Gefaehrliche Sehnsucht
durch Bilder an den Wänden etwas aufzuheitern. Er lag von Kissen gestützt auf dem Bett, spielte mit der Fernbedienung und sah schon besser aus. Nicht gut, aber besser. »Hallo, mein Schatz. Tut mir leid, dass ich euch einen solchen Schrecken eingejagt habe.«
Claire lachte, doch es klang gekünstelt. »Du entschuldigst dich? Als Nächstes wirst du dich noch bei Mom entschuldigen, weil du den Teppich verschoben hast, als du draufgefallen bist.«
Dann zuckte es spöttisch um seinen Mund. »Sie bringen uns morgen also nach Dallas. Wie ich höre, haben sie gesagt, wir brauchten nicht mehr zurückzukommen.« Ihr Dad schien immer zu viel zu begreifen, dachte Claire. Als könnte er sie direkt durchschauen. »Aber du bleibst hier, nicht wahr?«
»Ich glaube nicht, dass sie mich gehen lassen, Dad.«
Ihr Vater nahm ihre Hand. Seine Finger waren warm und kräftig und sie war so froh, das zu spüren, nachdem sie seine schlaffe, kalte Hand gehalten hatte, als er am Boden lag. »Ich will dich hier raushaben, Claire. Ich will, dass du in Sicherheit bist. Ich will, dass du mit deinem Leben weitermachst, wie du es geplant hattest, und aufs MIT gehst. Es ist meine Schuld, dass du überhaupt hierhergekommen bist. Deine Mutter und ich wollten, dass du in der Nähe bleibst, und... das ist dann dabei herausgekommen.« Er holte tief Luft. »Du hast etwas Besseres verdient. Das wollte ich dir schon längst sagen. Und das habe ich auch Shane gesagt.«
»Du meinst, etwas Besseres als ihn«, sagte Claire.
Ihr Vater sah weg. »Ich weiß, du hältst große Stücke auf ihn, aber er ist nicht der Richtige für dich, Liebes. Ich weiß, dass er ein gutes Herz hat, das sehe ich jedes Mal, wenn er dich anschaut. Aber er wird dir am Ende wehtun, weil er kein Junge ist, der bleibt. Ich will nicht, dass das passiert. Und ich will nicht, dass du seinetwegen hierbleibst und deine Chance zunichtemachst.«
Claire hob das Kinn. »Das tue ich gar nicht, Dad. Ich bleibe nicht wegen Shane hier.« Na ja, irgendwie schon, aber das würde sie jetzt nicht sagen. »Ich wollte aufs MIT, weil ich dort Leute getroffen hätte, die mir unterschiedliche Denkweisen beigebracht und die mich verstanden und mit mir gearbeitet hätten. Und das habe ich hier gefunden, in Morganville. Myrnin bietet mir das alles. Und er kann mir noch viel mehr beibringen. Er ist brillant, Dad. Er ist nicht so wie die anderen.«
»Claire...«
»Dad, du sollst dich ausruhen.« Sie legte den Kopf auf ihre ineinander verschränkten Hände. »Bitte, ich will, dass du dich ausruhst und dass es dir wieder besser geht. Ich schaffe das schon. Ich weiß, was ich tue, und ich weiß auch, dass manche das nicht für richtig oder nachahmenswert halten. Aber für mich ist es richtig. Ich kann etwas bewirken. Ich kann nicht einfach davonlaufen. Ich will, dass ihr beide, du und Mom, weggeht und euch in Sicherheit bringt, und glaub mir, eines Tages W erde ich all das machen, wovon du redest.«
Er schaute sie lange an, dann seufzte er. »So ist mein stures Mädchen eben«, sagte er. »Komm mich in Dallas besuchen. Versprich es mir.«
»Ja, ich verspreche es«, sagte sie. Es fühlte sich an wie ein Abschied und sie fand es schrecklich, aber sie wusste, dass sie Morganville jetzt nicht verlassen konnte. Selbst wenn Amelie sie wider Erwarten gehen lassen sollte... sie konnte doch nicht einfach fortgehen.
Die Zeit war schneller um, als sie gedacht hatte. Eine Krankenschwester kam herein und wartete offensichtlich darauf, dass sie endlich ging. Claire stand auf und gab ihrem Dad einen Kuss. »Ich liebe dich, Daddy. Bitte...«
»Ich habe dich gehört, weißt du?«, sagte er. »Du hast mit mir geredet, als ich auf dem Boden lag. Du hast gesagt: Verlass mich nicht. Aber ich muss dich verlassen, Kleines.«
»Nein, du bist nur einen Telefonanruf entfernt«, sagte sie. »Das ist nicht verlassen. Das ist nur... eine Verlegung.«
Sie gab ihm noch einen Kuss und dann sagte ihr der Blick der Krankenschwester, dass ihre Zeit endgültig um war.
Als sie das Zimmer verließ, fühlte sie sich irgendwie leichter; er hatte besser ausgesehen und er hatte klar geklungen. Er würde wieder gesund werden. Das fühlte sie tief in sich drin,
Alle warteten auf sie, alle ihre Freunde. Nachdem sie Claire schweigend umarmt und ihr einen Kuss gegeben hatte, ging ihre Mum ins Krankenzimmer, um am Bett ihres Mannes zu sitzen.
Shane sah Claire mit diesen warmen Augen an, die – genau wie die ihres Dads - vielleicht ein bisschen zu
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