Gefährliche Intrigen
ruhig schon vor. Ich komme gleich nach.«
William kam sich unter dem prüfenden Blick seines Gegenübers schlecht vor.
»Mylord, wie ich bereits erwähnte, wird die Nichte meines Herrn vermisst. Er hofft in dieser Sache auf Eure Mithilfe, da Euch die junge Dame ebenfalls bekannt ist.«
Sich Logans durchbohrendem Blick zu stellen kostete William alle Kraft. Logan, der sich noch nicht einmal vorgestellt hatte, würde diesen Wurm zerquetschen, sollte er es wagen, seiner Emma irgendetwas zu tun. Doch eigentlich traute er dem nervösen Boten nichts Böses zu; der Mann zitterte wie Espenlaub.
»Nun, möglicherweise kann Ihnen meine Frau da besser behilflich sein. Sie wird jeden Augenblick zu uns stoßen.«
William schöpfte bei dieser Antwort wieder Hoffnung. Doch als sich einen Moment später die Tür hinter ihm öffnete und er sich umdrehte, war er doch ungemein überrascht. Er erhob sich, doch Logan legte ihm sofort drohend die Hand auf die Schulter.
»Bitte, nehmt doch wieder Platz!« Was wie eine Bitte klang, war ganz eindeutig ein Befehl.
»Ihr! Was wollt Ihr hier?«
Emma erkannte den Kammerdiener ihres Onkels. Und sie hatte nicht vergessen, dass dieser ihr ständig nachgeschlichen war. Wütend starrte sie ihn an.
»Warum verfolgt Ihr mich?«
Sogar Logan war über Emmas Reaktion überrascht.
»Wie ich sehe, kennt Ihr meine Ehefrau bereits!«, stellte er fest.
Williams Blick huschte zwischen den beiden hin und her, und er fragte sich, von wem die größere Gefahr ausging.
»Willst du dich nicht zu mir setzen, Liebes? Wir sollten Mister Brown auch einmal zu Wort kommen lassen.«, entspannte Logan die Situation.
Doch sein Ton blieb weiterhin unfreundlich, als er nun seinerseits einige Antworten verlangte.
»Also, wie Ihr selber seht, geht es der Nichte Eures Herrn sehr gut. Immerhin ist sie inzwischen meine Frau. Doch nun erklärt mir bitte, und zwar in allen Einzelheiten, warum Ihr nach ihr sucht.«
William verfluchte seinen Brotgeber, ihn in diese unangenehme Lage gebracht zu haben.
»Nun, Mylady. Euer Onkel schickt mich, er ist ganz krank vor Sorge. Seit Eurer Entführung bin ich schon auf der Suche nach Euch und …«
Emma sprang auf.
»Entführung? Krank vor Sorge? Was für unglaubliche Lügen hat Euch mein Onkel noch aufgetischt?«
Ihr Zeigefinger fuchtelte wild vor seinem Gesicht hin und her.
»Er will mich töten, um an mein Erbe zu gelangen! Darum bin ich fortgelaufen!«
Logan zog Emma wieder ein Stück zurück und mischte sich ein:
»Nun, wie auch immer. Jetzt sind wir verheiratet und somit hätte Mister Davelle keinen Vorteil mehr von Lady Torringtons Tod.«
William konnte nicht glauben, was er da gerade hörte.
»Mylady, Ihr müsst Euch irren! Euer Onkel liebt Euch.«
»Ha!«
Emma war so wütend! Der ganze Schmerz über den Verrat ihres Vormundes kehrte zurück.
»Geht zu ihm, und sagt ihm das! Er kommt zu spät, er kann mir nichts mehr tun!«
Emma schrie den armen Boten an, und wenn Logan sie nicht gebremst hätte, wäre sie auf ihn losgegangen.
»Emma, bitte! Wir können nicht beweisen, dass dein Onkel hinter der Sache steckt.«
Zärtlich drückte er sie an sich.
»Mister Brown, ich gebe Euch ein Schreiben für Mister Davelle mit. Damit dürfte dann soweit alles geklärt sein.«
Erleichtert atmete William aus, und in den nächsten Minuten war nur das Kratzen von Logans Federkiel zu hören. Anschließend reichte er William den versiegelten Brief.
»Eines noch: Solltet Ihr meiner Frau nur noch ein einziges Mal zu nahe kommen, töte ich Euch! Nicht schnell, sondern so langsam und schmerzvoll, dass Ihr den Tag Eurer Geburt verfluchen und um den Tod betteln werdet!«
Williams Gesicht hatte alle Farbe verloren.
»Gut, dann wünsche ich ihnen eine angenehme Heimreise. Komm Schatz!«
Logan ergriff Emmas Hand, und sie überließen es dem völlig verstörten William Brown Stainton Hall Mannor so schnell er konnte zu verlassen.
Nachdem wegen dem Ausgang des Duells der Haussegen noch immer schief hing, plante Logan mit seiner frischgebackenen Ehefrau eine ausgedehnte Reise zu unternehmen. Der lautstarke Ehestreit seines Bruders mit Roxana war nur schwer zu ertragen. Sie schimpfte und tobte im Wechsel mit stundenlangen Heulkrämpfen.
Nach zwei Tagen war es soweit, dass dem Earl von Dorset der Geduldsfaden riss. Mit gebieterischer Stimme befahl er seiner Gattin, ihn mit diesem leidigen Thema nicht länger in den Ohren zu liegen. Wenn sie allerdings weiterhin diesen
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