Gefährliche Glut
Verhalten seiner Mutter leidet.“
Der gefährlich sanfte Ton, in dem er sie an etwas erinnerte, was sie lieber vergessen wollte, verstärkte Julies Unbehagen noch. Wirklich schockiert war sie allerdings erst, als er seinen Finger behutsam aus Josh’ Umklammerung löste und sagte: „Ich muss mit dir reden. Ich habe Neuigkeiten.“ Dabei ging er zurück in das Schlafzimmer, und Julie blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
„Dummerweise hat mein Vater erfahren, dass du und Josh bereits in Sizilien seid“, begann er. „Er ist fest davon überzeugt, dass er seinen Enkel auf Anhieb erkennt, und legt keinen Wert auf einen Nachweis der Vaterschaft. Das gefällt mir persönlich überhaupt nicht, obwohl es dir vielleicht sogar entgegenkommt. Immerhin könnte sich dieses Kind für dich ja als eine Goldgrube herausstellen.“
„Was erlaubst du dir eigentlich?“, widersprach Julie empört. „Ihr … ihr könnt mir gestohlen bleiben mit eurem ganzen Geld! Ich will ja gar nicht, dass Josh Antonios Sohn ist, sondern das Kind von James, das habe ich doch schon mal gesagt. Weil James … immerhin wollte James … er wollte … mich heiraten und … und … ach, du hast doch keine Ahnung.“
Sobald die hitzigen Worte heraus waren, hätte Julie sie am liebsten zurückgeholt. Doch es war zu spät. Rocco warf ihr einen grimmigen Blick zu, bevor er zur Tür ging, um diese zu schließen, dann drehte er sich wieder zu ihr um.
„Es gibt also wirklich noch einen anderen Mann, der als Josh’ Vater infrage kommt?“, fragte er kalt.
„Es gab ihn“, räumte Julie ein. „Er ist tot. Er kam bei einem Zugunglück ums Leben.“
Er erdolchte sie fast mit Blicken. „Und warum sagst du mir das erst jetzt?“
„Hast du mich denn irgendwann danach gefragt? Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern.“
„Und warum hast du dann Antonio erzählt, dass du ein Kind von ihm erwartest? Du hast dich von ihm auszahlen lassen.“
Rocco knirschte vor Wut mit den Zähnen. Wenn sie Antonio wirklich nur ausgenommen hatte und das Kind gar nicht von ihm war, hätte er sich diesen ganzen Aufwand sparen können. War das möglich? „Besteht denn überhaupt die geringste Chance, dass Josh Antonios Sohn ist? Sag es mir. Oder hast du Antonio reingelegt? Antworte!“, verlangte er schroff. „Es sei denn, du willst, dass ich die Antwort aus dir herausschüttele.“
Julie zuckte hilflos die Schultern. „Ich weiß es einfach nicht.“
8. KAPITEL
Rocco starrte Julie verständnislos an.
„ Was weißt du nicht?“
„Ich weiß nicht, wer Josh’ Vater ist“, gab sie wahrheitsgemäß zurück. „Aber ich wünsche mir trotzdem, dass es James ist und nicht Antonio.“
„Hast du ihn geliebt … diesen … diesen James?“
Was sollte die Frage? Was taten ihre Gefühle zur Sache, was ging ihn das alles überhaupt an?
„Ja, das habe ich.“ Julie schossen die Tränen in die Augen, ihre Stimme klang heiser.
„Das scheint dich aber nicht daran gehindert zu haben, mit meinem Bruder zu schlafen.“
Auch wenn er in ausdruckslosem Ton sprach, konnte doch kein Zweifel daran bestehen, dass er sie verachtete.
„James und ich hatten uns gestritten. Ich dachte, es ist aus zwischen uns. Und dann … dann fuhr ich in Urlaub und da … da ist es passiert.“
„Ach ja? Da ist es also passiert?“, höhnte er. „So ganz zufällig, was? In einem schwachen Moment, in dem du dich eigentlich nur nach deiner großen Liebe sehntest? Wolltest du das damit sagen?“
Julie schluckte. Genau das war doch geschehen, in diesem schrecklichen Moment, als Rocco sie geküsst hatte, oder? In einem beschämenden Augenblick der Schwäche und Unzurechnungsfähigkeit hatte sie ihre große Liebe verraten.
„Ja“, sagte sie steif.
Rocco kam auf sie zu und legte seine Hände so fest auf ihre Schultern, dass es schmerzte. Er schüttelte sie leicht und sagte scharf: „Das ist eine Lüge. Ich will dir sagen, was ‚so ganz zufällig‘ passiert ist, ich bin nämlich gut informiert. Antonio hat dich gekauft – dich und noch eine zweite Frau – um seine sexuellen Fantasien auszuleben. Das wissen wir, weil wir in seinen Unterlagen die Rechnung gefunden haben, aber bilde dir bloß nicht ein, dass du und deine nette Kollegin die einzige Abwechslung war, die er sich während seines Aufenthalts in Cannes gegönnt hat. Immerhin war er schlau genug, sich bescheinigen zu lassen, dass sich die Damen der von ihm in Anspruch genommenen Agentur regelmäßig ärztlich untersuchen
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