungeheuerlich, dass ihr das Herz bis zum Hals schlug. Und was genau wollte sie? Doch nicht etwa ihn, oder? Nein, niemals. Und trotzdem gab es diese Versuchung, war da ein völlig außer Kontrolle geratenes wildes Verlangen, das sich nicht bändigen ließ. Aber das durfte Julie nicht zulassen.
Was sie da dachte, war viel zu gefährlich. War sie gänzlich verrückt geworden? Oder war es ein Krankheitssymptom und hatte etwas mit ihrer Anämie zu tun? Genau, wahrscheinlich hatte sie deshalb auch so weiche Knie und Herzklopfen.
„Ich habe Ihnen nichts zu sagen“, erwiderte sie mühsam. „Sie sind schließlich nicht Antonio.“
Um Himmels willen, warum hatte sie denn das jetzt gesagt?
„Nein, das bin
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