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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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selbst wehzutun. Das halte ich nicht aus.«
    Er brach am Grabstein seiner Schwester zusammen und saß einfach nur da, mit dem Rücken zu Claire. Seine Schultern bebten. Sie stand auf und kniete sich neben ihn. Er sah aus, als wäre er am Boden zerstört, einfach... gebrochen. Sie legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Wenigstens schlug er sie nicht. Er schien überhaupt nicht zu merken, dass sie noch da war. Er war blass; zitternd und schwitzend kauerte er da, als hätte jemand ihn wirklich heftig geschlagen. »Das kann nicht sein«, sagte er. »Sie kann nicht tot sein. Ich … ich habe sie doch gerade noch gesehen. Sie hat sich über mein T-Shirt lustig gemacht. Mein T-Shirt ...« Er sah an sich hinunter, zog sein T-Shirt aus der Hose und sagte. »Das habe ich nicht angehabt. Das ist gar nicht mein T-Shirt. Das ist falsch. Alles ist falsch.«
    »Ich weiß«, sagte Claire. »Ich weiß, dass es sich so anfühlt. Shane, bitte komm mit mir zurück. Bitte. Ich zeige dir das Zimmer, das du in Michaels Haus bewohnst. Du erkennst bestimmt einige Sachen dort wieder, vielleicht hilft das. Komm, steh auf. Du kannst nicht hierbleiben, es ist kalt.« Er bewegte sich nicht. »Alyssa würde nicht wollen, dass du hierbleibst.«
    »Warum ist sie nicht mehr rausgekommen?«, fragte er. »Wenn es ein Brand war, wieso bin ich dann rausgekommen und sie nicht? Ich hätte sie nicht im Stich gelassen. Das hätte ich nie getan. Ich kann nicht einfach ... davongelaufen sein.«
    »Das bist du auch nicht«, sagte Claire und legte den Arm um ihn. »Du hast versucht, sie zu retten. Das hast du mir erzählt, Shane. Ich weiß, wie verzweifelt du es versucht hast.«
    Natürlich wischte er sich über die Augen und sah sie an. »Ich kenne dich nicht einmal«, sagte er. »Warum tust du das?«
    Da war es wieder. Wie kam es, dass ihr das Herz immer wieder brechen konnte? Warum brach es nicht ein Mal – ein für alle Mal? Claire kämpfte gegen den Schmerz an, der in ihrer Stimme mitschwang. »Ich weiß, du glaubst, du kennst mich nicht«, sagte sie. »Aber ganz ehrlich. Shane, du kennst mich. Wir sind … Freunde.«
    Er starrte sie lange an, dann sagte er: »Es tut mir leid, dass ich dich gestoßen habe. Ich... ich tue so etwas normalerweise nicht.«
    »Ich weiß.«
    »Stimmt das? Ist Lyss wirklich ...?«
    Claire nickte nur. Die Haare wehten ihm ins Gesicht, aber er blinzelte nicht. Ohne nachzudenken, strich sie es ihm aus dem Gesicht. Er packte ihre Hand.
    »Du berührst mich oft«, sagte er. »Nicht wahr?«
    Sie senkte den Blick und spürte, wie sie rot wurde. »Stimmt!«, sagte sie. »Tut mir leid.« Sie warf einen kurzen Blick zu ihm. Er schaute sie an, als würde er sie zum allerersten Mal sehen.
    »Was ist?«, fragte sie unsicher.
    »Gehen wir miteinander?«
    Sie nickte. Er sagte kein Wort. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Doch bevor sie sich überlegen konnte, wie sie ihn fragen sollte, was er empfand, stand er auf und sie tat das Gleiche.
    »Ich habe also eine Amnesie«, sagte er. »Willst du mir das damit sagen? Ich habe einen Schlag auf den Kopf bekommen, eine Menge Zeit verloren und alles vergessen. Und dich auch.«
    Das war... so viel einfacher als das, was sie hatte sagen wollen. »Ja.« Sie nickte. »Eine Amnesie. Deshalb musst du mir vertrauen, Shane. Es ist gefährlich hier draußen. Du weißt gar nicht, wie gefährlich.«
    Zum ersten Mal bedachte er sie mit einem dieser ironischen Blicke, die sie so gut kannte - typisch Shane. »Das ist Morganville. Natürlich ist es gefährlich.« Er warf einen Blick auf Alyssons Grabstein und der Moment, in dem er wieder der Shane war, den sie kannte, flackerte auf und verschwand fast. Fast. »Sie würde nicht wollen, dass ich hier auf dem Friedhof Trübsal blasé wie ein Volltrottel. Sie würde sich über mich lustig machen.« Shane holte tief Luft. »Ich nehme also an … Ich nehme an, ich kann zu Michael nach Hause gehen. Wenigstens kenne ich ihn, wenn ich dich schon nicht kenne.«
    Sie lächelte. Es fühlte sich gezwungen an. »Wir arbeiten daran.« Sie streckte die Hand aus, aber er steckte die Hände in die Hosentaschen.
    »Nichts für ungut«, sagte er, »aber ich muss nachdenken. Ich brauche Zeit.«
    Ihr zerschmettertes Herz brach gleich noch einmal. Und es fühlte sich wieder genauso schlimm an.
    »Klar«, brachte sie heraus. »Verstehe ich.«

    Als sie ins Glass House zurückkehrten, war noch immer niemand da, aber Claire verspürte trotzdem eine ungeheure Erleichterung, zu Hause

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