Gefaehrliche Sehnsucht
Rugbyshirt, das statt mit einem Logo mit einem Totenkopf bedruckt war. »Als ich in das Café auf dem Campus gegangen bin, ist da ein Mädchen rumgelaufen und hat alle gefragt, ob sie ihre Mitbewohnerin gesehen hätten. Das Problem ist, sie hat gar keine Mitbewohnerin. Schon seit Jahren nicht. Aber sie hat sie beschrieben, als würde es sie tatsächlich geben.«
»Genau das meine ich.« Michael nickte. »Lauter irres Zeug. Ich habe heute mindestens noch zwei Leute getroffen, die gedacht haben, es wäre ein paar Jahre früher. Wahnsinn, oder?«
»Ja«, sagte Claire leise. Das gute Gefühl, obwohl es so intensiv gewesen war, war nun ganz verflogen. Was in Morganville passierte, war nicht nur in ihrem Kopf - und es breitete sich aus.
Sie würde zu Amelie gehen müssen, wenn Myrnin ihr nicht glauben wollte. Sie mussten das System offline nehmen und eine vollständige Fehlersuche durchführen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht.
Amelie wäre nicht begeistert. Und Oliver noch viel weniger.
»Wahrscheinlich ist es nur eine Kleinigkeit«, sagte Eve, und Michael und Claire sahen sie an, als würden sie sie zum ersten Mal sehen. »Ich meine, wir sind in Morganville. Nicht weit weg von Psychoville. Leute, ich könnte ungefähr zwölf Mal am Tag durchdrehen.«
Michael stand auf und wandte sich an Claire. »Du weißt, was da vor sich geht, oder?«, fragte er und sie sah Vampirrot in seinen blauen Augen aufflackern - nur einen Funken, aber da wusste sie, dass er es ernst meinte. »Es liegt an dem, woran Myrnin und du gerade arbeitet? Ist es das?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Claire ein. »Aber ich werde es herausfinden.«
Sie hatte nur keine Ahnung, wie sie das ohne Myrnins Hilfe anstellen sollte.
Als Claire aufstand, schaute sie auf den Kalender und stellte fest, dass mittags eine weitere Versammlung des Ältestenrates anberaumt war. Das war der beste Zeitpunkt, dachte sie; sie würde wahrscheinlich hineinkommen, und wenn sie erst einmal alles dargelegt hätte, wären Richard und Hannah auf ihrer Seite. Hannah hatte vermutlich mehr Informationen über die Verrücktheiten als irgendjemand sonst. Amelie und Oliver würden etwas tun müssen.
Claire nahm den Gang zum Ältestenrat nicht auf die leichte Schulter. Sie duschte und frisierte sich sorgfältig, zog ihre schönste schwarze Bluse und ihre beste Hose an und legte die dünne Halskette mit dem Kreuz um, die Shane ihr geschenkt hatte, damals, als das alles angefangen hatte. Außerdem trug sie den Claddagh-Ring seiner Schwester. So fühlte sie sich stärker.
Unten schaltete sie den Fernseher ein, während sie frühstückte - Tortillas mit Ei und mit Salsa. Sie schaltete auf den Lokalsender von Morganville. Normalerweise kam dort vor allem Propaganda, wie toll Morganville und überhaupt alles hier war, aber heute nicht; heute hatte jemand beschlossen, ein paar echte Eilmeldungen zu bringen.
VIERKÖPFIGE FAMILIE BEI MORD/SELBSTMORD UMS LEBEN GEKOMMEN
Claire verschluckte sich an ihrem Frühstücksburrito. Sie kannte die Namen nicht, die über den Bildschirm flackerten, aber es war trotzdem ziemlich schlimm; die Kinder waren vierzehn und zwölf gewesen. Ihr Dad war gestern ausgeflippt und über Nacht in die Irrenanstalt eingewiesen worden. Dann hatte man ihn wieder nach Hause geschickt.
Das war ein Fehler gewesen, denn jetzt hatte es Tote gegeben. Tote Kinder.
Claire rief die Polizeistation von Morganville an und bat darum, zu Chief Moses durchgestellt zu werden. Hannah war nicht in ihrem Büro, aber die Zentrale leitete Claires Anruf an ihren Streifenwagen weiter.
Hannah klang gestresst. »Was gibt’s, Claire? Ich habe viel zu tun.«
»Ich verstehe, aber ich muss heute zur Sitzung des Ältestenrats. Kann ich mit Ihnen hingehen?«
»Warum willst du mitkommen?«
»Weil ich ihnen sagen muss, was meiner Meinung nach diese Probleme überall in der Stadt verursacht.«
Hannah schwieg einen Moment, dann sagte sie: »Also gut. Ich hole dich in einer halben Stunde ab. Bleib, wo du bist. Geh nicht aus dem Haus.«
Claire fühlte sich unbehaglich. »Warum nicht?«
Die Lage spitzt sich zu. Letzte Nacht ist eine ganze Familie umgekommen und es gibt massenhaft weitere Probleme. Bleib einfach, wo du bist, okay? Das ist wichtig.«
»Ich warte dann.« Claire legte auf und starrte auf das leere Display des Handys, als würde es die Geheimnisse des Universums enthalten. Dann ging sie zum Fenster und sah hinaus.
Zuerst konnte sie überhaupt nichts Seltsames erkennen, aber
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