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Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)

Titel: Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Conrad
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war, konnte man trotz der dämmrigen Beleuchtung genau sehen. Heinrich überlegte gerade, wie er reagieren sollte, als er den Ausruf hörte: „Da ist ja noch so einer! Kommt, den schnappen wir uns auch noch!“ Auf den ersten Blick wusste er, wer ihnen da entgegenkam. Der leicht hinkende Gang und die blonden Haare waren unverkennbar. Verdammt, was machst du hier!, schoss es ihm durch den Kopf. Er stieß die Person von sich weg und war mit zwei Schritten bei Richard. Richard starrte die Runde an. Dann sah er den jungen Mann, der in der Mitte stand und am ganzen Körper zitterte. Er kannte ihn von der Schule. Sie waren in die gleiche Klasse gegangen. Den Ausruf „Da ist ja noch so einer! Kommt, den schnappen wir uns auch noch!“ nahm er zwar wahr, aber die Vorkommnisse schockierten ihn dermaßen, dass er nicht fähig war zu reagieren. Wie im Traum sah er Heinrich auf sich zukommen. Erst als dieser ihn mit einem harten Griff von hinten umfasste und ihm den Arm auf den Rücken drehte, begannen seine Gedanken zu rasen. Er spürte Heinrichs Körper hinter sich. Nahm den vertrauten Geruch seines Freundes wahr, fühlte aber gleichzeitig die Gefahr, in der er sich befand. Um Gottes Willen, Richard halt still, betete Heinrich, als er bemerkte, dass dieser sich versteifte. „Was wollt ihr denn mit dem? Der ist doch ein Krüppel! Das ist doch unter unserer Würde, sich mit einem verkrüppelten Juden abzugeben.“ Heinrich hoffte inständig, dass er seine Sorge um Richard aus seiner Stimme heraushalten konnte. „Von Wiesbach, was soll das?!“ Sein Zugführer machte einen Schritt auf sie zu. „Der ist es doch nicht wert. Sich daran die Finger schmutzig zu machen, lohnt den Aufwand kaum.“ Er konnte sehen, dass Siegfried zögerte, und nutzte diesen Umstand sofort aus. „Verschwinde, Jude! Geh uns aus den Augen!“ Er stieß Richard brutal von sich. „Hau ab, bevor ich es mir anders überlege!“ Ihm wurde schlecht, als sein Freund sich zu ihm umdrehte. In dessen Gesicht lag der gleiche Ausdruck wie in dem des jungen Mannes eben und auch er zitterte am ganzen Leib. Fast wäre er gestolpert, als Heinrich ihn weggestoßen hatte. Er unterdrückte den Impuls, seinen Freund aufzufangen. Der kalte Schweiß lief ihm den Rücken hinunter. Richards Blick, der ihn mit voller Wucht traf, holte ihn fast von den Beinen. In den Augen standen Unverständnis, Wut und nackte Angst. „Bitte verschwinde!“, versuchte er ihm tonlos zu sagen, aber in seiner Panik schien er es nicht zu registrieren. Wie angewurzelt blieb er, wo er war, und starrte Heinrich an. „Du hast recht, von Wiesbach. Dieser Krüppel ist die Arbeit nicht wert.“ Siegfried stellte sich neben Heinrich und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Das hätte ich dir gar nicht zugetraut, von Wiesbach. Aus dir wird doch noch ein echter Deutscher!“ Langsam kam Richard zu sich. Seine Knie fühlten sich an, als ob sie aus Gummi bestünden, als er einen Schritt nach hinten machte. Er starrte immer noch auf Heinrich, der neben diesem Nazi stand. Er konnte nicht glauben, was gerade geschehen war. Als er sich umdrehte und losrannte, strauchelte er und fiel hin. Das hämische Gelächter in seinem Rücken begleitete ihn, bis er um die Ecke bog. Heinrich stand derweil wie versteinert auf der Straße und kämpfte gegen das Verlangen an, seine Faust in Siegfrieds Gesicht zu platzieren.

    ***

    Der Kies knirschte unter den Reifen, als Heinrich vor dem Haus der Rosenbergs eine Vollbremsung hinlegte. So schnell es ihm möglich gewesen war, hatte er sich von der Gruppe getrennt und war nach Hause gerannt, um seine Wagenschlüssel zu holen. Der Ausdruck in Richards Augen verfolgte ihn die ganze Zeit. Dieses Entsetzen, diese Angst, die darin zu lesen gewesen war, schnürte ihm jetzt noch die Luft ab. Den ganzen Weg hierher hatte er gehofft, Richard auffischen zu können, aber die Panik musste ihm ungeahnte Kräfte verliehen haben. Er hoffte inständig, dass er ihn hier finden würde.
Fast wäre er mit Silke zusammengestoßen, die gerade aus dem Haus kam. „Wo ist Richard?“ Ohne Begrüßung warf er ihr die Worte entgegen. „Hinter dem Haus.“ Sie musterte ihn von oben bis unten. Dass er in seiner SA-Uniform hier auftauchte, war bestimmt kein gutes Zeichen. „Heinrich, was ist passiert? Er wirkt ziemlich verstört.“ „Ich ... Ich ...“ Er fuhr sich durch die Haare. „Ich muss mit ihm reden.“ Ohne eine Reaktion abzuwarten, umrundete er das Haus. Richard saß auf einer Bank, die

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