Gefährliche Liebe unter dem Hakenkreuz (Junge Liebe) (German Edition)
seinem Wagenschlüssel griff. Zwei Tage Zeit – er musste unbedingt heute Abend noch bei den Rosenbergs Bescheid geben. Er musste dorthin und wenn 20 Siegfrieds im Erdgeschoss auf ihn warten würden.
***
Leise schlich er aus dem Haus und zog die Tür hinter sich zu, um zu seinem Wagen zu gelangen, den er um die Ecke geparkt hatte. Er schlug den Kragen seiner Jacke hoch, um sich gegen den Regen zu schützen, zog den Kopf ein und spurtete los. „Ich befürchte, auf deinen guten Himbeerlikör muss ich heute Abend verzichten, liebste Freundin.“ Siegfried stand am Fenster und hatte den Vorhang gerade genug angehoben, dass er hinaussehen konnte, ohne entdeckt zu werden. „Das befürchte ich auch.“ Heinrichs Vermieterin trug ein selbstgefälliges Lächeln zur Schau, als sie erst ihres und dann das zweite Glas leer trank. „Die Pflicht ruft.“ „Ich war mir doch immer sicher, dass man diesem von Wiesbach nicht trauen kann. Vielen Dank für deine Hilfe. Ich werde es nicht vergessen.“ Er schlug die Hacken zusammen und hob die Hand zum Gruß. „Heil Hitler“, ergänzte sie das Ritual, während Siegfried bereits auf dem Weg zur Tür und zu seinem Motorrad war, das vor dem Haus stand. Schneller, als er eigentlich durfte, fuhr Heinrich die Straße entlang. Der starke Regen behinderte seine Sicht. Die Scheibenwischer schafften die Wassermenge kaum. Zwei Tage! Hoffentlich sind sie mit ihren Vorbereitungen weit genug und hoffentlich spielt das Wetter mit, hoffte er. Sein Blick ging von der Fahrbahn weg in den Himmel. Er war sich unsicher, ob der Flug von Deutschland nach Holland auch bei Gewitter zu bewältigen war. Im letzten Moment sah er den Feldhasen, der über die Straße huschte. Er bremste hart und kam quer zum Stehen. „Du verdammter Idiot! Mach doch langsam. Es hilft weder Richard noch Silke, wenn du jetzt im Graben landest.“ Mit zitternden Fingern startete er den Wagen neu und fuhr mit dem Wetter angemessenem Tempo weiter. Siegfrieds Motorrad hatte ein Stück hinter ihm gestoppt. Ganz schön nervös für einen Ausflug mit Freunden, dachte er, als er sich das Wasser aus dem Gesicht wischte. Vorsichtig, mit dem gebührenden Abstand, folgte er dem Auto, als dieses sich wieder in Bewegung setzte. „Silke, ist Richard auch da?“ Das Protestgeräusch eines Wagens, der vor dem Haus mit einer Vollbremsung zum Stehen gebracht wurde, hatte sie veranlasst nachzusehen, was der Grund dafür war. Heinrich stand vor ihr. Seine Kleidung vom starken Regen durchnässt. „Er ist oben. In seinem Zimmer. Geht es los?“ Heinrichs Unruhe steckte sie an. „Ja. In zwei Tagen. Ich hoffe, ihr seid bereit?“ „Für so was kann man nie bereit sein.“ Sie schlug die Augen nieder, unsicher darüber, ob sie sich über den knappen Termin freuen oder sich vor ihm fürchten sollte. Er verkürzte die Zeit des Wartens schlagartig. Brachte aber auf der anderen Seite den Abschied von ihrer Mutter und ihrem Bruder unwiederbringlich in Reichweite. Beide bemerkten das Motorrad nicht, das ohne Beleuchtung am Anfang der Auffahrt heranrollte und hinter einer Hecke stehenblieb. Du verfluchter Judenfreund! Er hatte genug gesehen, um seinen Verdacht bestätigt zu bekommen. Vorsichtig schob Siegfried die Maschine zurück auf die Straße und fuhr wieder in den Ort Heinrich drückte kurz Silkes Arm, bevor er ins Haus stürmte und die Treppe nach oben nahm. „Richard!“ Ohne anzuklopfen riss er die Zimmertür auf. „In zwei Tagen geht es los!“ Sein Freund saß auf dem Bett, verschiedene Dinge um sich geschart. „Ich weiß immer noch nicht, was ich mitnehmen soll“, sprach er, ohne ihn anzusehen. „Hast du mich gehört? In ein paar Tagen bist du in Sicherheit.“ Der Anblick, den der junge Mann bot, ging ihm durch Mark und Bein. Auf dem Bett lagen verschiedene Dinge, die ihn, dem Aussehen nach, schon sein ganzes Leben lang begleiteten. Auf dem Boden vor dem Bett ein offener Koffer, der bereits mit lebenswichtigen Sachen gefüllt war. Obenauf das Buch von Thomas Moore, das er ihm geschenkt hatte, und das Foto. „Wie bekommt man ein Leben in einen Koffer?“ „Richard.“ Er schob den Koffer ein Stück zur Seite und ging vor ihm in die Hocke. „Es ist nur wichtig, dass du überlebst. Alles andere kann man ersetzen.“ „Es gibt Dinge, die kann man nicht ersetzen, Heinrich. Nicht alles kann man mit Geld wettmachen.“ Er spürte einen Stich bei den Worten. Das Leben im Überfluss, das er immer genossen hatte, hatte ihm den Bezug für die
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