Gefährliche Intrigen
heiratet.«
Liz aufschäumende Begeisterung erhielt einen gewaltigen Dämpfer, als Emma sie aufklärte.
»Nein, ich werde am Freitag mein Eheversprechen Mister Scrope geben. Lord Torrington wird hoffentlich an diesem Tag noch nicht einmal den Weg in meine Gedanken finden.«
Liz stach sich vor Schreck mit der Nadel in den Finger, und dunkelrotes Blut tropfte auf den feinen Stoff in ihrem Schoß.
»Mylady, bitte, Ihr dürft Mister Scrope nicht heiraten!«
Wütend fuhr Emma ihre Zofe an:
»Was weißt du schon! Ich habe doch gar keine andere Wahl! Und es ist einfach nur lächerlich, sich vorzustellen, Lord Torrington würde auch nur den kleinen Finger rühren, um die Verantwortung für den durch ihn entstandenen Schaden zu beheben. Nein! Für mich gibt es kein glückliches Ende, für mich gibt es nur Daniel Scrope, ob uns das nun gefällt oder nicht!«
Damit war alles gesagt, und Liz, die den Kummer ihrer Herrin erkannte, wusste, sie durfte ihr den wahren Charakter von Mister Scrope jetzt nicht offenbaren. Emma würde womöglich denken, dass Liz sich diese Geschichte ausgedacht hatte, weil sie Emma lieber an Logans Seite sähe. Das würde das Unheil nur verschlimmern. Darum verlor keine der beiden Frauen mehr ein Wort über die Sache, und sie begannen stillschweigend mit den Vorbereitungen für ein scheinbar normales Hochzeitsfest.
Emma hatte keine Lust, ihren Gastgebern oder ihrem Zukünftigen an diesem Tag noch einmal über den Weg zu laufen, und blieb in ihrem Zimmer. So kam es, dass sie erst beim Abendessen erfuhr, dass Daniel bereits nach London aufgebrochen war und erst an ihrem Hochzeitstag zurückerwartet wurde. Einerseits war Emma erleichtert: Seit dem Moment seines Antrages hatte zwischen ihnen eine sehr gezwungene Atmosphäre geherrscht. Doch auf der anderen Seite war sie auch enttäuscht darüber, dass Daniel sich nicht einmal von ihr verabschiedet hatte. Abgesehen von dem ja abwesenden Bräutigam, wurde der gesamte Haushalt in die so kurzfristigen Hochzeitsvorbereitungen eingebunden: Aiden persönlich hatte sich auf den Weg gemacht, um einen Priester für die Zeremonie aufzutreiben.
Roxana schilderte Emma gerade, wie sie die kleine Kapelle die zum Anwesen gehörte, mit weißen Rosen schmücken lassen würde. Und in der Küche wurden eifrig die leckersten Gerichte gekocht und etliche Kuchen gebacken. Doch obwohl alle mit Begeisterung bei der Sache waren, kamen bei der Braut keinerlei romantische Gefühle auf. Im Gegenteil, je näher der Tag rückte, um so schlechter fühlte sie sich. Nun war bereits Donnerstagabend, und Liz bestand darauf, dass Emma erneut ihr Brautkleid anprobierte, da sie am Saum noch einige Änderungen vorgenommen hatte. Als Emma nun in ihrem zarten Leibchen vor ihr stand, runzelte Liz leicht die Stirn.
»Mylady, Ihr solltet morgen Euren Bräutigam zu dem einen oder anderen Glas mehr ermutigen, denn wenn er zu genau hinsieht, wird er sonst Euren Zustand erkennen.«
Emma legte zaghaft die Hände auf ihren Bauch. Liz hatte recht, sehr lange würde sie ihre Schwangerschaft nicht mehr geheim halten können.
Ihre Zofe stülpte ihr vorsichtig das Kleid über den Kopf und strich den silbrig glänzenden Stoff glatt. Eigentlich war es aus weißer Seide, aber überall waren silberne Fäden eingewoben, sodass die gesamte Kreation magisch funkelte. Ein viereckiger Ausschnitt, mit Perlen umrandet, gab den Blick auf Emmas Brustansatz frei. Die Ärmel reichten nur bis knapp über die Ellenbogen und lagen eng an ihren schlanken Armen an. Aber das wirklich Besondere an dem Kleid war der Rücken: Weiße Satinbänder schnürten das Kleid über einem Hauch von Silberstoff, der so zart war, dass er es nicht schaffte, die Haut darunter zu verbergen. Emma sah wunderschön aus, und zugleich so traurig, dass es Liz die Tränen in die Augen trieb.
»Mylady, Ihr seht aus wie eine Elfe, so zart und wunderschön!«
Die Zofe hatte ihrer Herrin ein Kompliment machen wollen, aber Emma erstarrte zu Stein: Logan hatte sie in jener einen Nacht seine Elfe genannt. Alles um sie herum begann, sich zu drehen.
»Schnell!«, rief sie Liz zu, »hilf mir aus dem Kleid! Nun mach schon!«
Sie riss und zerrte panisch an dem Stoff. Als das Brautkleid endlich in einem Haufen zu ihren Füßen lag, stürmte Emma zum Nachttopf und erbrach sich.
»Verflucht, Logan Torrington! Wo bist du, jetzt, wo ich dich brauche?«, flüsterte sie leise vor sich hin.
»Was in aller Welt soll ich nur tun?«
Kapitel
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