Gefaehrliche Sehnsucht
Café.«
Aidan schloss die Augen. Sei wusste nicht, was sie ihrem Vater darauf antworten sollte. Sie machte sich ebenfalls Sorgen.
»Ich habe nichts von ihr gehört, aber ich werde versuchen, sie zu erreichen«, sagte sie. »Mach dir nicht zu viel Sorgen, Dad. Ihr ist sicher nichts passiert.«
»Und wie sieht es bei dir aus? Muss ich mir um dich auch Sorgen machen? Deine Mutter erzählte mir, dass ein Vampir hinter dir her ist.«
»Ich habe alles im Griff«, sagte Aidan, »und im Moment gehe ich nicht aus dem Haus. Es kann mir also nichts passieren.«
»Wenn etwas geschieht, das dir seltsam vorkommt, melde dich bei mir«, sagte George mit Kummer in der Stimme.
»Mach ich, Dad.«
George legte sein Handy auf den Beifahrersitz und fuhr in die Collins Street. Er musste sich in Ilysas Wohnung umsehen. Er musste kontrollieren, ob alles noch so war wie vor zwei Tagen, als er bei ihr gewesen war.
Als er den Bradford Drive entlang fuhr, hielt er Ausschau nach ihrem roten Auto. Er konnte es nicht entdecken. Er fuhr die breite Straße weiter, vorbei an der Collins Street. Bei der nächsten Abzweigung bog er nach rechts ein und fuhr seinen Wagen in eine große Parklücke. Zu Fuß ging er dann zurück in die Collins Street und verschaffte sich mit einem Dietrich der Polizei Zugang zu Ilysas Wohnung.
Er suchte die Räumlichkeiten nach einem verdächtigen Hinweis ab, aber er fand nichts Ungewöhnliches. Das einzige, das ihm auffiel, war, dass auf der Kommode zwei alte dicke Bücher fehlten. Er setzte sich auf das Sofa und dachte nach. Als es zu dämmern begann, hörte er ein Geräusch vor der Wohnungstür. Wollte noch jemand unbefugt hier eindringen? George öffnete das Badezimmer und versteckte sich hinter der Tür. Als sich in den nächsten Minuten nichts tat, schlich er zur Eingangstür und öffnete sie einen Spalt. Ein junger Mann mit blonden Haaren stand vor der Tür.
»Suchen Sie jemanden«, fragte George.
»Ich wollte Ilysa besuchen«, antwortete er.
»Woher kennen Sie meine Frau?«
»Sind Sie Mr. Taylor?«
George nickte und bat den jungen Mann in die Wohnung.
»Darf ich Ihren Ausweis sehen?«, fragte George gewohnheitsmäßig.
Stuart griff in die Innentasche seiner Jacke, holte seinen Ausweis heraus und hielt ihn George hin.
»Hier«, sagte er.
George verglich das Foto auf dem Dokument mit Stuarts Gesicht.
»Sie kommen aus Kalifornien?«, fragte er.
»Ich bin seit ein paar Jahren nirgendwo wirklich zu Hause. Aber ursprünglich komme ich aus Santa Rosa, nördlich von San Francisco«, sagte er und überlegte sich, wie viel Aidans Vater von den Vorgängen in der Stadt wirklich wusste. Wie weit konnte er ihn ins Vertrauen ziehen. Als er mit seinem außergewöhnlichen Gehör durch das gekippte Fenster einen lauten Flügelschlag hörte, packte er George am Ärmel und zog ihn in den Flur zurück.
»Was soll das ...« schrie George.
»Pscht! Seien Sie still. Wenn Sie sich und Ilysa helfen wollen, seien Sie jetzt still«, flüsterte Stuart.
»Wir sind alleine in der Wohnung«, warf George leise ein.
»Gleich wird sich ein schwarzer Vogel vor das Fenster setzen und nachsehen, ob jemand hier ist«, sagte Stuart. »Ganz egal, was Sie jetzt denken. Bitte schweigen Sie in den nächsten paar Minuten.«
George blickte den jungen Mann entgeistert an und griff nach seinem Mobiltelefon. Er wollte gerade die Notrufnummer der Psychiatrie wählen, als er ein lautes Klopfen am Fenster hörte. Er legte sich auf den Boden und robbte leise vorwärts. Im schwachen Schein des Mondes erkannte er die Silhouette einer schwarzen Krähe. Der Vogel war einen halben Meter groß. Verwirrt steckte er sein Handy wieder ein und blickte gebannt auf das Fenster. Schweigend wartete er ab, bis sich der Vogel abstieß und in der Dunkelheit verschwand.
»Was war das für ein Vogel?«, fragte George, »und warum haben Sie gewusst, dass er sich genau vor dieses Fenster setzen wird.«
»Glauben Sie an die Existenz übernatürlicher Phänomene, Mr. Taylor?«
»Als Polizist war ich diesbezüglich immer skeptisch«, erwiderte er. »Aber ich habe mich vor ein paar Tagen eines besseren belehren lassen.«
»Dann haben Ilysa oder Aidan mit Ihnen über gewisse Vorkommnisse in der Stadt gesprochen?«
»Sie sprechen von den Vampiren?«, fragte George.
Stuart nickte. »Ja, davon spreche ich.«
»Zuerst dachte ich, Ilysa erlaubt sich einen Scherz mit mir, aber dann merkte ich ... ihre Sorgen um Aidan waren nicht gespielt.«
»Es gibt sie wirklich«,
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