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Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
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hatte mir sogar schon letzte Worte an meine Angehörigen zurechtgelegt. Hatte mir überlegt, wie ich die Türen am besten verschließen und meine Lieben voller Trauer, aber in Sicherheit hätte zurücklassen können. Doch auch das hat das Kapitol mir gestohlen.
    »Wir schreiben ihnen, Katniss«, sagt Peeta hinter mir. »Das ist bestimmt sowieso besser. Dann haben sie etwas von uns, woran sie sich festhalten können. Haymitch wird die Briefe für uns überbringen, falls ... sie überbracht werden müssen.«
    Ich nicke. Dann gehe ich auf direktem Weg in mein Abteil und setze mich aufs Bett. Ich weiß, dass ich diese Briefe nie schreiben werde. Wie die Rede, die ich niederzuschreiben versucht habe, um Rue und Thresh in Distrikt 11 zu ehren. In meinem Kopf und auch als ich zu der Menge sprach, war alles klar, aber aus dem Stift wollten die Worte einfach nicht herausfließen. Abgesehen davon mussten diese Worte von Umarmungen und Küssen begleitet werden, ich müsste Prim dabei übers Haar fahren, Gale übers Gesicht streichen, Madge die Hand drücken. Unmöglich können sie zusammen mit einer Holzkiste überbracht werden, in der mein erkalteter steifer Körper liegt.
    Ich bin zu traurig, um zu weinen. Ich will mich nur noch auf dem Bett zusammenkauern und schlafen, bis wir morgen früh das Kapitol erreichen. Aber ich habe eine Mission. Nein, mehr als eine Mission. Es ist mein Letzter Wille.
Peeta retten.
So unwahrscheinlich es angesichts der Wut des Kapitols auch scheinen mag, dass mir das gelingt, so wichtig ist es, dass ich alles gebe. Und das kann ich nur, wenn ich meinen Lieben zu Hause nicht länger nachtrauere.
Lass sie los,
sage ich mir.
Sag Lebewohl und vergiss sie.
Ich gebe mein Bestes, denke an jeden Einzelnen, entlasse sie wie Vögel aus den schützenden Käfigen in mir und verschließe die Türen, damit sie nicht zurückkönnen.
    Als Effie anklopft und mich zum Abendessen ruft, fühle ich mich leer. Aber diese Leichtigkeit kommt mir nicht ganz ungelegen.
    Die Stimmung beim Essen ist gedrückt. So gedrückt, dass lange Zeit überhaupt niemand etwas sagt und das Schweigen nur durch das Abräumen des einen Gangs und das Auftragen des nächsten unterbrochen wird. Eine kalte passierte Gemüsesuppe. Fischfrikadellen in Limonencreme. Diese Hühnchen in Orangen-Sahne-Soße, dazu Wildreis und Brunnenkresse. Schokoladenpudding, garniert mit Kirschen.
    Ab und zu versuchen Peeta und Effie eine Unterhaltung in Gang zu bringen, die aber bald erstirbt.
    »Ich finde deine neue Frisur toll«, sagt Peeta.
    »Danke. Sie sollte extra zu Katniss' Brosche passen. Wenn wir noch ein goldenes Armkettchen für dich finden und für Haymitch vielleicht einen goldenen Armreif oder so was, dann sehen wir aus wie ein Team, dachte ich«, erklärt Effie.
    Offenbar weiß sie nicht, dass meine Spotttölpelbrosche inzwischen den Rebellen als Erkennungszeichen dient. Zumindest in Distrikt 8. Im Kapitol ist der Spotttölpel immer noch eine nette Erinnerung an eine besonders aufregende Ausgabe der Hungerspiele. Was auch sonst? Echte Rebellen tragen ihre geheimen Erkennungszeichen doch nicht auf etwas so Beständigem wie einem Schmuckstück. Sie prägen sie in ein Stück Brot, das notfalls binnen einer Sekunde aufgegessen werden kann.
    »Ich halte das für eine großartige Idee«, sagt Peeta. »Was meinst du, Haymitch?«
    »Von mir aus«, sagt Haymitch. Er verkneift sich das Trinken, aber ich weiß, dass er es nur zu gern täte. Als Effie bemerkt, wie viel Kraft es ihn kostet, hat sie auch ihr eigenes Glas Wein abräumen lassen, aber Haymitch geht trotzdem auf dem Zahnfleisch. Wäre er selbst der Tribut, dann wäre er Peeta nichts schuldig und könnte sich nach Herzenslust betrinken. So jedoch muss er alles daransetzen, dass Peeta in einer Arena überlebt, in der es von alten Freunden wimmelt, und wahrscheinlich wird er scheitern.
    »Vielleicht können wir für dich ja auch eine Perücke bekommen?«, sage ich und bemühe mich, ungezwungen zu klingen. Haymitch schleudert mir nur einen Blick zu, der besagt, dass ich ihn in Ruhe lassen soll, und wir essen schweigend unseren Pudding auf.
    »Wollen wir uns jetzt die Zusammenfassung der Ernten anschauen?«, fragt Effie in die Runde, während sie sich mit einer weißen Leinenserviette die Mundwinkel abtupft.
    Peeta geht hinaus, um seine Notizen über die noch lebenden Sieger zu holen, und wir versammeln uns in dem Abteil mit dem Fernseher, um zu sehen, mit wem wir es in der Arena zu tun bekommen. Die

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