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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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häufig.«
    »Es sieht schlimmer aus, als du dir vorstellen kannst.«
    »Da bin ich mir sicher.«
    Mit dem Absatz seines Schuhs gräbt er ein Loch in den Boden und lässt meinen alten blutigen Verband hinein fallen. Er schiebt Erde darüber und nimmt mich bei der Hand. »Das hier ist kein Wettbewerb«, sagt er und ich denke daran, wie ich an seiner Brust geweint habe, an die Hitze seines Kusses, wie sein Herz an meinem Rücken gepocht hat. Wieder berührt er meine Wange. »Egal, wie es ausgeht, wir stecken da beide drin.«

15
    Benicio lenkt mich von meinen Schmerzen ab, indem er mir Vanilleschoten und Kaffeebäume zeigt, so als befänden wir uns auf einer Tageswanderung, um uns die Gegend anzusehen. Er zeigt mir auch Sittiche, die immer wieder zu einem Termitennest fliegen, das sie ausrauben, um ihre Brut zu füttern. Er erzählt mir von all den Tieren, die uns wahrscheinlich über den Weg laufen werden. Dachse, Gürteltiere und Totenkopfäffchen. Eidechsen, Leguane und unzählige Arten von Vögeln, alle mit leuchtend bunten Federn in Grün und Gelb.
    »Sag mir doch einfach, was davon mich fressen wird«, erkläre ich.
    »Jaguare, obwohl die eigentlich fast nie jemand sieht. Aber es gibt die giftige Skorpion-Krustenechse. Von denen habe schon einige gesehen. Und Vogelspinnen natürlich.«
    »Meinst du das jetzt ernst?«
    »Und jede Menge Schlangen.«
    »Wenn wir es nicht bis zum Kiosk schaffen, wo werden wir dann die Nacht verbringen?«
    »Hier irgendwo. Uns bleibt keine andere Wahl.«
    Ich lasse meinen Blick über das dichte Unterholz streifen und sehe einen Parotabaum, aus dem die Indios ihre Kanus bauen. Ich stelle mir vor, wie ich am Boden liege und Schlangen und Vogelspinnen über meinen geschundenen Körper kriechen. Irgendwelche Insekten werden sich in meine Wunde einnisten. Wir hätten genauso gut versuchen können, das Konsulat zu erreichen. Erledigt sind wir so oder so.
    Es dauert nicht lange, bis wir wieder eine Rast einlegen müssen. Ich gebe mir Mühe, meinen Schmerz zu verbergen, aber Benicio beobachtet mich genau und bittet mich anzuhalten, um noch eine Runde Tylenol mit Codein auszugeben. Auch er schluckt eine Dosis.
    Der Fluss ist voller donnernder Stromschnellen, und es ist schwer, sich zu verständigen. Doch plötzlich weht unverkennbar Gelächter zu uns herüber. Wir bleiben stehen.
    Benicio schiebt mich hinter sich und zieht seine Waffe. Ich greife nach meiner eigenen im Hosenbund, bin aber plötzlich unsicher, was ich damit tun soll. Ich kann mir durchaus vorstellen, sie zu benutzen, um Leute zu bedrohen, wie man das im Film sieht. Ihnen Anweisungen zu erteilen, damit sie das tun, was ich will. Aber damit schießen? Selbst jetzt, nach all dem, was passiert ist, nachdem ich selbst angeschossen worden bin, scheint es für mich überhaupt nicht infrage zu kommen.
    Wir ducken uns hinter einen Strauch Bambus. Benicio nimmt meine Waffe und zeigt mir, wo der Sicherungshebel ist. »Dann musst du nur noch den Hahn spannen, Kimme und Korn in eine Linie mit deinem Ziel bringen und abdrücken.« Er redet davon, mit einer Pistole zu schießen, als sei’s nichts anderes, als einen Drink zu mixen. Nimm das, dann mach das, dann tu das.
    Wieder überläuft mich ein Schauder der Angst.
    Dem Gelächter, das der Wind zu uns herüberträgt, folgen Schreie.
    Hinter einem Parotabaum gehen wir in Stellung. Meine Hand schwitzt am warmen Metall der Waffe.
    Touristen mit gelben Helmen auf dem Kopf rauschen in einem aufblasbaren Floß über die Stromschnellen. Lachend stoßen sie orangefarbene Paddel in das aufgewühlte Wasser, um auf Kurs zu bleiben. Sobald sie vorbei sind, folgen ihnen zwei weitere aufblasbare Flöße in gleicher Weise. Danach ist nichts mehr zu hören, außer dem Wasser, das über die Steine rauscht.
    Benicio legt den Sicherheitshebel wieder um und schiebt die Waffe in seine Jeans. Er atmet einmal tief durch.
    Mir fällt auf, dass ich meine Pistole nicht mehr in der Hand halte. Ich habe sie fallen lassen, ohne den Sicherungshebel umzulegen.
    »Wir sind schon näher am Kiosk, als ich dachte«, sagt Benicio. »Lass uns noch ein wenig ausruhen. Dein Bein etwas entlasten.«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Wenn wir es übertreiben, wirst du irgendwann überhaupt nicht mehr laufen können.«
    Ich weiß, dass er recht hat, aber ich will meine eigenen Entscheidungen treffen. Früher habe ich das nicht oft genug getan und das ist ein Hauptgrund, warum ich jetzt in diesen Schwierigkeiten stecke.
    Benicio räumt

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