Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
Dinge des Lebens verlernen lassen. Er besah sich die Sachen, die auf dem Bett lagen. Nein, mitnehmen konnte er das nicht alles. So viel Platz gab das Flugzeug nicht her. „Ich habe eine Idee. Pack das alles in eine Kiste. Ich nehme sie dann mit und schicke sie dir nach.“ „Das könnte gehen.“ Die blauen Augen leuchteten auf. „Ich will sie nicht hier lassen. Samuel bedeuten sie nichts. Ich bin mir sicher, dass er sie verschenkt, oder was schlimmer für mich wäre, wegschmeißt. Mein Leben ist so schon genug aus den Fugen geraten. Da möchte ich wenigstens ein paar Rahmenbedingungen behalten.“ Er lächelte leicht. Ein Anblick, der Heinrich mitten ins Herz ging. „Ich versprech dir, dass ich dir die Kiste schicke.“ Er legte beide Hände auf die Oberschenkel des jungen Mannes. „Du kannst sie ja auch selbst mitbringen, wenn du kommst.“ „Das wird dann aber noch etwas dauern. Ich muss erst noch einiges regeln, wenn ihr in Sicherheit seid.“ Ihm graute bei dem Gedanken daran, wie er es schaffen sollte, sich von seinem Vater zu lösen. Von was würde er leben? Aber hier bleiben ohne Richard, das kam ihm noch unsinniger vor, als in eine ungewisse Zukunft zu gehen. „Guten Abend, Herr von Wiesbach.“ Frau Rosenberg stand in der offenen Tür. Heinrich drückte noch mal kurz Richards Beine und erhob sich dann. Mit einer Verbeugung begrüßte er sie: „Entschuldigen Sie, dass ich hier so hereingestürmt bin, aber ich habe vorhin den Anruf bekommen, auf den wir gewartet haben.“ „Silke hat mir schon erzählt, dass es in zwei Tagen so weit ist.“ Ein liebevoller Blick ging in Richtung ihres Jüngsten, der immer noch auf dem Bett saß und die Dinge, die um ihn verstreut lagen, einsammelte. „Wie verabschiedet man sich von seinen Kindern?“ Ihr Gesicht sah müde aus und ihre Schultern hingen herab, als sie es fast lautlos flüsterte. „Ich würde Ihnen gerne helfen, wenn ich nur wüsste, wie.“ Heinrich, der ihre Worte gehört hatte, berührte ihren Unterarm. Sie sah auf seine Hand, legte ihre darüber und blickte ihm dann ins Gesicht. „Sie tun mehr für mich, als Sie sich vorstellen können. Sie bringen meine Kinder in Sicherheit.“ „Ich tue es gerne.“ „Und ich weiß, dass sie gut bei Ihnen aufgehoben sind.“ Sie nickten sich zu. „Richard, ich bin unten, wenn du mich brauchst.“ „Ja, ich komme gleich.“ Er war aufgestanden und legte einen Teil der Gegenstände gerade auf seinen Schreibtisch, als er antwortete. „Ich beneide dich um deine Mutter.“ Heinrich hatte sich zu ihm umgedreht und kam auf ihn zu, als sie alleine waren. „Sie ist so voller Wärme und Liebe.“ „Oh, sie kann auch anders. Silke und ich haben als Kinder mal eine Schlammschlacht gemacht. Es hatte geregnet und wir haben zwei große Pinsel genommen und uns damit vollgespritzt. Wenn meine Schwester kein Kleid angehabt hätte, wäre es wahrscheinlich schwierig geworden uns zu unterscheiden. Wir waren mit einer gleichmäßigen Dreckschicht bedeckt.“ Er lehnte sich gegen die Schreibtischkante und verzog schmerzlich das Gesicht, als er weitersprach. „Ich konnte zwei Tage nicht sitzen.“ „Das kann ich mir gar nicht vorstellen.“ Heinrich stand vor ihm und sah belustigt auf ihn hinunter. „Wir waren beide fertig angezogen für die Synagoge. Das hieß: Beste Kleidung und Schuhe. Ich weiß nicht mehr, wie lange Mutter gebraucht hat, bis sie den Schmutz aus den Sachen hatte. Aber es hatte auch etwas Gutes. Wir sind an diesem Tag von der Synagoge verschont geblieben.“ Er zwinkerte ihm zu. „Da war der Hausarrest, der für die nächsten zwei Wochen galt, nicht mehr so schlimm.“ „Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass du ein ungezogener Junge warst.“ Er fasste seine Hände und zog ihn hoch. „Ich kann, wenn ich will.“ Das spitzbübische Lächeln, das sich auf seinem Antlitz breit machte, war Heinrich mittlerweile nur zu gut vertraut. Er fuhr ihm mit den Fingern durch das Gesicht, zeichnete sanft die Wangenknochen, während er leise „Ich werde dich vermissen“ flüsterte. Richard griff nach seinen Händen und hielt sie fest. „Ich werde da sein, wenn du kommst.“ Er konnte es noch nicht begreifen, dass er in ein paar Tagen in einem anderen Land sein würde. Lediglich Silke und einen Koffer an seiner Seite. Der Versuch, tapfer zu lächeln, rutschte in einer Grimasse aus. Heinrich zog ihn zu sich, nahm ihn fest in die Arme und küsste ihn sanft, aber auch verzweifelt. „Ich fahre jetzt besser. Ihr
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