Gefaehrliche Sehnsucht
sagte Stuart im Dunkeln.
»Und welche Rolle spielen Sie dabei?« George sah Stuart herausfordernd an.
»Ich versuche Aidan und Ihrer Frau zu helfen«, erklärte er.
»Wissen Sie, wo meine Frau sich befindet?«
»Nein. Ich versuche das gerade herauszufinden. Deshalb bin ich hierher gekommen.«
»Ich habe die Wohnung schon durchsucht. Es gibt keine Anhaltspunkte, die auf ein Verbrechen schließen lassen.«
Stuart sah Mr. Taylor in die Augen. Plötzlich griff er nach seinem Rucksack, öffnete ihn und zog drei kleine hölzerne Pfähle heraus.
»Hier, nehmen Sie das«, sagte er. »Wenn ein Vampir Sie angreift, ist es Ihre einzige Chance, sich zu wehren. Sie müssen versuchen, damit das Herz zu treffen.«
»Wie kommen Sie darauf, dass ein Vampir sich einem Polizisten nähert? Ich glaube nicht, dass das passieren wird.«
»Sie sind Ilysas Mann und Aidans Vater. Sie wären die ideale Geisel, damit Ilysa und Aidan tun, was immer man von ihnen verlangt.«
George packte Stuart am Hemd und zog ihn zu sich heran. »Was wissen Sie alles«, fragte er grob. »Sie sagen mir jetzt, was hier gespielt wird oder ich verhafte Sie.«
In Stuarts Kopf purzelten die Gedanken durcheinander. Was konnte er preisgeben? Was musste er für sich behalten? Es gab Dinge, die durfte George nicht wissen. Das wäre für ihn lebensgefährlich. Stuart ging in das Badezimmer und setzte sich auf die Badewanne. George nahm ihm gegenüber auf der geschlossenen Toilette Platz. Erwartungsvoll blickte er Stuart an.
Wie schon ein paar Mal davor, begann Stuart über seine Bekanntschaft mit den Vampiren und dem gemeinsamen Kampf gegen sie zu erzählen. Er erzählte von ein paar Leuten, die gemeinsam gegen die Vampire in der Stadt kämpften.
Aber er nannte keine Namen. Von Aidans Rolle in dieser Angelegenheit sprach er auch nicht.
»Ich möchte mich dieser Gruppe anschließen«, erklärte George. »An wen muss ich mich wenden.«
»Ich weiß nicht, ob das möglich sein wird. Diese Leute ... haben eine Spezialausbildung«, stotterte Stuart.
»Ich will einen Namen«, schrie George zornig.
In Stuarts Augen begann es gelb zu flackern. Irritiert wich George zurück.
»Wer sind Sie?«, fragte er gepresst.
»Ich werde mich bei Ihnen melden«, sagte Stuart leise, »und vergessen Sie nicht, die Pfähle immer bei sich zu tragen.«
Kapitel 38
S tuart verließ das Haus in der Collins Street und ging den Bradford Drive entlang zur Railway Station in der Chadwick Street. Aus seinen Augenwinkeln heraus sah er den Schatten, der ihm folgte. Er grinste, nahm sein Handy heraus und verschickte eine kurze SMS. Eine Sekunde später blickte Aidan auf die Nachricht in ihrem Handy und sprang auf.
»Es ist Zeit, zu gehen«, sagte sie und zog Leah vom Stuhl hoch. »Elijah wartet schon im Wagen auf uns.« Als sie hinaustraten, verschwanden gerade die letzten hellen rosa Streifen am Horizont und tauchten die Stadt in ein dunkles Schwarz. Niemand achtete auf den Schatten, der sich auf einen schwarzen Kleinwagen zu bewegte und ihnen ohne Licht folgte. Langsam fuhren sie in die York Street ein. Als sie im Lichtkegel der Scheinwerfer einen schwarzen Van geparkt sahen, fuhren sie an den rechten Straßenrand und stellten das Fahrzeug ab.
»Ihr bleibt dicht hinter mir«, sagte Elijah. Er blinkte mit seiner Taschenlampe zweimal kurz in Richtung Van und schlich dann geduckt in den Garten eines zweistöckigen Wohnblocks. »Wir schleichen uns von hinten an das Haus heran. Logan und die anderen versuchen über den Haupteingang in das Haus zu gelangen und öffnen uns dann die Hintertür.«
Aidan nickte und bewegte sich wie in Trance vorwärts. Sie waren gut vorbereitet. Leah und sie hatten sich intensiv mit dem Schutzzauber auseinandergesetzt. Selbst wenn ihnen ein Vampir über den Weg lief, würden sie nicht hilflos sein.
Geduckt rannten sie das letzte Stück zum Zaun, die das Grundstück zur alten Villa hin abtrennte. Elijah sprang aus dem Stand problemlos darüber und half dann Aidan und Leah geräuschlos auf die andere Seite.
Leah sah sich kurz um. Die kühle Nachtluft ließ sie frösteln.
Schweigend gingen sie die letzten paar Meter auf das Haus zu. Elijah drückte die Klinke der alten Tür nach unten. Sie war offen. Er schnüffelte in der Luft und konnte den Geruch von Artgenossen wahrnehmen. Aber er war nicht sehr intensiv. Das bedeutete, dass sie im Moment nicht in der Nähe waren. Reverend Connelly stand bereits in der Verbindungstür zum Haus und winkte sie herein.
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