Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
Rosenberg, Sie müssen mir vertrauen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie alle hier wegkommen. Ich habe schon mit einem Bekannten gesprochen, der ein Flugzeug besitzt. Er könnte Sie nach Holland bringen und von dort aus bestünde die Möglichkeit nach England weiterzureisen. Ich habe dort Freunde, bei denen Sie unterkommen könnten.“ „Wir müssen gar nichts! Wir können ...“ Frau Rosenberg hob die Hand und machte ihrem ältesten Sohn somit klar, dass er ruhig sein sollte. „Ich habe selbst schon darüber nachgedacht, ob es noch Sinn macht, hier zu bleiben. Niemand ist so blind, dass er nicht sehen kann, was hier vor sich geht. Allerdings will so ein Schritt gut überlegt sein und“, sie sah kurz zu ihrer Tochter, die kaum merklich nickte, „ich werde nicht gehen.“ „Aber, Frau Rosenberg, ich ...“ Wie zuvor Samuel, verstummte Heinrich, als sie die Hand wieder anhob. „Ich würde Sie bitten, meine Kinder in Sicherheit zu bringen, aber ich bleibe.“ „Warum Mama?“ Richard sah sie verständnislos an. „Ich habe Krebs. Ich weiß es selbst erst seit ein paar Tagen. Der Arzt hat mir keine große Hoffnung gemacht. Sie können mir also nicht mehr viel wollen und ich möchte neben meinem Mann beerdigt werden.“ Richards Augen weiteten sich, als er begriff, was seine Mutter gerade gesagt hatte, und er vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Heinrich ließ sich mit dem Rücken gegen die Zimmerwand fallen und schloss für einen kurzen Moment die Augenlider. Fast wünschte er sich, Samuel hätte ihn vorhin erschossen. Er hatte Bedenken, dass er das alles hier überstehen würde. „Warum?“ Richard hob den Kopf und blickte zu Silke und dann zu seinem Bruder. Er stutzte kurz. „Ihr habt es gewusst! Warum habt ihr mir nichts gesagt!“ Seine Geschwister sahen sich verlegen an. „Ich hatte sie darum gebeten. Ich wollte selbst mit dir darüber sprechen.“ Frau Rosenberg griff nach der Hand ihres jüngsten Sohnes. „Du wolltest mir gar nichts sagen!“ Er machte sich mit einem Ruck los. Seine Oberschenkel knallten gegen die Tischkante, als er aufstand und mit schnellen Schritten den Raum verließ. „Ich gehe zu ihm“, sagte Silke, als sie bemerkte, dass Heinrich sich ebenfalls erheben wollte, um ihm zu folgen. Dieser sackte auf der Bank in sich zusammen und genehmigte sich den Rest aus seinem Glas. „Es tut mir leid für Sie, Frau Rosenberg“, stammelte er. Er fühlte sich, als ob ihm jemand den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. Erst die schreckliche Szene auf dem Dorfplatz, dann die Auseinandersetzung mit Richard und jetzt das. „Ich werde ebenfalls nicht gehen. Ich überlasse mein Land nicht kampflos den Nazis!“ Samuel hieb mit der Faust auf den Tisch. Die Gläser, die darauf standen, machten einen kleinen Satz. „Ich bleibe!“ „Lass uns bitte alleine, Samuel. Ich habe mit Herrn von Wiesbach noch etwas zu besprechen.“ Sie nickte ihm kurz zu. „Na gut“, knurrte dieser als Antwort und ging. Die Tür fiel hart ins Schloss, als er sie hinter sich zuwarf. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ Heinrichs Mitgefühl lag unüber hörbar in seiner Stimme. „Sie brauchen nichts zu sagen. Irgendwann müssen wir alle gehen.“ Die Ruhe, die sie auszustrahlen schien, war ihm unbegreiflich. „Ich möchte Sie nur um eins bitten. Bringen Sie Silke und Richard in Sicherheit. Samuel wird hier nicht weggehen. Dessen bin ich mir sicher. Sein Stolz verbietet es ihm. Aber meine beiden Jüngsten sollen hier weg. Und bitte, kümmern Sie sich um Richard. Ich weiß, dass er Ihnen mindestens genauso am Herzen liegt wie mir.“ Heinrich riss die Augen auf. „Wie kommen Sie darauf?“ Die alte Frau lächelte ihn an. „Ich kenne meinen Sohn und ich bin nicht blind. Jedesmal, wenn Sie auftauchen, fangen seine Augen an zu leuchten und er wird nervös. Ich war genauso, als ich meinen Mann kennengelernt habe.“ Er war betroffen. Diese Reaktion hatte er nicht erwartet. Alles, was er bis jetzt hinsichtlich seiner Neigung von seinen Eltern erfahren hatte, waren Ablehnung und Hass gewesen. „Frau Rosenberg, ich wollte das nicht. Bitte glauben Sie mir.“ „Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es hat mich am Anfang befremdet, als ich es bemerkt habe, aber Gott schenkt die Liebe. Passen Sie auf ihn auf.“ „Richard kann stolz darauf sein, eine solche Mutter zu haben.“ Er legte seine Hand auf ihre und drückte sie. Die Geste wurde freundlich erwidert.
***
Draußen vor dem Haus atmete Heinrich erst
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