Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Liebe

Gefaehrliche Liebe

Titel: Gefaehrliche Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Collins
Vom Netzwerk:
sehe aus, als wäre ich in glühende Kohle gekleidet - nein, ich
bin
ein Stück glühende Kohle aus dem Kamin. Die Farben werden heller und dunkler, wechseln und verschmelzen, wie bei Kohle.
    »Wie hast du das denn hingekriegt?«, frage ich staunend.
    »Portia und ich haben viele Stunden ins Feuer geguckt«, sagt Cinna. »Jetzt kannst du dich anschauen.«
    Er dreht mich zu einem Spiegel hin, damit ich die Wirkung im Ganzen erkennen kann. Was ich sehe, ist kein Mädchen und auch keine Frau, sondern eine überirdische Erscheinung, die aussieht, als wäre sie in dem Vulkan zu Hause, der bei Haymitchs Jubiläumsspielen so viele Tribute vernichtet hat. Die schwarze Krone, die nun glühend rot ist, wirft seltsame Schatten auf mein dramatisch geschminktes Gesicht. Katniss, das Mädchen, das in Flammen stand, hat Feuerzungen, juwelenverzierte Umhänge und sanfte Kerzenlichtkleider abgelegt. Sie ist so gefährlich wie das Feuer selbst.
    »Ich glaube ... genau das habe ich gebraucht, um den anderen gegenüberzutreten«, sage ich.
    »Ja, ich finde, die Zeit der roten Lippenstifte und Haarbänder liegt hinter dir«, sagt Cinna. Er berührt den Knopf an meinem Ärmel noch einmal und löscht das Licht. »Damit die Batterie nicht zu sehr strapaziert wird. Wenn du diesmal auf dem Wagen stehst, dann kein Winken, kein Lächeln. Ich möchte, dass du nur geradeaus schaust, als würdest du all die Zuschauer gar nicht wahrnehmen.«
    »Endlich mal etwas, was ich gut kann«, sage ich.
    Cinna muss sich noch um Verschiedenes kümmern, deshalb beschließe ich, ins Erdgeschoss des Erneuerungsstudios hinunterzufahren, wo die Tribute und ihre Wagen in einer riesigen Halle daraufwarten, dass die Eröffnungsfeier beginnt. Ich hatte gehofft, dort Peeta und Haymitch zu treffen, aber sie sind noch nicht da. Anders als letztes Jahr, als die Tribute praktisch an ihren Wagen klebten und keinen Kontakt suchten, geht es diesmal regelrecht gesellig zu. Die Sieger, also die Jubiläumstribute und ihre Mentoren, stehen in Grüppchen zusammen und unterhalten sich. Natürlich, sie kennen sich ja alle, nur ich kenne niemanden, aber ich bin sowieso nicht der Typ, der herumgeht und sich vorstellt. Deshalb tätschele ich nur einem meiner Pferde den Rücken und versuche, nicht aufzufallen.
    Klappt aber nicht.
    Ich höre ein krachendes Kauen, noch ehe ich merke, dass er neben mir steht: Ich drehe den Kopf und da sind die berühmten meergrünen Augen von Finnick Odair nur wenige Zentimeter von meinen entfernt. Er wirft sich noch einen Zuckerwürfel in den Mund und lehnt sich gegen mein Pferd.
    »Hallo, Katniss«, sagt er, als würden wir uns seit Jahren kennen. Dabei sind wir uns noch nie begegnet.
    »Hallo, Finnick«, sage ich beiläufig, obwohl mir in seiner Nähe unwohl ist, besonders weil er so viel nackte Haut zeigt.
    »Möchtest du einen?«, fragt er und hält mir die Hand hin, auf der ein ganzer Berg Zuckerwürfel liegt. »Sind eigentlich für die Pferde, aber was soll's? Sie haben noch viele Jahre Zeit, Zucker zu essen, während du und ich ... na, wir zwei sollten ja wohl besser zugreifen, wenn wir was Süßes sehen.«
    Finnick Odair ist eine Art lebende Legende in Panem. Mit vierzehn hat er die fünfundsechzigsten Hungerspiele gewonnen, und deshalb ist er immer noch einer der jüngsten Sieger überhaupt. Er stammt aus Distrikt 4 und war ein Karrieretribut, weshalb die Chancen sowieso gut für ihn standen. Aber was kein Trainer für sich verbuchen konnte, war Finnicks außergewöhnliche Schönheit. Groß gewachsen, athletisch, mit goldener Haut und bronzefarbenem Haar und diesen unglaublichen Augen. Während andere Tribute dieses Jahrgangs von den Sponsoren kaum mal eine Handvoll Getreide oder Streichhölzer geschenkt bekamen, mangelte es Finnick weder an Essen noch an Medikamenten oder Waffen. Als seine Konkurrenten nach einer Woche endlich begriffen hatten, dass sie vor allem ihn töten mussten, war es schon zu spät. Mit den Speeren und Messern, die er im Füllhorn gefunden hatte, konnte er schon geschickt umgehen. Aber als er einen silbernen Fallschirm mit einem Dreizack bekam - wohl das teuerste Geschenk, das ich je gesehen habe -, war die Sache gelaufen. Distrikt 4 lebt für die Fischerei. Sein ganzes Leben hat Finnick auf Booten verbracht. Der Dreizack war eine natürliche, tödliche Verlängerung seines Arms. Aus Lianen knüpfte er ein Netz, wickelte seine Gegner darin ein und durchbohrte sie mit dem Dreizack. Innerhalb weniger Tage hatte er die Krone

Weitere Kostenlose Bücher