Gefährliche Intrigen
auf den Arm.
»Vater, bitte, lass uns einfach hier verschwinden«, flüsterte sie ängstlich.
Doch Thomas Carter war aus einem anderen Holz geschnitzt. Er gab Liz die Mistgabel in die Hand. Dann ging er hinüber zu Daniel, der immer noch ohne Hosen dastand, und rammte ihm sein Knie mit aller Kraft ins Gemächt.
Scrope sackte schmerzgekrümmt in sich zusammen. Doch der Stallmeister setzte noch eines drauf und schickte Scrope mit einem gezielten Schlag aufs Kinn zu Boden.
Liz zitterte wie Espenlaub. Ihr Vater nahm sie auf den Arm und trat mit einem großen Schritt über den Bewusstlosen hinweg. Erst, als die beiden die Sicherheit ihres Hauses erreicht hatten, fand Thomas die Sprache wieder.
»Du wirst diesen Zwischenfall sofort deiner Herrin melden! So etwas darf nicht passieren!«
Liz schüttelte traurig den Kopf.
»Nein, ich kann es ihr nicht sagen. Ich kann Lady Pears nicht auch noch damit behelligen.«
Ihr Vater unternahm noch mehrere Versuche, sie umzustimmen, aber Liz beharrte auf ihrem Standpunkt. Daniel Scrope war immerhin ein gerne gesehener Gast bei den Herrschaften und bestimmt würde nur sie oder gar ihr Vater seine Anstellung verlieren, sollte die Sache bekannt werden.
Als Liz die Hütte ihrer Eltern wieder verließ, waren ihr die letzten Worte ihres Vaters ein kleiner Trost.
»Wenn er dir noch einmal zu nahe kommt, mein Schatz, dann schieß' ich diesen Hundsfott tot, das schwöre ich dir!«
Daniel blieb den ganzen Tag verschwunden. Emma war ernstlich besorgt, die zarten Gefühle des anscheinend so in sie verliebten Mister Scrope verletzt zu haben. So musste es sein. Anders konnte sie sich sein Fernbleiben nicht erklären. Lady Torrington wunderte sich ebenfalls darüber, dass ihr Cousin nicht zu den Mahlzeiten erschien und auch seine Pläne mit Emma nicht weiter vorantrieb.
Darum übernahm sie es selbst, bei ihrem Gast für ihren Verwandten den Weg zu ebnen. Sie saß mit Emma beim Nachmittagstee und lobte Daniels hervorragenden Charakter, sein gutes Aussehen und sein großes gütiges Herz. Emma war zwar etwas naiv, aber nicht dumm. Sie bemerkte natürlich, was ihre Gastgeberin vorhatte, aber wenn sie ehrlich war, dann war ihr der Gedanke an Daniel Scrope als ihren künftigen Ehemann ebenfalls schon in den Sinn gekommen.
Dafür gab es einige gute Gründe: Zum einen kannte sie wirklich keine anderen Männer, die dafür infrage kämen. Außerdem mochte sie Daniels immer freundliche und heitere Art. Er schien ehrliche Zuneigung für sie zu empfinden - zumindest hatte er das gestern Abend so angedeutet. Und Emma musste zugeben, dass Daniel auf seine Art auch recht gut aussah.
Sie fand, dass diese ganzen Punkte für eine arrangierte Ehe recht positiv klangen. Darum wollte auch sie die Gelegenheit nutzen, und bei Roxana noch etwas mehr über Daniel in Erfahrung bringen.
»Was glaubt Ihr, wird er sagen, wenn er das mit der Schwangerschaft erfährt?«
Roxana war ehrlich überrascht.
»Was? Natürlich werdet Ihr es ihm gar nicht sagen! Wenn er dann einige Monate nach der Eheschließung anmerkt, dass euer gemeinsames Kind wohl ein paar Wochen zu früh kommt, dann braucht Ihr nur eine gute Hebamme, die ihm versichert, so etwas wäre nicht ungewöhnlich. Schon habt Ihr ein eheliches Kind!«
Emma war sprachlos. Sie konnte doch unmöglich Daniel ein fremdes Kind unterschieben. Doch Roxana bestand letztendlich darauf, es ihm im besten Fall nach der Heirat zu gestehen.
Nun gut. Trotzdem wollte Emma erst noch einmal in Ruhe mit Daniel sprechen und etwas Zeit mit ihm verbringen, bevor sie dieser irrwitzigen Idee einer Heirat endgültig zustimmte.
Kapitel 21
London
Logan lag in seinem Stadthaus im Bett. Seit drei Tagen war er nüchtern. Die letzten Wochen hatte er in einem einzigen Alkoholrausch verbracht, doch soviel er auch trank, seine Dämonen wurde er nicht los. Dann konnte er genauso gut auch nüchtern versuchen, wieder auf die Beine zu kommen. Er musste zugeben, dass dieses kleine Abenteuer mit Emma ihm mehr zugesetzt hatte, als die Geschichte mit Roxana – erstaunlich! Vermutlich, weil Emma so jung und unschuldig war wie bisher keine andere Frau in seinem Leben.
Sie fehlte ihm. Als er sich das eingestanden hatte, suchte er nach einem Grund, sie zu besuchen. Sie hatte zwar gesagt, sie käme gut ohne ihn zurecht, aber sie hatte nicht gesagt, sie wolle ihn nicht sehen.
Dabei fiel ihm ein, das Mister Moreley ihn vor einigen Tagen hatte sprechen wollen. Möglicherweise gab es
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