Gefährliche Intrigen
hinterhältigen und ehrlosen Daniel Scrope beweinen wolle, so solle sie sich dazu gefälligst in ihre Gemächer begeben! Insgeheim musste Logan über seinen großen Bruder lachen. Der verweichlichte Geck war anscheinend durch das Vereiteln des Mordanschlages ein selbstbewussterer Mann geworden. Wo er sonst seinen Mangel an Persönlichkeit hinter schrillen und bunten Klamotten versteckt hatte, zeigte er sich nun zum ersten Mal von einer anderen Seite. Logan mochte diesen neuen Aiden deutlich lieber als den Alten. Doch trotzdem wollte er endlich Gelegenheit haben, die Dinge zwischen sich und Emma zu klären. Er wollte ihr den Mann zeigen, den sie geheiratet hatte. Und er wollte ihr Ancenice zeigen.
Beim Abendessen in ihren Räumen weihte er sie in sein Vorhaben ein.
»Was hältst du davon, von hier zu verschwinden?«, fragte er beiläufig.
Emma schluckte den Bissen, den sie gerade im Mund hatte, hinunter und legte dann die Gabel zur Seite. Interessiert wartete sie, dass er weitersprach.
»Ich fühle mich hier nicht zuhause. Bevor dein Zustand es nicht mehr zulässt, würde ich gerne mit dir den Kanal überqueren, dir mein Weingut in Frankreich zeigen. Und vielleicht schaffen wir es ja, mit der Vergangenheit aufzuräumen. Wir könnten den ganzen Sommer dort verbringen, die Natur genießen und es uns so richtig gut gehen lassen. Es würde mir sehr viel bedeuten.«
Logan wünschte sich inbrünstig, sie möge ja sagen.
»Was meinst du?«
Auch Emma empfand Stainton Hall als erdrückend. Zudem erkannte sie, wie wichtig es für Logan war, ihr diese Seite von sich zu zeigen. Womöglich konnten sie dort noch einmal neu beginnen. Erwartungsvoll stimmte sie ihm daher zu.
»Oh ja, das wäre wunderbar! Allerdings würde ich mir wünschen, dass Liz mit uns kommt. Sie ist für mich fast so etwas wie eine Freundin. Und sie war bestimmt noch nie auf dem Kontinent!«
Da nun alles zu ihrer beider Zufriedenheit geregelt war, hoben sie ihre Gläser und tranken auf Frankreich.
Wenige Tage später machten sich Emma und Logan auf die Reise, und beide trug in ihren Herzen die brennende Sehnsucht nach Liebe und Vertrauen, aber auch die Hoffnung, vielleicht nun doch noch glücklich werden zu können.
Kapitel 26
Salterdon
Dieser selbstherrliche, eingebildete Lord Torrington hatte es tatsächlich geschafft, alle Pläne zu durchkreuzen!
Die Hände, die den Brief hielten, zitterten vor unterdrückter Wut und vor aufkeimendem Hass. Ja, es war blanker Hass, der sich hier so langsam an die Oberfläche fraß! Die Unverschämtheit dieses Schreibens ging wirklich zu weit. Doch trotzdem gab der Leser dem unbändigen Drang, den Brief zu zerreißen, nicht nach. Fein säuberlich wurde der Brief zurück auf die restliche Korrespondenz gelegt.
Wenn Torrington dachte, er könne sich mit diesen Almosen freikaufen, hatte er weit gefehlt! Stattdessen hatte er sich selbst zur Zielscheibe gemacht.
An Wilbour Davelle
Mit diesem Schreiben informiere ich Euch über die Heirat Eurer Nichte Emma Pears, mit mir, Lord Logan Torrington. Diese Heirat wurde auch ohne Euer Einverständnis als rechtskräftig erklärt. Damit entzieht sich Euch die Vollmacht über das Vermögen des verstorbenen Earls von Norfolk. Dieser Titel ist an mich übergegangen.
Obwohl in Eurer Obhut die Sicherheit meiner Frau nicht gegeben war, kann ich nicht glauben, dass Ihr Eurer Nichte schaden wollen würdet, besonders nun, da Ihr keinerlei Vorteile aus einem Unglück ziehen würdet. Daher schlage ich in aller Ergebenheit vor, uns zur Aufklärung der Angelegenheit in London zu treffen.
Außerdem ist mir Euer finanzieller Engpass bekannt. Darum habe ich ein Geschäft vorzuschlagen, das sich für Euch lohnen würde.
Wenn Ihr diesem Schreiben zustimmt, kommt zu dem alljährlichen legendären Maskenball des Königs nach London in den Kensington Palace. Dort können wir alles Weitere besprechen.
Logan und Emma Torrington, Earl von Norfolk
»London also! Ihr werdet schon sehen, welch unvergessliches Hochzeitsgeschenk ihr von mir bekommen werdet!« Hysterisches irres Gelächter begleitete diese Drohung und hallte laut und unheimlich durch die leeren, dunklen Flure.
Kapitel 27
London, Dezember 1729
In Logans Londoner Stadthaus ging es heute drunter und drüber. Die ersten Möbelstücke wurden verpackt und einige Wagenladungen persönlicher Dinge bereits auf den Weg gebracht. Die Ballsaison in London näherte sich dem Ende, und auch der
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