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Gefaehrliche Sehnsucht

Gefaehrliche Sehnsucht

Titel: Gefaehrliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Caine
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sah ihm in die Augen und sagte: »Was ist mit meiner Tochter?«
    Oliver zögerte nicht. »Das Angebot gilt nicht für Claire. Sie muss in Morganville bleiben.«
    »Ich lasse sie hier nicht allein.«
    »Sie ist nicht allein«, sagte Oliver. »Sie kann sich ja kaum retten vor Leuten, die alles für sie tun würden. Außerdem ist Ihre Tochter kein kleines Kind mehr. Sie werden akzeptieren müssen, dass sie ihr eigenes Leben lebt - jetzt oder in einem Jahr, was macht das für einen Unterschied?«
    Noch nie hatte Claire ihre Mutter so gesehen - so konzentriert, so leidenschaftlich, so entschlossen. Ihre Mom schloss sie fest in die Arme. »Ich muss sie aber nicht Ihnen überlassen«, sagte sie. »Ich weiß, dass Claire für sich selbst sorgen kann, das weiß ich schon lange. Aber sie ist unser Kind, und das wird sie auch immer bleiben, und sobald es meinem Mann besser geht, werden wir wieder für sie da sein. Sie können sie nicht auf ewig hierbehalten.«
    Shane holte scharf Luft und Claires Herz schlug ein bisschen schneller. Nein, Mom, nicht... Doch Oliver schien es ihr nicht übel zu nehmen. Er neigte leicht den Kopf und sagte: »Vielleicht nicht. Das wird sich zeigen. Aber Sie müssen das Richtige tun für Ihren Mann. Wir tun das Richtige für Ihre Tochter. Vorerst.«
    Er schüttelte ihr die Hand und ging, ohne ein Wort mit Claire oder mit irgendjemandem sonst zu wechseln.
    Michael sagte: »Findet das noch jemand seltsam?«
    »Na ja, ich persönlich finde es fantastisch, dass er sie gehen lässt, nicht unbedingt seltsam«, sagte Eve. »Ich meine, eigentlich sollten sie gar nicht hier sein, oder? Bishop hat sie hierher bracht und dann hatte Amelie ihre Gründe, sie nicht mehr wegzulassen. Sie sind nicht gemacht für diese Stadt.«
    »Niemand ist gemacht für diese Stadt«, sagte Shane. »Niemand Normales jedenfalls.«
    »Sagt der Junge, der zurückgekommen ist.«
    »Ja, das beweist meinen Standpunkt irgendwie.«
    Claire sagte nichts. Tatsächlich fiel ihr nichts dazu ein. Ja, sie wollte, dass ihre Eltern aus diesem Schlamassel herauskamen: es war schrecklich, dass sie da mit hineingezogen worden waren. Und es verging kein Tag, an dem sie sich nicht wünschte, dass es einen Weg gäbe, sie hinauszubringen, sie in Sicherheit zu bringen, damit sie woanders ein richtiges Leben führen konnten.
    Doch andererseits konnten ihre Mom und ihr Dad einfach ... gehen. Und sie würde nicht mitkommen, das wusste sie. Selbst wenn sie gehen wollte - Amelie würde sie nicht gehen lassen. Das hatte man ihr ziemlich deutlich gemacht.
    Dass ihre Eltern hierher zurückkommen würden, ihr zuliebe, wenn es ihrem Dad besser ging - das war überwältigend und doch war es falsch. Und zugleich seltsam tröstlich.
    Sie und ihre Mom verloren kein Wort darüber.
    Der Rest des Nachmittags verging langsam, ohne Aufregung und ohne irgendwelche Neuigkeiten. Claire war in einer unbequemen Haltung auf einem Stuhl eingeschlafen und wachte auf, als Shane eine Decke über sie breitete. »Pssst«, sagte er. »Schlaf. Du hast es immer noch nötig. Ich wecke dich auf, falls irgendetwas passiert.«
    Sie wusste, sie sollte nicht schlafen, aber die letzten paar Tage hatten sie fix und fertig gemacht und sie konnte die Augen nicht mehr offen halten, auch wenn sie sich noch so sehr bemühte.
    Etwas später - sie hatte keine Ahnung, wann - fuhr sie aus dem Schlaf hoch, weil sie laute Stimmen hörte.
    Claire kämpfte sich unter ihrer Decke hervor, stand auf und blickte sich um, ob von irgendwoher Gefahr drohte, aber es war nichts zu sehen. Ach, die Rufe kamen aus dem Flur. Sie sah Leute rennen, einschließlich zweier bewaffneter Sicherheitsbeamter in voller Montur.
    »Was zum Teufel ist da los?« Michael war ebenfalls aufgestanden. Shane und Eve, die auf ihren Sesseln vor sich hin gedöst hatten, waren noch nicht richtig wach.
    Claires Mutter war nirgends zu sehen.
    »Es kommt vom Flur«, sagte Claire.
    Michael ging zur Tür, sah hinaus und schüttelte den Kopf.
    »Irgend so ein verrückter Kerl«, sagte er. »Er denkt, er ist Arzt hier, glaube ich. Er schreit herum, weil niemand seine Anweisungen befolgt. Die Sicherheitsleute haben ihn erwischt.«
    »Seltsam.«
    »Na ja, das ist ein Krankenhaus. Die Leute sind in der Regel nicht hier, weil sie normal und gesund sind.«
    Da hatte Michael recht, trotzdem fühlte es sich schon wieder komisch an. Das konnte natürlich daran liegen, dass sie gerade erst aufgewacht war oder dass die letzten paar Tage überhaupt total irre

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