Gefaehrliche Liebe
Ripper ausfindig gemacht und ihr gesagt, ich zeige sie an, sobald sie einem von euch beiden was verkauft. Sicherheitshalber hab ich ihr auch was gezahlt, aber ich glaube nicht, dass sie scharf darauf ist, wieder von den Friedenswächtern geschnappt zu werden.«
Haymitch holt mit seinem Messer aus, doch Peeta wehrt es so mühelos ab, dass es erbärmlich wirkt. Wut steigt in mir auf. »Was geht es dich an, was er macht?«
»Das geht mich sogar sehr viel an. Ganz gleich, wie es ausgeht, zwei von uns müssen in die Arena und der Dritte wird Mentor sein. Wir können uns in diesem Team keine Säufer leisten. Dich schon gar nicht, Katniss«, sagt Peeta zu mir.
»Was?«, stoße ich empört hervor. Es würde überzeugender klingen, wenn ich nicht immer noch so verkatert wäre. »Gestern Nacht war ich zum ersten Mal in meinem Leben betrunken.«
»Ja, und schau dir an, in was für einem Zustand du bist«, sagt Peeta.
Ich weiß nicht, was ich von meiner ersten Begegnung mit Peeta nach der Verkündung erwartet hatte. Ein paar Umarmungen und Küsse. Vielleicht ein wenig Trost. Nicht das hier. Ich wende mich an Haymitch. »Keine Angst, ich besorg dir schon was zu trinken.«
»Dann zeige ich euch beide an und ihr könnt am Pranger ausnüchtern«, sagt Peeta.
»Was soll das?«, fragt Haymitch.
»Zwei von uns werden aus dem Kapitol zurückkommen. Ein Mentor und ein Sieger«, sagt Peeta. »Effie schickt mir Aufnahmen aller lebenden Sieger. Wir werden uns ihre Spiele anschauen und alles Menschenmögliche darüber lernen, wie sie kämpfen. Wir werden an Gewicht zulegen und stark werden. Wir werden uns aufführen wie die Karrieros. Und einer von uns wird wieder gewinnen, ob es euch beiden passt oder nicht!« Er saust aus dem Zimmer und knallt die Haustür hinter sich zu.
Haymitch und ich zucken zusammen.
»Ich kann selbstgerechte Menschen nicht leiden«, sage ich.
»Wer redet hier von leiden können?«, sagt Haymitch und saugt den letzten Rest aus den leeren Flaschen.
»Wenn es nach ihm geht, sollen wir beide nach Hause zurückkehren, du und ich«, sage ich.
»Tja, dann ist er der Gelackmeierte«, sagt Haymitch.
Doch nach ein paar Tagen erklären wir uns einverstanden, die Karrieros zu spielen, denn das ist die beste Methode, auch Peeta einzustimmen. Jeden Abend schauen wir uns die alten Zusammenfassungen der vergangenen Spiele und ihre Sieger an. Mir wird bewusst, dass wir auf der Tour der Sieger keinen von ihnen kennengelernt haben, was mir im Nachhinein merkwürdig vorkommt. Als ich das erwähne, sagt Haymitch, Präsident Snow wollte auf keinen Fall zeigen, wie Peeta und ich - vor allem ich - uns mit anderen Siegern in möglicherweise aufständischen Distrikten verbünden. Sieger haben einen besonderen Status, und wenn sie meinen offenen Ungehorsam gegen das Kapitol unterstützt hätten, wäre das politisch gefährlich gewesen. Mir wird bewusst, dass einige unserer Gegner schon betagt sein könnten, was einerseits traurig ist, andererseits beruhigend. Peeta macht ausgiebig Notizen, Haymitch liefert Informationen über die Persönlichkeit der Sieger, und langsam lernen wir die Konkurrenz kennen.
Jeden Morgen machen wir Übungen, um unsere Körper zu trainieren. Wir laufen, heben Gewichte und dehnen unsere Muskeln. Nachmittags üben wir uns in Kampftechniken, im Messerwerfen und Ringen; ich bringe ihnen sogar bei, auf Bäume zu klettern. Offiziell sollen die Tribute nicht trainieren, aber niemand versucht uns davon abzuhalten. Selbst in den gewöhnlichen Jahren zeigt sich, dass die Tribute aus den Distrikten 1, 2 und 4 mit dem Speer und mit dem Schwert umgehen können. Dagegen ist das hier gar nichts.
Nach so vielen Jahren des schlechten Lebenswandels will Haymitchs Körper sich nicht erholen. Er hat immer noch erstaunliche Kräfte, aber wenn er nur ein kleines bisschen läuft, gerät er gleich außer Atem. Und man sollte doch meinen, dass jemand, der jede Nacht mit einem Messer schläft, in der Lage sein sollte, eine Hauswand damit zu treffen, aber seine Hände zittern so schlimm, dass es Wochen dauert, bis er wenigstens das zustande bringt.
Peeta und mir dagegen bekommt der neue Tagesablauf sehr gut. So habe ich etwas zu tun. So haben wir alle etwas zu tun, etwas anderes, als uns geschlagen zu geben. Meine Mutter stellt unsere Ernährung um, damit wir zunehmen. Prim behandelt unsere geschundenen Muskeln. Madge stibitzt für uns die Zeitungen, die das Kapitol ihrem Vater schickt. Bei den Prognosen, wer der Sieger der
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