Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
„Richard, wir müssen alle irgendwann sterben. Halt dich an dem Gedanken fest, dass sie bald wieder mit Papa vereint ist. Die beiden werden immer bei uns sein. Ich weiß, dass sie auf uns aufpassen werden, und du würdest ihr keinen Gefallen tun, wenn du hierbleibst. Im Gegenteil, die Sorge um uns würde sie nur noch mehr krank machen. So weiß sie, dass wir in Sicherheit sind.“ Silke lächelte ihn aufmunternd an, obwohl sie wusste, dass es bei der Beleuchtung kaum zu erkennen war. Sie musste an das Gespräch denken, das sie vergangene Nacht mit ihrer Mutter geführt hatte. Die beiden Frauen hatten voneinander Abschied genommen. Tränenreich, aber auch lachend, als sie das Leben Revue passieren ließen. Silke hatte sich nach der Unterhaltung wohler gefühlt. Der Schmerz war immer noch da, aber es tat nicht mehr so entsetzlich weh. „Es wird alles gut werden, bestimmt.“ Sie sprach sowohl ihrem Bruder als auch sich Mut zu.
***
Bis sie die Lichtung erreicht hatten, von der aus der Flieger sie abholen sollte, war es komplett dunkel. Lediglich die Sterne spendeten etwas Licht. Heinrich ließ den Wagen vor einem alten Schuppen ausrollen.
„So, da wären wir. Ihr steigt am besten aus. Ich fahre das Auto ein Stück in den Wald, damit es niemand sieht, der per Zufall hier vorbeikommt.“ „Gute Idee“, brummte Samuel und verließ den Wagen. Seine Geschwister folgten ihm. Heinrich holte tief Luft. Er war immer noch nervös und seiner Auffassung nach grenzte es an ein Wunder, dass sie unbeschadet hier angekommen waren. Er legte den Rückwärtsgang ein und steuerte auf die Baumreihe zu. Als er einen geeigneten Platz gefunden hatte, stellte er den Wagen ab. Für einen Augenblick ließ er das Licht brennen und betrachtete die drei Personen, die im Lichtkegel standen. Samuel, die Hände in die Seiten gestemmt, begutachtete das Gebäude. Silke hatte ihren Koffer auf einen umgefallenen Baumstamm gelegt und sich daneben gesetzt. Richard, der seine Habseligkeiten immer noch mit beiden Armen festhielt, stand unschlüssig zwischen ihnen. Er wirkte verloren. Heinrichs Eingeweide zogen sich zusammen, als er ihn betrachtete. Wenn er sich damals an dem Tag am Fluss beherrscht hätte, dann würde Richard jetzt vielleicht mit dem jungen Mädchen hier stehen, von der er ihm vorgeschwärmt hatte. Die Eifersucht, die bei dem Gedanken in ihm aufstieg, stach hart zu. Das Bild, als sie sich auf dem Frühlingsfest geküsst hatten, kam ihm in den Sinn. In dem Moment hatte er die junge Frau gehasst, ohne dass er sie kannte. Das Gefühl war ihm damals unangenehm gewesen und blieb es auch jetzt. Wenn er sich beherrscht hätte ... Dann hättest du niemals diese aufrichtige Liebe kennen gelernt, meldete sich seine innere Stimme. Er nahm sich fest vor, sobald die beiden weg waren, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um ihnen folgen zu können. Sollte sein Vater doch an seinem Geld ersticken! Er brauchte es nicht! Der Lichtkegel erstarb, als er den Schalter auf Aus stellte, und die drei verschwanden in der Dunkelheit. Heinrich stieg aus und umrundete das Auto. Nachdem er den Platz für gut befunden hatte, suchte er noch einige heruntergefallene Äste zusammen und bedeckte das Auto notdürftig damit. Mit bedachten Schritten ging er zurück zu der alten Scheune. Angestrengt sah er in die Dunkelheit, um auf dem unebenen Boden nicht zu stolpern. Diese Blöße wollte er sich vor Samuel nicht geben. Erstaunt sah er sich um, als er vor dem Gebäude angekommen war. „Wo sind die anderen?“ Silke, die den Kopf in den Nacken gelegt hatte und den Sternenhimmel betrachtete, antwortete ihm, ohne ihre Position zu verändern. „Samuel ist die Gegend erkunden und Richard ist in der Scheune.“ Heinrich ließ sich neben ihr auf dem Baumstumpf nieder. „Sehen die Sterne in England genauso aus wie hier? Ich habe mal gelesen, dass sie einem in der Wüste viel näher vorkommen.“ „Das kommt daher, weil die Luft in der Wüste klarer ist. Dort ist nicht so viel Dreck in der Luft wie bei uns.“ „Warst du etwa schon mal dort gewesen?“ Sie sah ihn fasziniert an. „Nein. Aber es ist eine Nebenerscheinung, wenn man verschiedene Studiengänge angefangen hat und keinen beendet – man bekommt eine gute Allgemeinbildung.“ Sie lachten beide leise. „Stell dein Licht nicht immer so unter den Scheffel, Heinrich. Du bist mehr wert, als du selbst weißt. Und jetzt geh zu Richard. Ich glaube, er braucht dich.“ „Ich weiß nicht ... Es ist wegen ...“ „Mach dir
Weitere Kostenlose Bücher