Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
wirkten ruhig und friedlich, wie sie hier saßen, ihren Wein tranken und redeten. Die wenigsten von ihnen in Uniform. Das ein oder andere Parteiabzeichen war zu erkennen. Heinrich hoffte, dass es diese Menschen waren, die dem Wahnsinn, der sich von Berlin aus zu verbreiten schien, Einhalt gebieten würden.
***
„Ihr Essen.“ Die junge Frau stellte den Teller vor ihm auf den Tisch und lächelte ihn an.
„Danke“, sagte er höflich. Der Duft des Bratens und der Knödel, der ihm in die Nase stieg, ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Ohne sich weiter um seine Umgebung zu kümmern, begann er zu essen. „Guten Abend, Herr von Wiesbach.“ Er erkannte Samuel an der Stimme, bevor er aufgesehen hatte. „Guten Abend, Herr Rosenberg.“ Er wischte sich mit der Serviette den Mund ab und reichte Richards Bruder die Hand. „Darf ich mich kurz zu Ihnen setzen?“ „Gerne.“ Er deutete auf einen Stuhl und überlegte zugleich, was Samuel wohl von ihm wollte. Ob er etwas wusste? Ob Richard ihn ins Vertrauen gezogen hatte? Nein, das konnte er sich nicht vorstellen. Angespannt richtete er sich auf und sah sein Gegenüber an. „Was kann ich für Sie tun?“ „Sie können mir verraten, warum Sie das alles für meinen Bruder tun. Ich frage mich die ganze Zeit, welches Ziel Sie verfolgen.“ „Warum sollte ich ein Ziel verfolgen?“ Heinrich spürte, wie er unter dem stechenden Blick des Mannes nervös wurde. „Ich bin schließlich mit schuld daran, dass Ihr Bruder nicht mehr richtig laufen kann. Da ist es für mich nur normal, dass ich ihm helfe. Außerdem“, er holte tief Luft, „hat sich zwischen Richard und mir ein Freundschaft entwickelt.“ „Ich bin mir unsicher. Mich beschleicht der Verdacht, dass da noch etwas anderes im Spiel ist.“ Samuel betrachtete das Gesicht seines Gegenübers skeptisch, ohne weiterzureden. „Was sollte denn Ihrer Meinung nach sein?“ Heinrich rutschte unruhig auf dem Stuhl nach vorn. Sein Appetit ließ nach. „Ich bin mir nicht sicher, aber wenn mich meine Menschenkenntnis nicht ganz im Stich lässt, dann ist da noch ein anderer Beweggrund.“ „Und der wäre Ihrer Meinung nach?“ „Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung.“ Samuel machte eine weitere Kunstpause. Die Reaktion von Heinrich sagte ihm, dass er auf der richtigen Spur war. „Aber, wenn ich Sie dabei erwische, dass Sie sich an meine Schwester heranmachen, dann gnade Ihnen Gott.“ Er hatte sich bedrohlich weit vorgebeugt. Innerlich atmete Heinrich auf. Sollte Samuel doch ruhig glauben, dass sein Interesse Silke galt. „Ihre Schwester ist eine sehr attraktive und charmante Person.“ „Das weiß ich. Aber ich untersage Ihnen jeden näheren Umgang mit ihr. Silke wird einen Juden heiraten und keinen Deutschen.“ „Meinen Sie nicht, dass sie das selbst entscheiden sollte?“ „Ich warne Sie. Meine Schwester ist für Sie tabu.“ Er kam noch ein Stückchen näher. Heinrich konnte seinen Atem, der nach Wein roch, deutlich wahrnehmen. Er lächelte verstohlen in sich hinein. Es gefiel ihm, das Samuel auf der falschen Fährte war. „Ich werde versuchen, daran zu denken.“ Er nickte Richards Bruder knapp zu und griff wieder nach seinem Besteck, um betont lässig sein Essen fortzusetzen. „Das rate ich Ihnen.“ Samuel erhob sich, warf ihm noch einen warnenden Blick zu und verließ das Lokal. Heinrich atmete auf und nahm einen großen Schluck aus seinem Weinglas. Was würde der Tag heute noch so alles für ihn parat halten? Während er sich die Frage stellte, sah er, dass sich die Lokaltür öffnete und sein Vorgesetzter eintrat, gefolgt von Siegfried. „Oh, nein. Nicht auch noch das!“, murmelte er leise und trank einen weiteren, großzügigen Schluck. „Von Wiesbach. Wieder im Lande?“ Sein Vorgesetzter kam an seinen Tisch und zeigte auf den freien Stuhl. „Darf ich?“ „Bitte.“ „Nochmal mein Beileid wegen Ihrer Frau Mutter.“ „Danke“, murmelte Heinrich. Siegfried, der ungefragt ebenfalls Platz genommen hatte, betrachtete ihn und die Dinge, die vor ihm standen. „Hast du dich mittlerweile an den Wein gewöhnt oder bist du immer noch unfähig zu trinken?“ Mit einem selbstzufriedenen Gesichtsausdruck machte dieser es sich auf dem Stuhl bequem und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich gebe mir Mühe, Maß zu halten.“ Heinrich ließ diesen Vorzeigenazi nicht aus den Augen, als er weiter aß. Siegfried schnippte nach der Bedienung und bestellte eine Flasche Wein und zwei Gläser. Als die
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