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Gefährliche Intrigen

Gefährliche Intrigen

Titel: Gefährliche Intrigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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überreden lassen. In der Dunkelheit, so seine feste Überzeugung, war es in den englischen Wäldern einfach zu unsicher. Darum hatte man sich geeinigt, eine Stunde vor Sonnenaufgang das Dorf zu verlassen, um keinen neugierigen Blicken ausgesetzt zu sein.
    Emma dankte ihrem Fuhrmann herzlich, und auch wenn er seine Bezahlung bereits erhalten hatte, drückte sie ihm zum Abschied noch eine goldene Münze mehr in die große, schwielige Hand. Jack schnippte die Münze hoch in die Luft, fing sie mit seiner Hemdtasche wieder auf und tippte sich zum Dank an die Kappe. Dann schnalzte er mit der Zunge und wendete sein Gespann.
    Liz hatte sich bereits die Jutetasche auf den Rücken geschultert und deutete die Straße hinunter.
    »Dort unten ist das Gasthaus. Da sollten wir uns für diese Nacht ein Zimmer nehmen.«
    Emma wollte auf keinen Fall in diesem Aufzug beim Earl von Dorset vorsprechen und um Hilfe bitten. Darum hatten sie noch einige Goldstücke für die Übernachtung aufgespart.
     
    Damit ihre Herrin unerkannt bleiben konnte, betrat Liz den Schankraum alleine. Im schummerigen Licht saßen einige Gäste über ihren Humpen beisammen und tranken auf ihren Feierabend. Liz bahnte sich einen Weg an den Tischen vorbei zum Tresen. Eine zahnlose Wirtin war noch mit der Bestellung einiger Burschen beschäftigt und so wartete Liz, sich in eine Ecke drückend, ungeduldig darauf, ein Zimmer nehmen zu können. Aus Erfahrung wusste sie, dass man sich als Frau lieber nicht allein in so einer Spelunke blicken lassen sollte, aber in ihrem Aufzug als Gossenjunge hoffte sie darauf, von den anderen Gästen nicht beachtet zu werden.
    Gerade als die Wirtin mit schwingenden Hüften zurückkam, beobachtete Liz, wie ein vornehmer blonder Herr eine der Mägde bei den Haaren packte und ihr grob in den Ausschnitt griff. Die arme Magd versucht zuerst freundlich, die unwillkommenen Annäherungen zurückzuweisen, doch der Herr war schon stark angetrunken und hatte nicht vor, auf sein Vergnügen zu verzichten. Die Wirtin, die die ganze Szene missmutig mit ansah, fuhr ihren anscheinend vornehmen Gast an:
    »He! Wir sind hier ein anständiges Haus! Geht da in die Kammer oder lasst das Mädel los!«
    Sie verlieh ihrem Ansinnen Nachdruck, indem sie einen dicken Knüppel unter dem Tresen hervorholte und zur Demonstration vor sich auf die Tischplatte legte. Der Mann hatte nur kurz gezögert. Vermutlich hatte er sich überlegt, ob er sich mit der Frau anlegen wollte, oder es stattdessen dieser Magd mal so richtig besorgen sollte. Die Entscheidung kam schnell, und er gab der Frau, die sich inzwischen ernsthaft zur Wehr setzte, einen harten Stoß in Richtung der Kammer, auf die die Wirtin gezeigt hatte.
    »Bitte, Herr, lasst mich gehen!«, wimmerte die Magd um Gnade, doch der Blondschopf hatte sie fest am Oberarm gepackt und zog sie lachend hinter sich in die dunkle Kammer und verriegelte die Tür.
    Zufrieden damit, in ihrem Gastraum wieder für Ordnung gesorgt zu haben, widmete sich die Wirtin nun der vor Angst erstarrten Liz. Anscheinend war sie schwerhörig, vermutete Liz, denn sie konnte sich beim besten Willen nicht anders erklären, wie die Frau sonst die wimmernden Laute und das rhythmische Stöhnen hinter der dünnen Tür ignorieren konnte.
    Weil Liz derart angespannt war, entging ihr, dass die feiste Wirtin mit ihr redete. Eine schallende Ohrfeige, die ihr die wollene Kappe vom Kopf fegte, war der Lohn. Panisch bedeckte Liz ihre Lockenmähne mit den Händen und krabbelte auf der Suche nach der Kappe auf dem Boden umher. Als die Wirtin erkannte, dass es sich bei dem schmuddeligen Knaben in Wirklichkeit um ein junges Mädchen handelte, zog sie Liz schnell hinter sich in die Küche.
    »Donnerwetter, Kind! Weißt du eigentlich, was mit Mädchen passiert, die sich hier zu dieser Tageszeit hereinwagen?«
    Die dicke Frau hatte sich warnend vor Liz aufgebaut, und diese versuchte nun ihrerseits, wieder etwas Würde zu erlangen.
    »Ja, die überlasst Ihr den Männern in Eurer schönen Kammer!«, antwortete sie frech und fing sich dafür gleich die zweite Ohrfeige ein.
    »Dummes Ding! So ist das eben! Ich muss ja auch von was leben, und wenn ich den feinen Pinkel da rausschmeiße, dann nimmt er sich eben eine an der nächsten Straßenecke. Hier kassier' ich ihm später eine ordentliche Zeche ab und kann dem Mädel davon wenigstens noch was zustecken.«
    Liz wusste, dass die Frau recht hatte. Kleinlaut nickte sie und knetete den Wollstoff zwischen den

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