Gefaehrliche Spur
einzahle.“
Jefferson lächelte und reichte ihm einen Kugelschreiber zum Unterzeic h nen. „Ihre Entscheidung, Sir.“
Nicht seine Entscheidung; bedauerlicherweise. Orrin unterschrieb und ha t te zum zweiten Mal in seinem Leben das Gefühl, dadurch einen Pakt mit dem Teufel zu schließen. Er glaubte inzwischen nicht mehr daran, dass dieses blutige Ritual, das er mit Caine im Wald durchgeführt hatte, tatsächlich irge n d etwas Magisches bewirkt hatte und schalt sich einen naiven Narren, dass er das jemals ernsthaft in Erwägung gezogen hatte. Magie existierte nicht. Z u mindest nicht außerhalb des Varietés, wo sie profane Ursachen hat und keine übernatürlichen. Inzwischen war er zu dem Schluss gekommen, dass Caine das alles nur inszeniert hatte und dass er mit jemandem bei der Lotterie z u sammenarbeitete, der die Ziehungen manipulierte.
Orrin hatte in der Woche nach dem Ritual – bei dem er eigenhändig einen Menschen getötet hatte, o Gott! – tatsächlich den Jackpot geknackt und zwanzig Millionen Dollar gewonnen. Genug, um damit selbst abzüglich der Steuern für den Rest seines Lebens sorgenfrei zu leben, wenn er nicht ve r schwenderisch damit umging, was er nicht vorhatte.
Es war ihm natürlich von Anfang an merkwürdig vorgekommen, dass Ca i ne als Lohn für seine Dienste verlangt hatte, er solle in der Woche nach dem Gewinn unbedingt diese Lebensversicherung abschließen und darin die nach ihrem Gründer benannte Festus Brown Foundation For Young Artists begünst i gen. Ein eiskalter Typ wie Caine – der Gedanke an den Mann jagte Orrin einen Schauder über den Rücken – sorgte sich garantiert nicht um die Förd e rung junger Künstler. Da Orrin den Auszahlungsbetrag für die Lebensvers i cherung sofort in voller Höhe begleichen musste, lag der Verdacht nahe, dass Caine irgendeinen Dreh gefunden hatte, um die Überweisung abzufangen und auf sein eigenes Konto umzuleiten.
Orrin hatte die Brown Foundation unter die Lupe genommen, soweit das über die im Internet verfügbaren Informationen möglich war. Sie schien ser i ös zu sein und existierte bereits seit dreißig Jahren. Die von ihr geförderten Künstler fanden in der Öffentlichkeit und erst recht in der Kunstszene B e achtung und existierten keineswegs nur als Strohleute oder Avatare. Orrin hatte ein paar kontaktiert unter dem Vorwand, er trage sich mit dem Geda n ken, die Brown Foundation zu fördern, wolle sich aber vorher über deren Arbeit informieren. Er hatte nur Gutes erfahren. Was ihn in der Überzeugung bestärkt hatte, dass Caine Orrins Überweisung für die Lebensversicherung zu deren Gunsten irgendwie abfangen und auf sein eigenes Konto transferieren würde. Das war ihm letztendlich egal. Hauptsache, er wäre Caine ein für alle M al los.
Er hatte versucht, mit Tyler Barrington zu sprechen, dem Mann, der durch Caine ebenfalls zum Lottomillionär geworden war und der Orrins Kontakt zu ihm vermittelt hatte, um ihn zu fragen, ob Caine ihn ebenfalls dazu erpresst hatte, eine Versicherung für die Brown Foundation abzuschließen. Doch Tyler sonnte sich irgendwo auf Hawaii und hatte sich eine neue Handynu m mer zugelegt, wahrscheinlich, um zu verhindern, dass alle Welt ihn anrief und anbettelte, was Orrin erlebte, seit er als Gewinner bekannt gegeben worden war.
Orrin hatte mit dem Gedanken gespielt, zu riskieren, diese Versicherung nicht abzuschließen. Als hätte Caine das geahnt, hatte Orrin am Tag nach diesem Gedankenspiel einen Umschlag mit dem Vermerk Persönlich im Brie f kasten gefunden, dessen Inhalt er sofort verbrannte, nachdem er einen Blick darauf geworfen hatte. Caine hatte heimlich Fotos von dem Ritual gemacht. Sie zeigten im Sekundentakt, wie Orrin einem Mann ein Messer ins Herz stieß. Das letzte Foto zeigte das Gesicht des Toten, das Caine damals im Wald gnädig verhüllt hatte. Seitdem sah Orrin dieses Gesicht, wann immer er die Augen schloss. Begleitet wurden die Bilder von einem Zettel mit der Au f schrift: Vergessen Sie unsere Abmachung nicht.
Deshalb unterzeichnete er den Versicherungsvertrag und würde treu und brav das Geld überweisen. Denn er zweifelte keine Sekunde daran, dass Caine die Fotos der Polizei zuspielen würde, sollte Orrin das nicht tun. Und ganz gewiss würde er den Cops auch stecken, wo die zu den Bildern passende Leiche vergraben lag. O Gott, er war so ein Narr gewesen, dass er sich auf die ganze Geschichte eingelassen hatte! Aber die Aussicht, reich zu werden und für den Rest seines
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