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Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Gefährliche Nebenwirkung (German Edition)

Titel: Gefährliche Nebenwirkung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Audrey Braun
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zwei Minuten an. Ich bin bis jetzt nicht rangegangen, aber …«
    »Nein! Um Gottes willen, Oliver. Geh auf keinen Fall ran.«
    Wie kann ich ihm nur klarmachen, worum es geht? Mein Bein. Die Kamera in Willows Laptop. »Ich weiß, dass es verrückt klingt. Du hast alles Recht der Welt, sowohl deinen Vater als auch mich infrage zu stellen. Tu mir nur diesen einen Gefallen. Bleib im Zug und ich werde ein Foto von meinem Bein an dein Handy schicken. Es sieht grausig aus, aber es ist ein Beweis.«
    »Äh …«
    »In ungefähr einer Stunde habe ich einen Computer, mit dem ich das Bild machen kann. Es tut mir leid, Oliver. Ich muss jetzt Schluss machen. Ich liebe dich, Schatz. Halt durch und alles wird gut werden.«
    Ich bin so sehr daran gewöhnt, dass Oliver ohne ein weiteres Wort auflegt, fast verpasse ich sein gemurmeltes
Ich liebe dich auch
, bevor ich das Gespräch beende. Ich lasse mich mit dem Gesicht voran aufs Bett fallen und lache, bis ich weinen muss. So gewinnt man also die Liebe eines Teenagers.
    Ich beziehe das Bett mit den frischen Laken, die das Zimmermädchen bei der Tür hat liegen lassen. Dann schiebe ich die DVD in den Player und krieche mit der Fernbedienung unter die Decke. Die weißen Vorhänge vor dem Fenster bauschen sich im Wind wie Geister, die am Balkon Wache halten. Draußen mag es heiß sein, aber die Brise ist kühl, und ich habe von all dem Adrenalin, dem anhaltenden Schock und dem Medikamentencocktail, der durch meine Adern kreist, immer noch Probleme mit meiner Körpertemperatur.
    Ich springe direkt zum Abspann. Eine Liste von Schauspielern, deren Namen ich noch nie gehört habe. Dann kommen die Leute hinter der Kamera und immer noch kein Benicio Martin.Vielleicht ist er unter einem anderen Namen aufgetreten. Ich spule zurück und fange noch einmal von vorn an. Diesmal fällt mir ein Name ins Auge. Emily. Emily Sandstrom. Verkäuferin im Comicbuchladen.
    Ich hole mir das Tablett mit dem Frühstück darauf, das ich noch nicht aufgegessen habe, und stelle es auf meine Knie. Ich hole tief Luft und sehe mir den Film von Anfang an an.
    Ich drehe den Ton leise, damit ich mich auf jedes einzelne Gesicht konzentrieren kann. Es gibt so viele Straßenszenen voller Leute im Hintergrund, dass ich auf der Fernbedienung herumtippe wie Jonathon auf seinem BlackBerry. Pause. Play. Pause. Play. Nach dreißig Minuten habe ich immer noch niemanden entdeckt, der auch nur im entferntesten Benicio ähnlich sieht. Dann taucht der Comicbuchladen im Bild auf.
    Ich stelle den Ton lauter, als eine junge Frau (Harolds Tochter?) mit ein paar Freunden hereinkommt. Sie albern ein paar Augenblicke in den Gängen herum, reißen pubertäre Witze und boxen sich gegenseitig gegen den Arm, und dann schwenkt die Kamera zum Tresen, wo die Verkäuferin sie darauf hinweist, dass die Hefte im Laden nur zum Kaufen da sind. Die Teenager machen einen weiteren dummen Witz, und dann wendet sich die Verkäuferin an einen Mann, der in der Nähe Comics in ein Regal sortiert.
    Ich drücke auf Pause. Ich springe vom Bett und gehe ganz nah an den Fernseher heran. Ich drücke auf Play.
    »Der war gut«, meint Benicio sarkastisch.
Der war gut
. Genauso, wie er es gesagt hat, als er Witze darüber gemacht hat, dass er Komiker sei. Ich setze mich wieder aufs Bett, mein ganzer Körper bebt plötzlich bei seinem Anblick. Die Szene läuftweiter, die Kinder verlassen den Laden und für den Bruchteil einer Sekunde taucht Benicio noch einmal auf. Seine Hände sind mir so vertraut, die Art, wie er der Verkäuferin verständnisvoll zunickt. Emily, die Frau, die Benicio beinahe geheiratet hätte, verdreht die Augen.
    Ich sehe mir alles noch einmal an. Der Blick, den die beiden austauschen, ist mir so vertraut. Es könnten genauso gut Seth und ich an irgendeinem Tag in seinem Buchladen sein, unsere geheime Welt voller Anspielungen, die nur wir beide verstehen.
    Benicio ist, wer er behauptet zu sein. Der Film beweist seine Geschichte. Noch einmal lasse ich den Abspann durchlaufen und suche nach einer Bezeichnung wie
Verkäufer
. Und da kommt sie. Gehilfe der Verkäuferin: Mateo Blanc. Sein Künstlername.
    Ich schalte den Fernseher aus und gehe mit meinem Handy auf den Balkon. Ich sehe Benicio vor mir, wie er im Garten der Ferienanlage gearbeitet hat, denke an das Leben, das er hinter sich gelassen hat und wie sehr er sich gewünscht haben muss, dorthin zurückzukehren.
Er hat für mich gearbeitet, damit ich ihm helfe, wieder in die Staaten zurückzukommen.

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