Gefaehrliche Kaninchen
einzige Kind in der Gegend war und daher gleich verdächtigt wurde.
»Wir haben Kressesamen auf sämtlichen Fußmatten ausgesät«, erwidert Georg. Tristan drückt den Ball auf, während Georg mit einem Esslöffel Gips hineingibt.
»Das klappt aber nur bei denen, die gerade im Urlaub sind. Die haben dann ein schönes Beet vor der Tür, wenn sie zurückkommen«, freut sich Tristan. »Und dann haben wir alle Klingelschilder vertauscht. Das war eine Heidenarbeit, weil man die erst abschrauben musste. Aber der Postbote kannte die meisten Leute, das war natürlich blöd.«
»Gut kam die Kratzernummer«, sagt Georg, während er löffelt.
»Wir haben mit einem Edding Kratzer auf Frischhaltefolie gemalt und die auf die Windschutzscheibe gelegt«, erklärt Tristan.
»Die andere«, sagt Georg.
»Ach so, klar. Wir haben einen Zettel geschrieben, auf dem stand, dass wir aus Versehen das Auto angefahren und einen Kratzer verursacht haben. Und dann eine ausgedachte Telefonnummer und so. Und dann haben wir von einem Versteck aus zugeguckt, wie die Leute stundenlang nach dem Kratzer gesucht haben.«
Max hört ihnen mit offenem Mund zu. Er hat es eindeutig mit Profis zu tun.
»So, fertig«, sagt Georg und legt den Löffel weg. »Mehr passt nicht rein.« Er nimmt das Klebeband, das Tristan ihm reicht, und klebt es sorgfältig über den Schlitz.
Ein bisschen eiförmig sieht der Ball schon aus, findet Max. »Und jetzt?«
»Jetzt warten wir darauf, dass der Gips hart wird«, sagt Tristan und grinst.
»Genau.« Georg nickt selbstgefällig. »Und dann wollen wir mal sehen, wie uns dieser Ball geklaut wird.«
Das Trocknen dauert sieben Mau-Mau-Spiele lang und vier Mario-Kart-Rennen in der Geisterbahn, dann wird es abgebrochen.
»So richtig hart ist er noch nicht«, sagt Georg, der den eiförmigen Ball noch zusammendrücken kann. »Besser wär’s, wenn wir bis morgen warten würden.«
Die beiden Brüder sehen sich an und schütteln dann gleichzeitig den Kopf. Geduld ist nicht ihre Stärke.
»Also los.«
Mit Max im Schlepptau schleichen sie in den Garten und spähen durch die Zaunlatten zum Nachbarn.
»Was ist«, flüstert Tristan. »Schaffst du es, ihn zu werfen?«
Georg blickt den Zaun hoch. »Schon. Aber weit wird er nicht kommen.«
»Hauptsache, er kommt rüber.«
Georg tritt zwei Schritte zurück, holt tief Luft und wirft den schweren Gipsball mit Schwung über den Zaun. Mit einem satten »Plompf« landet er auf der anderen Seite.
Die drei Jungen pressen ihre Nasen gegen die Latten. Durch die Schlitze können sie den Garten ganz gut einsehen, aber noch rührt sich nichts.
»Vielleicht sind sie nicht da«, flüstert Tristan.
»Klar doch. Ist doch Sonntag«, gibt Georg zurück.
Normalerweise stürzt sich der Nachbar auf rübergeschossene Bälle wie ein hungriger Löwe auf einen Klumpen Fleisch.
»Er hat euch nicht gehört«, sagt Max.
»Was?«
»Na ja, ich denke, vielleicht liegt er sofort auf der Lauer, wenn er euch Fußball spielen hört. Ihr wart einfach zu ruhig.«
»Stimmt. Mist«, sagt Georg.
»Dann holen wir das nach«, sagt Tristan und brüllt den Zaun an: »Ja, los, hier rüber. Zu mir.« Er sieht erst zu Max, dann zu Georg. »Nun los, macht mit.«
»Schieß!« - »Hierher, du Pflaume.« - »Foul«, brüllen die Jungs abwechselnd.
Dann gibt Georg ein Zeichen mit der Hand und sagt laut und theatralisch: »Oh nein, der Ball ist über den Zaun geflogen.«
Rasch reihen sich die Jungs wieder auf und starren durch die Schlitze. Erst passiert nichts, doch dann wird drüben die Terrassentür aufgeschoben. Der ballklauende Nachbar kommt in den Garten, dazu seine Frau. Es hat geklappt!
Max muss grinsen. Doch das vergeht ihm, als nach dem Nachbarehepaar noch zwei Gestalten auf der Terrasse erscheinen.
»Mist«, sagt Tristan, der neben ihm steht.
Georg atmet hörbar ein.
Mist ist noch untertrieben, denn dort drüben sind Klaus und der Vater von Max aufgetaucht!
»Was machen die denn da?«, flüstert Georg alarmiert.
»Wahrscheinlich unsere Bälle holen«, gibt Tristan ebenso leise zurück.
Klaus redet, hebt entschuldigend die Hände. Was er sagt, können die Jungen hinter dem Zaun nicht verstehen, aber er lacht und gestikuliert. Der Vater von Max sieht ernster aus, aber auch er nickt, als der Nachbar etwas sagt. Dann zeigt der Nachbar auf den Gipsball in seinem Garten und Max’ Vater nickt wieder und redet. Klaus springt die drei Stufen, die von der Terrasse in den Garten führen, herunter, dreht sich
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