Gefährliche Intrigen
geopfert hatte. Denn genau das musste passiert sein. Sie hatte ihn verhext. Seit dieser Nacht war keine Stunde vergangen, in der er nicht an Emma gedacht oder davon geträumt hatte, sie wieder in seinen Armen zu halten. Keine andere Frau hatte es seither geschafft, sein Interesse zu wecken. Sogar seine langjährige Geliebte Melissa hatte es nicht mehr geschafft, ihn zu erregen!
Unschlüssig blieb er am Ufer der Themse stehen. Der Fluss lag still und silbrig im Mondlicht; die vielen Lichter der Stadt spiegelten sich darin wieder, und er fragte sich, ob Emma wirklich in Daniel verliebt war. Er war so wütend auf sich selbst, aber auch auf Emma, die in ihrer Unschuld sein Herz gestohlen hatte, von dem er dachte, er hätte es schon viel früher verloren. Schlagartig wusste er, was er nun zu tun hatte: Schnell rief er eine Droschke herbei und gab dem Kutscher einen Befehl. Dann ließ er sich in die grünen, staubigen Polster sinken. Je länger die Fahrt dauerte, umso wütender wurde er. Er würde nicht zulassen, dass ihn alle Menschen, die ihm wichtig waren, verließen!
Als die Droschke ihr Ziel erreicht hatte, stürmte Logan die Stufen hinauf und hämmerte - wild entschlossen, sein Leben wieder in die Hand zu nehmen - an die Tür. Dass es bereits mitten in der Nacht war, interessierte ihn dabei nicht. Im Obergeschoss gingen die ersten Lichter an, und Logan trommelte erneut kräftig gegen den Türrahmen. Zuerst öffnete sich die schwere Eingangstür nur einen schmalen Spaltbreit, bis den Bewohnern klar geworden war, dass es sich bei dem Störenfried um Logan handelte.
»Was um Himmels willen tust du hier?«
Logan, der emotional noch nie so verwirrt gewesen war, hielt sich mit einer Antwort nicht lange auf. Er riss die nur in ein seidenes Nachthemd und einen dünnen Morgenmantel gehüllte Frau in seine Arme. Küssend trug er sie durch die Tür und trat diese mit dem Stiefel krachend hinter sich ins Schloss. Im nächstbesten Zimmer sank er mit der Frau auf dem Arm auf das Sofa. Dort ließ er kurz von ihr ab, um sich seines Mantels zu entledigen. Diesen Moment nutzte die vollkommen überraschte Melissa und entwand sich seinem Griff.
»Logan! Herrgott noch mal, was ist denn los?«
Um ihren inneren Aufruhr zu dämpfen, nahm sie die Zunderdose und entfachte einige Kerzen. Logan, nun ohne Mantel, ging zu ihr hinüber und umarmte sie von hinten. In seinen starken Armen begann Melissas Entschlossenheit zu wanken. Sie lehnte ihr goldenes Haar gegen seine starke Brust und seufzte.
»Melissa, meine Liebe, bitte geh nicht nach Schottland!«, flüsterte er in ihr Ohr.
Sein Atem strich über ihren Nacken, und eine Gänsehaut überzog ihren Körper. Wie gerne würde sie seiner Bitte nachgeben, aber ihr Herz wusste, was das seine anscheinend noch nicht wahrhaben wollte.
»Bitte! Bleib bei mir! Ich kann dich nicht auch noch verlieren!«, flehte er.
Sie drehte sich um und blickte ihm tief in die Augen.
»Logan, du weißt, dass ich dich liebe, oder?«
Logan nickte, aber Melissa war noch nicht fertig.
»Und weil ich dich liebe, erkenne ich die Wahrheit! Und diese Wahrheit ist, dass du bei deinem letzten Besuch in Stainton Hall dein Herz verloren hast. Du willst das aus irgendeinem Grund nicht einsehen, aber es ist und bleibt die Wahrheit.«
Sie befreite sich aus seiner Umarmung und legte ihm die Hand auf die Brust.
»Hier, fühl’ doch mal selbst.«
Ihre Finger klopften im Takt seines Herzens auf seine Brust.
»Ich war immer damit zufrieden, eine der Frauen sein zu dürfen, die um deine Liebe kämpfen. Aber ich kann nicht bei dir sein, wenn eine andere Frau doch längst den Sieg davongetragen hat.«
Logan wollte diese Worte nicht hören. Er wollte Emma nicht lieben! Aber als er im Kerzenschein in Melissas traurige Augen sah, erkannte er, dass sie die Wahrheit sprach. Sie kannte ihn so gut, und sie hatte um seine Liebe gekämpft, aber er konnte ihr nicht geben, was ihm nicht mehr gehörte. In jener Nacht vor drei Monaten hatte er sich verliebt. Oh Gott, Melissa hatte recht! Er liebte diese Elfe! Er liebte Emma Pears. Und nicht so, wie er einst in Roxana verliebt gewesen war, sondern aus ganzem Herzen! Er konnte unmöglich ohne sie sein. Er musste ihr das unbedingt sagen, ihr seine Gefühle gestehen. Doch was würde das ändern? Sie würde morgen diesen verdammten Daniel Scrope zum Mann nehmen.
Er liebte Emma so sehr, dass er körperliche Schmerzen litt bei der Vorstellung, Daniel würde diese Frau morgen Nacht, in den Armen
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