Gefährliche Glut
Rocco.
Erleichterung und Wut ließen sein Herz schneller schlagen. Erleichterung darüber, dass er sie so schnell gefunden hatte, und Wut, weil er überhaupt gezwungen gewesen war, sie zu suchen.
„Was zum Teufel hast du da draußen gesucht? Gar nichts natürlich, wahrscheinlich hast du dich einfach nur gelangweilt. Aber daran wirst du dich schon gewöhnen müssen, auch wenn es dir gewiss nicht gefällt. Hier gibt es nämlich keine Partyszene, wie du sie so sehr liebst, und genauso wenig gibt es die dazugehörigen Männer.“
„Ich interessiere mich weder für Partys noch für die dazugehörigen Männer“, erklärte Julie. „Offen gestanden interessiere ich mich überhaupt nicht für Männer. Ein Mann ist wirklich das Allerletzte, was mich im Moment interessiert.“
Als sie bei der Villa angelangt waren, fühlte sich Julie völlig ausgelaugt. Und krank vor Angst bei der Vorstellung, was Josh alles hätte passieren können. Aber sie war auch wütend auf Rocco, sodass es praktisch nur noch diese Wut war, die sie aufrecht hielt.
Rocco hob den schlafenden Josh aus dem Buggy und trug ihn nach oben ins Kinderzimmer. Julie folgte ihm mit letzter Kraft. Josh wirkte an Roccos Schulter so klein und verletzlich … und so geborgen.
„Hier, bitte“, sagte Julie schroff, während sie seine Jacke auszog und ihm hinhielt. „Und gib mir Josh.“
„Am besten, ich lege ihn gleich ins Bett, dann kann er weiterschlafen.“
Er weigerte sich, ihr Josh zu geben? Warum? Glaubte er womöglich, sie würde ihn fallen lassen?
„Er kann so nicht schlafen. Nicht mit diesem Daunenanzug, der ist viel zu warm.“
„Dann ziehen wir ihn eben aus.“
Julie knirschte vor Wut mit den Zähnen, als Rocco Josh einfach ungefragt ins Kinderzimmer trug, sodass ihr nichts anderes übrig blieb, als seine Lederjacke aufs Bett zu werfen und ihm zu folgen. „Lass es gut sein, sonst weckst du ihn womöglich noch auf.“
Ohne ihren Protest zu beachten, legte er Josh auf den Wickeltisch und befreite ihn dann überraschend geschickt von seinem Anzug. Josh bekam nichts mit und schlief friedlich weiter.
„Willst du ihn jetzt vielleicht auch noch wickeln?“, spottete Julie.
„Ich will bloß, dass es in seinem Leben jemand gibt, der bereit und in der Lage ist, die Verantwortung für ihn zu übernehmen. Aber das scheint wohl zu viel verlangt zu sein“, knurrte Rocco.
In Julie rangen Schuldgefühle und Stolz um die Oberhand. Sie war empört, dass Rocco ihr Verantwortungsbewusstsein infrage stellte, während ihr gleichzeitig schmerzhaft bewusst war, dass sie natürlich einen Fehler gemacht hatte. Dieser Ausflug, den sie vorwiegend aus Trotz unternommen hatte, hätte in der Tat schlimme Folgen haben können.
„Ich hätte es mir nie verziehen, wenn Josh etwas passiert wäre“, bemerkte sie schließlich kleinlaut.
Rocco ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Irgendetwas an ihr passte einfach nicht zusammen, aber was? Tatsache war, dass er sich nicht zum ersten Mal über sie wunderte … und positiv überrascht war.
Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Er hatte genug damit zu tun, seinen Körper im Zaum zu halten, der sich wieder einmal ganz ungeniert von ihr erregen ließ.
Wie konnte es sein, dass er eine Frau begehrte, die er im Grunde seines Herzens zutiefst verabscheute? Die Antwort auf diese Frage musste er schuldig bleiben, und doch war es so.
Auch wenn es nicht sein durfte.
Mit erstaunlich sicheren Bewegungen legte Rocco Josh ins Bett und deckte ihn zu.
„Ich soll dir von Maria ausrichten, dass du heute zum Abendessen Leber mit Spinat bekommst“, informierte er sie. „Oder hätte ich lieber vorwarnen sagen sollen?“
Maria beeilte sich offenbar, die Diätvorschriften des Arztes umzusetzen. Julie lächelte zerknirscht. „Leber! Eigentlich hatte ich gehofft, Maria davon überzeugen zu können, dass Cannelloni mit Spinat und Ricotta denselben Zweck erfüllen.“
„Du solltest dich umziehen, sonst erkältest du dich noch.“
„Stimmt.“
Rocco ging an ihr vorbei zur Tür. Julie gab sich einen Ruck und sagte widerstrebend: „Danke, dass … dass du uns nachgekommen bist.“
Sie hielt den Kopf gesenkt, weshalb sie den erstaunten Blick nicht sah, mit dem er sie streifte, bevor er kühl erwiderte: „Nichts zu danken. Ich habe schließlich ein begründetes Interesse daran, Josh zu beschützen.“
Und dann war er auch schon weg, noch ehe Julie dazu kam, den Kopf zu heben und ihn anzusehen … zum Glück. Sonst
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