Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
und blinzelte. Sie war eingeschlafen und der Lärm im Treppenhaus hatte sie geweckt. Unverzüglich erkannte sie die Situation und stellte sich zwischen ihre Söhne. „Ich dulde keine Waffe in meinem Haus!“ Die Worte waren leise, aber mit dem entsprechenden Nachdruck. „Ich werde ...“ „Du wirst diese Waffe entfernen!“, schnitt sie Samuel das Wort ab. „Augenblicklich!“, fügte sie hinzu, ohne die Stimme zu heben, „und dann kommst du zurück. Wir haben zu reden.“ Dann drehte sie sich zu ihrem jüngsten Sohn um „Und du hörst auf, die Tragödie neu zu erfinden. Hast du mich verstanden?“
***
Heinrich und Richard saßen auf der Bank am Küchentisch nebeneinander. Beiden war immer noch schlecht vor Aufregung. Silke, die ihnen gegenüber Platz genommen hatte, betrachtete sie sorgenvoll. Sie wirken wie zwei Schuljungen, die eine große Dummheit begangen haben, dachte sie, versuchte aber gleichzeitig, beiden aufmunternd zuzulächeln. „Ich glaube, den können wir jetzt alle gebrauchen.“ Frau Rosenberg stellte vor jeden einzelnen ein Schnapsglas. Zuletzt ging sie zu ihrem ältesten Sohn, der mit verschränkten Armen am Küchenschrank lehnte und finster in die Runde sah. „Hier, nimm du auch einen.“ „Danke! Ich bleibe lieber Herr meiner Sinne.“ Er fixierte die beiden Männer, die unter diesem Blick unruhig auf der Bank hin- und herrutschten. Heinrich wischte sich mit dem Tuch, das Silke ihm gegeben hatte, über den Handrücken. Jetzt war der Schmerz da. Seine Knöchel brannten und die gesamte Hand tat ihm weh. Er beugte sich nach vorn, um an das Glas zu kommen, das vor ihm stand. Richard nutzte die Gelegenheit und legte ihm kurz die Hand auf den Oberschenkel, als der Oberkörper seines Freundes Samuel die Sicht versperrte. Heinrich unterdrückte das Verlangen, die Geste zu erwidern. Es beschämte ihn, dass der junge Mann wohl doch noch zu ihm hielt nach allem, was geschehen war. „Ich bin dafür, dass dieser Nazi augenblicklich das Haus verlässt.“ Samuels Stimme war kalt und hart, als er die Worte aussprach. „Das wird er nicht!“, widersprach Richard ihm angriffslustig. „Ich glaube kaum, dass du da ein Wörtchen mitzureden hast, kleiner Bruder!“ „Und ob ich das habe. Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ „RUHE!“ Es war das erste Mal seit der Szene im Treppenhaus, dass Frau Rosenberg die Stimme erhob. Sie trank ihren Schnaps in einem Zug aus und setzte sich ebenfalls an den Tisch. „Wir werden das in Ruhe besprechen. Setz dich hin, Samuel.“ „Danke, ich stehe lieber!“ „Dann bleib stehen.“ Sie sah zu Silke, dann zu den beiden Männern, die ihr gegenübersaßen. „Was ist passiert?“ „Ich ... Wir ...“ Heinrich suchte nach Worten. Er warf einen kurzen Seitenblick auf Richard. Dessen Blick schien ihm zu sagen: Erzähl nicht, was passiert ist. „Ja, ich bin bei der SA und ich bin nicht stolz darauf. Mein Vater hat mich dazu gezwungen aus Gründen, die ich hier nicht erörtern möchte. Tatsache ist, dass die Situation für Juden in diesem Land immer bedrohlicher wird. Ich habe versucht, Richard davon zu überzeugen, dass es besser ist, wenn Sie das Land verlassen.“ Er sah von Frau Rosenberg zu Samuel. Sie folgte seinen Worten aufmerksam, während Richards Bruder ihn mit finsterer Miene anstarrte. „Ich kann es arrangieren, dass Sie alle außer Landes gebracht werden. In Sicherheit.“ Er erläuterte die Einzelheiten in kurzen, knappen Sätzen. „Warum sollten wir dir glauben, du Nazi?“ Samuel stieß sich von dem Küchenschrank ab und kam an den Tisch. Er stützte sich auf der Tischplatte ab und fixierte Heinrich. „Wer sagt uns, dass du uns keine Falle stellst?“ „Weil er es ehrlich meint“, antwortete Silke und verhinderte somit, dass Richard antworten konnte. Es war unschwer zu erkennen, dass dieser kurz davor war, Dinge zu äußern, die die Situation zum Eskalieren gebracht hätten. „Heinrich ist ein ehrlicher Mensch. Ich vertraue ihm.“ „Weiblicher Instinkt, oder was?“ Samuels Augen funkelten seine Schwester an. „Du kannst schlecht abstreiten, dass die Stimmung hier in Deutschland sich geändert hat. Du hast doch auch die ganze Zeit davon gesprochen.“ „Ich weiß selbst, was ich gesagt habe. Das heißt aber nicht, dass ich diesem Typ hier Glauben schenke.“ Mit dem Kopf zeigte er in Heinrichs Richtung. Dieser nahm einen Schluck aus dem Glas. Der Schnaps brannte sich durch seine Kehle und landete heiß in seinem Magen. „Bitte, Frau
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