Gefährliche Intrigen
23
London
Daniel hatte vier seiner Freunde um sich geschart, und alle zusammen zogen sie sturzbetrunken durch London. Sie hatten gerade eines der teuersten Bordelle der Stadt verlassen und stolperten nun grölend auf den Whites Club zu.
»Danke, Mister Moreley, ich muss zugeben, diese Information kommt für mich etwas überraschend. Gibt es denn einen Grund, warum Mister Davelle seit Kurzem nicht mehr auf der Liste der Clubmitglieder auftaucht?«
Moreley, der wieder einmal das Vertrauen seiner Mitglieder nicht enttäuschen wollte, hüstelte in sein Taschentuch.
»Lord Torrington, ich kann Euch dazu leider keine Informationen geben.«
Er strich sich entschuldigend übers Kinn,
»Aber es dürfte für Euch auch nicht schwer sein, den Grund selbst herauszufinden. Schließlich liegt in der Lobby unser Wettbuch öffentlich aus. Ein Blick hinein dürfte Eure Frage bestimmt beantworten.«
Logan dankte ihm und verließ grübelnd das Büro. Gegenüber der Tür lehnte Randall lässig an der Wand und wartete auf ihn.
»Na, konnte dir unser frischgebackener Vater die Auskünfte geben, die du gesucht hast?«
Logan bedeutete seinem Begleiter ihm nach vorne zu folgen und winkte zur Bar. Sie suchten sich einen Platz und bestellten Whiskey. Logan stürzte seinen in einem Zug hinunter und Forbes tat es ihm gleich.
»Kennst du einen Wilbour Davelle?«, fragte Logan, während sie auf den zweiten Drink warteten, den sie sich zur Sicherheit gleich mitbestellt hatten.
Randall sah seinen Freund ungläubig an.
»Lebst du hinter dem Mond? Jeder kennt doch diesen Pechvogel.«
Logan schüttelte den Kopf. Er hatte im letzten Jahr sehr viel Zeit in seinen Weinberg investiert und war deshalb nur selten in London gewesen. Von Wilbour hatte er noch nie etwas gehört.
»Jetzt erzähl schon! Was hat es damit auf sich?«
»Nun ja, alles hat damit angefangen, dass einige Geschäfte des Herrn mächtig schief gelaufen sind. Da war beispielsweise eine Investition in eine Schiffsladung Seidenstoffe aus dem Orient, die nur wenige Seemeilen vor der englischen Küste Seebruch erlitten hatte. Die teuren Stoffe waren wertlos und zerrissen an die Küste gespült worden. Daraufhin hatte Davelle von einem Bankier einen Kredit bekommen, den er beim großen Rennen auf den Geheimtipp gesetzt hatte. Hätte das Pferd, das an diesem Tag den Lauf seines Lebens hatte, gewonnen, wäre Davelle als reicher Mann nach Hause gefahren. Aber wie es der Teufel will, kippt dieser Gaul auf der Zielgeraden aus den Latschen - tot! Danach war ihm auch noch der Krediteintreiber auf den Fersen, und darum kam er hierher.«
Forbes deutete auf die Clubräume, ehe er fortfuhr.
»Er versuchte mit jedem irgendwelche kleineren Wetten, wobei sich schnell herausstellte, dass er nicht einmal seine Wetteinsätze aufbringen konnte. Kurz darauf wurde ihm hier Hausverbot erteilt. Sein Bruder, der Earl von Norfolk, war dann so anständig und hat die größten Verluste hier unter den Mitgliedern beglichen.«
Logan wunderte sich, dass Emma von dieser Sache nichts gewusst hatte. Natürlich wäre diese Geldnot ein gutes Motiv, aber würde man tatsächlich nur des Geldes wegen seine eigene Nichte ermorden?
Wie auch immer, Logan würde Emma einen Besuch abstatten und mit ihr und ihrem Onkel über die ganze Geschichte sprechen.
Schon allein der Gedanke an ein Wiedersehen mit Emma brachte sein Blut zum Kochen. Was hatte diese Frau nur an sich, dass ein einziger Gedanke ausreichte, um die Erinnerung an diese eine gemeinsame Nacht wachzurufen. Logan würde heute Nacht nicht gut schlafen, das wusste er jetzt schon. Darum leerte er vorsorglich eine Flasche Whiskey. Forbes, der wie sooft ein kleines Stelldichein mit einer der vielen unbefriedigten Ehefrauen hatte, entschuldigte sich mit einem verschmitzten Lächeln und ließ Logan allein zurück. Das störte Logan nicht weiter, denn insgeheim musste er sich etwas Mut antrinken. Er fürchtete sich vor seinem Besuch bei Emma. Würde sie sich freuen, ihn zu sehen, oder würde sie sich vielleicht sogar weigern, ihn zu empfangen? Nun gut, er würde es bald herausfinden: Morgen würde er zu Emma nach Salterdon reiten. Er warf einige Geldscheine auf den Tresen und ließ sich von einem Lakaien den Mantel bringen. Gerade, als er sich der Tür zuwandte, strömte eine fröhliche Menschentraube herein und lachte und sang zotige Lieder.
Einer der Herren sprang auf einen der gepolsterten Stühle und rief:
»Eine Runde für alle! Unser guter
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