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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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wütend auf mich ist. Ich weiß genau, wie es in ihm aussieht. Habe ich nicht dasselbe mit meiner Mutter gemacht?
    Ich schaue ihm in die Augen. Seine Wut kann nicht ganz überdecken, wie verletzt er ist, wie verraten er sich wegen meiner Verlobung mit Peeta fühlt. Dieses Treffen heute ist meine letzte Chance, Gale nicht für immer zu verlieren. Ich könnte ihm stundenlang alles erklären und selbst dann noch könnte er mich zurückweisen. Stattdessen komme ich direkt zum Hauptpunkt meiner Verteidigung.
    »Präsident Snow hat mir persönlich damit gedroht, dich töten zu lassen«, sage ich.
    Gale hebt die Augenbrauen, aber richtig ängstlich oder überrascht sieht er nicht aus. »Sonst noch jemanden?«
    »Nun ja, er hat mir nicht direkt eine Liste überreicht. Aber wir können wohl davon ausgehen, dass unsere beiden Familien betroffen sind«, sage ich.
    Jetzt kommt er doch zum Kamin. Er hockt sich vor das Feuer und wärmt sich auf. »Es sei denn?«
    »Kein >es sei denn<, so, wie es jetzt aussieht«, sage ich. Das müsste ich natürlich genauer erklären, aber ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, also sitze ich nur da und starre bedrückt ins Feuer.
    Nach einer Weile bricht Gale das Schweigen. »Tja, danke für die Warnung.«
    Ich drehe mich zu einer schroffen Erwiderung um, als ich das Funkeln in seinen Augen sehe. Ich hasse mich dafür, dass ich lächeln muss. An der Situation ist nichts Komisches, aber es ist wohl ein bisschen viel auf einmal. Sie werden uns alle auslöschen, ganz gleich, was passiert. »Ich hab einen Plan, weißt du.«
    »Ja, der ist bestimmt klasse«, sagt er. Er schmeißt mir die Handschuhe auf den Schoß. »Da. Ich will keine abgelegten Handschuhe von deinem Verlobten haben.«
    »Er ist nicht mein Verlobter. Das ist Teil der Komödie. Und die Handschuhe sind auch nicht von ihm. Sie haben Cinna gehört«, sage ich.
    »Dann gib sie wieder her«, sagt er. Er zieht die Handschuhe an, bewegt die Finger und nickt anerkennend. »Wenigstens werde ich mit warmen Händen sterben.«
    »Sehr optimistisch. Du weißt ja gar nicht, was passiert ist«, sage ich.
    »Lass hören«, sagt er.
    Ich fange mit dem Abend an, als Peeta und ich zu den Siegern der Hungerspiele gekrönt wurden und Haymitch mich vor dem Zorn des Kapitols warnte. Ich erzähle von der Sorge, die mich nicht losließ, selbst als ich schon zu Hause war, von Präsident Snows Besuch, den Morden in Distrikt 11, den Spannungen in der Bevölkerung, dem allerletzten Rettungsversuch durch die Verlobung, der Andeutung des Präsidenten, dass es nicht gereicht hat, von meiner Überzeugung, dass ich werde büßen müssen.
    Gale unterbricht mich kein einziges Mal. Während ich erzähle, steckt er die Handschuhe in die Tasche und bereitet aus dem Kissen im Lederbeutel eine Mahlzeit für uns. Er röstet Brot und Käse, entkernt Äpfel, legt Kastanien zum Rösten ins Feuer. Ich beobachte seine Hände, seine schönen, geschickten Finger. Narbig, so wie meine waren, ehe im Kapitol meine Haut geglättet wurde, aber stark und flink. Diese Hände sind kräftig genug, Kohle zu hauen, und fein genug, komplizierte Fallen zu bauen. Es sind Hände, denen ich vertraue.
    Ich halte inne und trinke einen Schluck Tee aus der Thermoskanne, ehe ich von meiner Heimkehr erzähle.
    »Da hast du ja ein ganz schönes Durcheinander angerichtet«, sagt er.
    »Ich bin noch gar nicht fertig«, erwidere ich.
    »Ich hab vorerst genug gehört. Überspring den Rest und erzähl von deinem Plan«, sagt er.
    Ich atme tief durch. »Wir hauen ab.«
    »Was?«, sagt er. Damit hat er überhaupt nicht gerechnet.
    »Wir gehen in den Wald und fliehen«, sage ich. Seine Miene ist undurchdringlich. Wird er mich auslachen, meine Idee als idiotisch abtun? Beunruhigt stehe ich auf, ich mache mich auf eine Auseinandersetzung gefasst. »Du hast selbst gesagt, wir könnten es tun! An dem Morgen der Ernte. Da hast du gesagt ...«
    Er kommt auf mich zu, und ich merke, wie ich hochgehoben werde. Das Zimmer dreht sich, und ich muss die Arme um seinen Hals legen, damit ich nicht das Gleichgewicht verliere. Er lacht, er ist glücklich.
    »Hey!«, rufe ich abwehrend, aber ich lache auch.
    Gale setzt mich wieder ab, lässt mich jedoch nicht los. »Gut, dann hauen wir ab«, sagt er.
    »Wirklich? Du hältst mich nicht für verrückt? Du kommst mit?« Jetzt drückt das Gewicht mich nicht mehr ganz so nieder, ich habe es auf Gales Schultern abgeladen.
    »Doch, ich halte dich für verrückt, aber ich komme trotzdem

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