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Gefährliche Praxis

Gefährliche Praxis

Titel: Gefährliche Praxis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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zu dem Schluß gekommen, daß man dich ermordet hat, hätte den Kopf verloren und die Polizei gerufen. Du hast bloß einen Kater, nicht?«
    »Ich habe keinen Kater, zumindest nicht vom Trinken. Geh bitte hinaus, damit ich mich anziehen kann. Mach einen Kaffee. Weißt du, wie das geht?« Jerry lachte glucksend und verließ das Zimmer. Zu spät fiel Kate ein, daß er bei der Army als Koch gedient hatte und daß sein Kaffee… »Laß nur«, rief sie, »ich mache das schon«, aber Jerry, der bereits den Wasserhahn aufgedreht hatte, hörte sie nicht.
    Es stellte sich heraus, daß Jerry, was Filterpapier und Kaffeezubereitung anging, so unwissend war wie ein Baby. Er hatte den gemahlenen Kaffee einfach in einen Topf mit kochendem Wasser geschüttet. Das Ergebnis war überraschend gut, wenn man vorsichtig eingoß. Eine Dusche und drei Tassen von dem Gebräu möbelten Kate wieder einigermaßen auf, sie räumte das Durcheinander vom vergangenen Abend auf und versuchte, sich über die nächsten notwendigen Schritte klar zu werden. Jerrys Bericht über den vergangenen Tag (beträchtlich überarbeitet und ohne seine Verfolgung Emanuels zu erwähnen) sorgte auch für keine größere Klarheit, was den künftig einzuschlagenden Weg anging. Gewiß hätte er sich nicht mit einer derart idiotischen Geschichte an Barristers Sprechstundenhilfe heranmachen sollen; aber Kate konnte sich darüber nicht so aufregen, wie sie es vielleicht hätte tun sollen. Ihr wurde plötzlich klar, daß dieser Morgen einen neuen Anfang bedeutete. Reed hätte zweifellos darauf bestanden, daß der erste Schritt die mit einem freundlichen Dank verbundene Entlassung von Jerry sein müsse. Aber Kate wußte instinktiv: Wenn der nebulöse Plan, der sich in ihrem Kopf zu formen begann, Gestalt annehmen sollte, dann gehörte Jerry dazu. Es gab sonst niemanden.
    Es waren jetzt acht Tage seit dem Mord vergangen, und die ganze Reihe von schrecklichen Ereignissen schien ein natürlicher Bestandteil des Tagesablaufs von Kate geworden zu sein. Sie setzte sich Jerry gegenüber an den Tisch, trank ihren morgendlichen Kaffee und entwarf mit einem jungen Mann Pläne, mit dem sie normalerweise nie etwas zu tun gehabt hätte. Dafür waren Menschen, die noch vor zwei Wochen in ihrem Leben eine wichtige Rolle gespielt hatten, in den Hintergrund getreten. Was an literarischen und anderen Themen sonst im Zentrum ihres Bewußtseins gestanden hatte, bewegte sich jetzt nur noch undeutlich an der Peripherie. Natürlich sehnte sie sich nach der Rückkehr der ordentlicheren Welt, wie sie noch vor vierzehn Tagen geherrscht hatte. Carlyle (dem sie seit über einer Woche keine Minute Aufmerksamkeit mehr geschenkt hatte), soll, als er von dem Entschluß einer jungen Dame hörte, das Universum zu akzeptieren, gesagt haben: »Wahrhaftig! Das sollte sie wirklich!« Alles, was Kate sich wünschte, war, dieses Universum für sich wiederherzustellen und zu akzeptieren. Es war erschüttert worden, aber sie hatte im Grunde keinen Zweifel, daß es mit Hilfe zäher Anstrengung und eines Gebets wieder zurechtgerückt werden könnte.
    »Irgendwelche neuen Ideen?« fragte Jerry.
    »Es fehlt mir nicht an Ideen«, sagte Kate, »nur an der Fähigkeit, ihnen einen Sinn zu geben. Ich fange an zu glauben, daß Alice gar nicht im Wunderland war. Sie hat vielmehr versucht, einen Mordfall zu lösen. Dauernd verschwinden schöne Verdächtige und lassen nur ihr Grinsen zurück. Andere verwandeln sich in Schweine. Wir bekommen einen großen unschönen Vogel vorgesetzt und sollen Croquet spielen. Und obwohl wir so schnell rennen, bewegen wir uns nicht vorwärts, sondern rückwärts. Noch vor einigen Tagen hatten wir eine ganze Reihe netter Verdächtiger, und übriggeblieben ist bloß der Erbe des ermordeten Mädchens, und der hat überhaupt keine Verbindung zu der ganzen Geschichte. Ach so, ich sollte dir vielleicht erst einmal von ihm erzählen.« Sie berichtete von Janet Harrisons letztem Willen und davon, daß Messenger das Foto wiedererkannt hatte. (Von dem Brief, in dem sie selber beschuldigt wurde, sagte sie nichts.) Jerry war natürlich begeistert, als er hörte, daß das Foto Barrister zeigte, und Kate mußte ihm matt zu der Erkenntnis verhelfen – wie sie selber es am Abend zuvor hatte lernen müssen –, daß die Neuigkeit, so aufregend sie auch war, im Grunde nirgendwohin führte.
    »Messenger muß die Antwort sein. Wahrscheinlich ist er ein reichlich zwielichtiger Typ mit glatter Fassade«, fuhr Jerry

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