Gefährliche Intrigen
halten.
Logan wäre noch weiter in seinen düsteren Gedanken versunken, wenn nicht Mary MacAllister, in eine Wolldecke gehüllt, ausgerüstet mit einer Kanne Tee, dazugekommen wäre. Praktisch, wie alle Schotten so sind, machte sie sich sogleich ans Werk. Es galt, Logan zuerst einmal auszunüchtern. Er wurde mit Brot, kaltem Braten und einer ganzen Kanne Tee so lange gefoltert, bis die Wirkung des Alkohols langsam nachließ, und er wieder etwas klarer denken konnte.
Der Morgen dämmerte bereits, als er den beiden die Geschichte von Emma und ihm in der Jagdhütte geschildert hatte. Obwohl Melissa traurig war, weil sie Logan verloren hatte, wollte sie nun wissen, wie es weitergehen sollte. Denn sie wollte, dass Logan glücklich wurde.
»Du kannst nicht einfach aufgeben!«
Mary stimmte ihrer Freundin zu:
»Genau, Ihr müsst um sie kämpfen!«
Logan schüttelte resigniert den Kopf.
»Es ist zu spät! Sie wird in wenigen Stunden heiraten! Und was, wenn sie meine Gefühle nicht erwidert?«
Melissa war nun aufgesprungen und schüttelte Logan fest.
»Und wenn doch? Das wirst du nie herausfinden, wenn du weiterhin in meinem Wohnzimmer sitzt und Trübsal bläst!«
Auch Mary war nun Feuer und Flamme.
»Genau, Ihr müsst sofort losreiten und diese Hochzeit verhindern! Oh, wie romantisch! Ihr entführt sie einfach und gesteht ihr dann Eure Liebe!«
Melissa drehte die Augen zur Decke und grinste.
»Ja, oder du gehst einfach zu ihr und sagst es ihr! Aber wofür auch immer du dich entscheidest, du solltest es dir auf dem Ritt nach Stainton Hall überlegen, denn sonst ist es auf jedem Fall zu spät!«
»Ihr habt recht!«
Entschlossen sprang Logan auf und ging auf Melissa zu.
»Mary, entschuldigt Ihr uns eine Minute?«
»Aber natürlich. Ich verabschiede mich gleich. Ich muss ohnehin noch einige Dinge packen. Ich wünsche Euch viel Glück!«
Damit versank Mary formvollendet in einem tiefen Knicks und ließ die beiden allein.
Logans ganze Aufmerksamkeit galt nun der Frau in seinen Armen.
»Melissa, ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut, nicht der Mann zu sein, der deiner Liebe würdig ist. Du bist einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben und ein guter Freund! Ich hoffe, du findest in Inverness einen Mann, der sogar den Boden anbetet, über den du gehst …«, er strich ihr eine verirrte Strähne ihres goldenen Haares aus dem Gesicht, »Aber wenn nicht; wenn du einen Freund brauchst oder Hilfe, dann kannst du immer auf mich zählen!«
Er zog seine ehemalige Mätresse in seine Arme, und Melissas Tränen drangen durch den Stoff seines Hemdes bis auf seine Brust. Sanft küsste er zum Abschied ihren Scheitel. Ihr gehauchtes »Lebe wohl!« begleitete ihn, als er schon zur Tür hinaus eilte.
Kapitel 24
Stainton Hall
Seit dem Morgen herrschte auf Stainton Hall Mannor eifrige Betriebsamkeit. Obwohl es nur eine Hochzeit im kleinen Rahmen war, ließ es sich Lady Torrington nicht nehmen, es wie ein rauschendes Fest zu planen. Sie war schließlich mit ihrer Leistung als Kupplerin sehr zufrieden, und ihr lieber Cousin war endlich am Ziel seiner Träume.
Es ging gerade auf Mittag zu, als die Kutsche mit Daniel und seinen Freunden endlich in Stainton Hall ankam. Die Männer waren nach ihrer durchzechten Nacht direkt in die Kutsche gestiegen und hatten es während der Fahrt gerade so geschafft, ihren Rausch auszuschlafen. Allerdings bot die Gruppe einen erbärmlichen Anblick. Roxana scheuchte die Herren in ihre Zimmer, und sämtliche Hausmädchen wurden geschickt, sie in Form zu bringen. Emma, die ebenfalls auf dem Weg in ihr Gemach war, um sich für die Feier umzukleiden, bog um die Ecke und rannte ihrem Zukünftigen direkt in die Arme.
»Holla!«
Daniel fand Gefallen an dieser zufälligen Begegnung, und schneller als Emma schauen konnte, hatte er sie an sich gezogen.
»Teuerste, ich freue mich, Euch vor der Zeremonie noch einmal zu sehen!«
Wie sehr er sich anscheinend freute, konnte Emma an der deutlichen Wölbung in seiner Hose spüren. Plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun.
»Daniel, bitte …«
Er lachte und raubte ihr grob einen Kuss. Sein Atem roch widerlich nach Schnaps, und Emma hatte größte Mühe, nicht zu würgen, als sich seine Zunge tief in ihren Mund schob. So schnell, wie der Angriff begonnen hatte, ließ Daniel auch schon wieder von ihr ab. Erleichtert atmete Emma auf.
»Ich kann es kaum erwarten, Euch endlich zu besitzen. Aber wir sollten uns nun lieber zurechtmachen.
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