Gefährliche Glut
ich nicht, da haben Sie verdammt noch mal recht.“
Die kaum gebändigte Wut, die in seinen Worten mitschwang, verriet ihr, wie töricht sie gewesen war – und alles über die Gefahr, in der sie schwebte.
Sie versuchte dieser Gefahr auszuweichen … und ihm.
Doch zu spät. Seine Hände legten sich wie Schraubstöcke um ihre Oberarme und machten es ihr unmöglich zu entkommen.
„Sie halten es vielleicht für besonders schlau, sich über mich lustig zu machen, aber ich hole mir schon, was ich will, das verspreche ich Ihnen.“ In seiner Stimme schwang eine rasiermesserscharfe Warnung mit.
„Schön, aber höchstens, indem Sie mich beleidigen, weil Sie etwas anderes nicht bekommen“, konterte Julie, wobei sie zu ihrem eigenen Erstaunen weit entschlossener und selbstbewusster klang, als sie sich fühlte.
„Meinen Sie?“ Die goldenen Leopardenaugen mit den schweren Lidern taxierten ihre Beute – sie.
Halt, das geht entschieden zu weit, versuchte sich Rocco erschrocken zur Ordnung zu rufen. Dabei hatte er Julie doch einfach nur die Meinung sagen wollen. Und jetzt hatte sich da irgendetwas verselbständigt und war offenbar nicht mehr aufzuhalten. Die Worte, mit denen er eigentlich Distanz zwischen ihnen hatte schaffen wollen, erzeugten in seinem Kopf plötzlich extrem beunruhigende Bilder – Bilder, die er lieber nicht sehen wollte, weil sie ein völlig inakzeptables Begehren in ihm weckten.
Wie konnte er derartige Lust für ein Flittchen wie sie verspüren? Eine skrupellose, oberflächliche Frau, die sich an Antonio verkauft hatte? Es war schlicht unvorstellbar, dass er sie wollte, aber wie anders könnte er sich seine Reaktion erklären? Irgendetwas löste sie in ihm aus. Er sah es immer wieder vor sich, wie sie ohnmächtig geworden war oder wie sie das Baby herzte und küsste. Das waren Bilder, die den Schutzwall durchbrachen, den er um sein Herz herum errichtet hatte. Bilder, die ihn zwangen, sich seiner Vergangenheit zu stellen, darüber nachzudenken, was der Verlust seiner Mutter für ihn bedeutet hatte. Und das machte ihn wütend. Wütend auf sich selbst, weil er sich plötzlich so verletzlich fühlte, und wütend auf sie, weil sie diese Verletzlichkeit auslöste. Und jetzt gesellte sich zu dieser Wut auch noch Verlangen hinzu, was die Situation zusehends unbeherrschbar machte.
Seinem eigenen Seelenheil zuliebe war er gezwungen, sie von diesem unerwünschten Bild als liebevolle Mutter zu trennen. Allein deshalb hatte er seiner Fantasie unbewusst gestattet, an diese Stelle gänzlich andere, erotisch aufgeladene Bilder zu setzen. Nur aus diesem Grund begehrte er sie. Es war reiner Selbstschutz, sonst gar nichts.
Wenn er sie jetzt küsste und sie daraufhin sehr vorhersehbar reagierte, dann würde er endlich wieder zur Vernunft kommen, und er würde sie als das sehen können, was sie tatsächlich war. Ein Callgirl, ein Flittchen, sonst gar nichts. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Versuch zu wagen.
Als er auf ihren Mund schaute, spürte er, dass sie zitterte, wahrscheinlich ahnte sie bereits, was er im Schilde führte. Unter der Seidenbluse – die er ebenso bezahlt hatte wie alle übrigen Kleidungsstücke in ihrem Schrank – zeichneten sich nicht nur ihre harten Knospen ab, sondern auch deren leicht erhabenen Vorhöfe. Fast unbewusst ließ er ihren Arm los und fuhr mit dem Zeigefinger die Linien nach.
Julie erschauerte heftig und schloss schockiert die Augen, als ihr klar wurde, wie tief der Abgrund ihrer eigenen Sexualität tatsächlich war – und wie gefährlich. Wenn schon eine einzige schlichte Berührung so eine explosive Wirkung auf sie hatte, was würde dann erst bei einem Kuss passieren? Wie weit würde ein Kuss sie hinabziehen in diese heiße samtige Dunkelheit, an einen Ort, an dem sie noch nie zuvor gewesen war? Ihr war schwindlig, ihr Kopf fühlte sich leer an … vor Verlangen? Oder kam das von ihrer Blutarmut? Spielte es überhaupt eine Rolle, warum? Oder war jetzt nur wichtig, dass sie ihren Gefühlen aus irgendeinem unerfindlichen Grund nicht ausweichen konnte, sondern sie ausleben wollte?
Die Aufmerksamkeit, mit der er ihre Knospe bedachte – er streichelte sie mit Daumen und Zeigefinger – löste in ihrem Körper ein heftiges Kribbeln aus. Julie schaute auf seinen Mund, der so schön geformt war wie der Mund einer alten griechischen Skulptur, mit kleinen Grübchen neben den Mundwinkeln und einer vollen sinnlichen Unterlippe. Und als dieser Mund schließlich auf ihrem lag,
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