Gefaehrliche Sehnsucht
Mannes. »Es tut mir leid«, sagte er. »Dad, es tut mir leid.«
»Nicht«, sagte der Mann. »Ich brauche ein bisschen Hilfe und dann musst du deine Freunde hier rausbringen. Verstanden?«
Der Junge weinte und zitterte, aber er nickte. Er griff nach unten und umfasste den Metallring der Granate und sein Dad riss den Arm in die andere Richtung. Der Bolzen sprang heraus.
»Geht«, sagte der Mann. »Ich liebe dich, mein Sohn.« Der Junge wollte nicht gehen. Claire schleifte ihn praktisch durch den Raum, in die Richtung, in die die anderen bereits gegangen waren. An der Mündung des Tunnels blieben sie stehen, und Claire sah, wie der Mann langsam die Granate über den Flur rollte, bis sie mit einem Klicken gegen das Metall eines riesigen frankensteinartigen Gewirrs aus Kabeln, Uhrwerken, Röhren und Tastaturen stieß.
Sie kannte ihn. Da war sie sich fast sicher, als er den Kopf drehte und sie anlächelte.
Sein Name war Frank. Frank Collins.
Frank sagte: »Lebt wohl.«
Claire schnappte nach Luft und riss Shane in den Tunnel. Er stolperte und ging zu Boden; sie ebenfallls.
Eine Sekunde später explodierte die Welt um sie herum.
Mit einem klingelnden Geräusch im Ohr kam sie zu sich. Alles tat ihr weh und ihr Kopf fühlte sich an, als wäre er mit Batteriesäure gefüllt, aber sie lebte.
Und sie fühlte sich so... ganz. Wieder ganz sie selbst.
Als sie sich bewegte, spürte sie, dass sie unter einem schweren, warmen Gewicht lag. Shane. Sie wand sich unter ihm hervor und drehte ihn um, wahnsinnig vor Angst, er könnte verletzt sein, doch dann sah sie, dass er atmete. Seine Augenlider flatterten, dann sah er sie kurz ausdruckslos und seltsam erstaunt an. Er konzentrierte sich auf ihr Gesicht. Er sagte etwas, aber sie zeigte auf ihre Ohren und schüttelte den Kopf. Sie half ihm, sich aufzusetzen, und streichelte ihn besorgt. Er hatte ein paar Schnittwunden und blaue Flecken, aber nichts Schlimmes.
Shane deutete auf sie und zog die Augenbrauen hoch, um eine Frage daraus zu machen. Sie gab ihm ein Okay-Zeichen. Er reckte ebenfalls den Daumen nach oben.
Überrascht blickte sie auf, als plötzlich Licht auf sie fiel und sie sah, dass es durch eine Falltür drang, die über ihnen aufgerissen worden war. Eine katzenartige Gestalt in einem weißen Anzug sprang herunter, landete leichtfüßig auf Schuhen mit hohen Absätzen und sah sich den Schaden an. Falls Amelie etwas sagte, konnte Claire es jedenfalls nicht hören; sie ging ein Stück weiter zu Oliver, der sich über Myrnin beugte und ihn auf den Boden drückte.
Myrnin sah nicht aus, als müsste man ihn festhalten. Er zitterte, war bleich und hohläugig, und als er Claires Blick begegnete, sah er rasch weg.
Sie sah Tränen.
Michael und Eve standen beisammen, sie hielten sich eng umschlungen und sahen aus, als würden sie sich nie wieder loslassen wollen. Claire zog Shane zu sich hoch. Eine zaghafte Freude erfasste sie, als ihr dämmerte, dass sie letztendlich doch alle okay waren.
Bis Shane sich umwandte und in den Tunnel schaute. Da erinnerte sich Claire. Schlimmer noch, sie sah, dass er sich erinnerte. Seine Lippen öffneten sich und sie sah, wie er Dad! brüllte und durch den Tunnel auf den Maschinenraum zurannte.
Claire rannte mit klopfendem Herzen hinterher.
Die Maschine war zerstört. Sie war nur noch Schrott. Es war kaum zu fassen, wie kaputt sie war. Claire nahm an, dass es eine Art Kettenreaktion gegeben hatte, denn an manchen Stellen sah es so aus, als hätte sie sich selbst zerquetscht. Überall lagen verbogene und zerfetzte Trümmer. Nichts rührte sich. Eine dichte, erstickende Staubwolke hing in der Luft.
Shane ging geradewegs auf den Trümmerhaufen zu. Claire versuchte, ihn zurückzuhalten, doch er schüttelte sie ab. Sein Gesicht war weiß und leer. Dad? Dieses Mal hörte sie das schwache Echo seines Schreis und nahm das Grauen in seiner Stimme wahr. Sie packte ihn am Arm und er sah auf sie herunter. Sie hatte keine Ahnung, was sie sagen sollte, aber sie wusste, dass ihr Gesicht ausdrückte, wie leid es ihr tat. Shane riss sich los und rannte über die Trümmerteile der Maschine. Dann blieb er stehen. Er blieb einfach... stehen und starrte nach unten.
Claire wusste nicht, was sie tun sollte, sie fühlte sich schrecklich. Sie hatte Angst und ihr war elend; sie wusste, dass sie eigentlich zu ihm gehen sollte, aber irgendetwas sagte ihr, sie solle es nicht tun. Irgendetwas riet ihr abzuwarten.
Amelie berührte sie an den Schultern und Claire
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