Gefährliche Intrigen
die bessere Gesellschaft, auf die du so lange gewartet hast!«
Kochend vor Wut tigerte Daniel in der schmalen Nische auf und ab und murmelte dabei einen Fluch nach dem anderen vor sich hin. Roxana wusste, dass es besser war, ihn jetzt nicht anzusprechen, daher lehnte sie sich zurück und wartete darauf, dass ihr Cousin sich beruhigte.
Wie erwartet, hatte sich ihr Gegenüber kurz darauf wieder im Griff.
»Du hast recht! Ich werde es genießen, meine Ehefrau für ihre vorehelichen Aktivitäten zu bestrafen. Das Kind kann mir wunderbar als Druckmittel dienen, wenn die Lady ihrem lieben Mann den nötigen Gehorsam verweigern sollte.«
Auch Roxana war zufrieden. Ihr Cousin wusste eben, worauf es ankam.
»Richtig. Und wie wirst du nun weiter vorgehen?«
Daniel dachte kurz nach.
»Kann es nicht sein, dass Torrington selbst als Ehemann infrage kommt?«
Er rieb sich sein glatt rasiertes Kinn, und tiefe Falten hatten sich in seine Stirn gegraben.
»Ich denke, darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Logan weiß nichts von dem Kind, und Emma denkt, er ist immer noch auf dem Kontinent. Aber um ganz sicher zu gehen, sollten wir lieber nicht zu lange warten. Bring sie dazu, dich zu erwählen!«
Damit ließ Roxana ihren Cousin stehen und ging in Richtung Speisesaal davon. Daniel blieb zurück und glättete die Falten in seinem Hemd. Seine Wut darüber, dass sich Emma bereits diesem nichtsnutzigen Logan hingegeben, ihn selbst aber zurückgewiesen hatte, war nun wieder sorgfältig hinter der Maske des charmanten Gentlemans verborgen. Er saugte mit den Lippen das Blut von seinen Fingerknöcheln, und ein diabolisches Lächeln glomm in seinen Augen auf.
Rache ist süß, dachte er, und freute sich umso mehr auf seine baldige Hochzeitsnacht.
Emma hatte die ganze Nacht damit zugebracht, sich die Worte von Mister Holland durch den Kopf gehen zu lassen. Nach reiflicher Überlegung war sie zu dem Schluss gekommen, dass er recht hatte. Es gab für sie tatsächlich keinen anderen Weg. Sie durfte nicht länger nur an sich denken, sondern musste auch die Verantwortung für ihr Kind übernehmen.
Der Schmerz, den sie verspürte, wenn sie daran dachte, wie Logan sie behandeln würde, sollte er von ihrem Zustand erfahren, war einfach nicht auszuhalten. Darum würde sie es ihm nicht verraten.
So erdrückend die ganze Situation für Emma auch war, fühlte sie sich nun, da eine Entscheidung kurz bevorstand, doch irgendwie erleichtert: Logan liebte sie nicht. Und lieber würde sie einen Mann ehelichen, den sie selbst nicht liebte, der sie aber freundlich behandelte, als den Rest ihres Lebens mit ansehen zu müssen, wie der Mann, nach dem sie sich verzehrte, seine Leidenschaft in den Armen seiner Mätressen befriedigte. Nein! Diesen Schmerz könnte sie nicht ertragen!
Als Emma diese Entscheidung für sich getroffen hatte, dämmerte bereits der Morgen und sie fiel in einen unruhigen Schlaf. Als Liz einige Zeit später versuchte, ihre Herrin zu wecken, bekam sie nur die verschlafene Anweisung, Mister Scrope aufzusuchen, um den geplanten Ausritt auf den Nachmittag zu verschieben. Dann war die erschöpfte Emma schon wieder eingeschlafen.
Liz, die nicht verstehen konnte, dass ihre Herrin sich überhaupt mit Scrope abgab, machte sich gleich auf die Suche nach diesem. Vom Hauspersonal erfuhr sie, dass der gesuchte Herr zuletzt bei den Stallungen gesehen worden war - vermutlich wartete er dort schon auf seine Begleitung. Liz lachte leise in sich hinein bei dem Gedanken, diesem Widerling gleich ordentlich den Spaß zu verderben. Sie schlenderte über den Hof, und allein der Geruch nach Heu und den Pferden rief Kindheitserinnerungen in ihr wach. Sie war sozusagen in diesen Ställen groß geworden. Sie öffnete das schwere Tor zum Stall, und in den hereinfallenden Sonnenstrahlen tanzten Millionen von Staubkörnern in der Luft. Die Pferde in den ersten Boxen steckten ihr neugierig die Köpfe entgegen, und Liz gab ihnen aus einem Korb neben dem Tor einige saftige Äpfel.
Die Stallungen waren in L-Form gebaut, und leise Geräusche aus dem hinteren Teil deuteten darauf hin, dass sie nicht allein war. Das musste Mister Scrope sein. Sie machte sich auf die Suche und folgte dabei ihrem Gehör. Als Liz um die Ecke ging, lagen nur noch drei Boxen und die Sattelkammer vor ihr.
Aus der hintersten Box war eine Stimme zu hören. Liz blieb unschlüssig stehen.
»… dieses Miststück. … werde ihr schon zeigen, was ein echter Kerl ist. Denkt wohl,
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