Gefaehrliche Spur
zugrunde lagen, die mit normalem menschlichen Verstand nicht zu erklären waren. Und die man mit normaler Ermittlungsarbeit auch nicht bekämpfen konnte.
„ Als sich die Schlinge immer enger um die Bewohner von Coalman’s Town zusammenzog“, fuhr Jaime fort, „kassierte der Teufel seinen Lohn. Er ble n dete die Seelen der Verbrecher und ließ sie ein Massaker anrichten, das se i nesgleichen sucht. Die Stadt hatte damals noch hundertzweiundsechzig Ei n wohner. Sechsundsechzig von ihnen rotteten sich in einer Nacht zusammen und ermordeten die restlichen sechsundneunzig. Danach richteten sie sich selbst. Als man die Leichen fand und die Sache untersuchte, was glaubst du, hat man da gefunden?“ Jaime blickte Travis bedeutsam an.
„ Anzeichen für einen Teufelspakt?“ Travis ließ es wie eine Vermutung klingen. Da es Delacroix merkwürdig erschienen war, dass sechsundsechzig Männer und Frauen und zwei zwölfjährige Kinder erst etliche Morde bega n gen und sich danach selbst getötet hatten, war er der Sache auf den Grund gegangen und hatte jeden Stein in den Wohnungen und Häusern der Täter umdrehen lassen. Dabei hatte er okkulte Gegenstände und an versteckten Stellen angebrachte Symbole gefunden, deren Analyse ergeben hatte, dass es sich um Zeichen für einen Teufelspakt handelte. Offiziell war das Ganze als Massenhysterie infolge von durch Drogen entstandenen Wahnvorstellungen abgetan worden. Doch Delacroix hatte weitergeforscht und konnte den U r sprung dieser Symbole auf einen alten Geheimkult zurückführen, der als längst erloschen galt.
Wie die Leute von Coalman’s Town an die für ihre Zwecke erforderlichen Rituale des Kultes gekommen waren, konnte bis heute nicht geklärt werden. Delacroix’ Theorie war, dass es eine Aufzeichnung geben musste, ein altes Grimoire oder etwas Ähnliches, aus dem sie stammten. Da ein solches Buch aber in der ganzen Stadt nicht gefunden worden war, blieb die Möglichkeit, dass es noch einen Einwohner gegeben hatte, vielleicht auch den Drahtzieher des Ganzen, Delacroix bezeichnete ihn als Agenten des Teufels, der nach dem Massaker mit dem Buch verschwunden war. Es blieb aber auch die Möglichkeit, dass einer der Einwohner ein Grimoire, falls es tatsächlich exi s tiert haben sollte, vernichtet hatte, bevor er sich an dem Massaker mit a n schließendem Massenselbstmord beteiligt hatte. Es konnte aber auch ganz anders gewesen sein. Delacroix hielt die Theorie mit dem Grimoire, das j e mand aus der Stadt geschafft oder anderweitig gut versteckt hatte, für die wahrscheinlichste.
Father Jaime nickte. „Jawohl, die Mörder waren mit dem Teufel im Bunde. Und hier ist es jetzt genau dasselbe.“
Sie hatten ein Nebengebäude erreicht, das zur Kirche gehörte und den Priestern wohl als Wohnung zur Verfügung stand. Jaime führte Travis hinein und in einen Raum, der Esszimmer und Küche zugleich war. Dort war eine Frau damit beschäftigt, den Tisch zu decken.
„ Ich habe einen Gast mitgebracht, Rose“, sagte Jaime. „Können wir schon etwas zu essen bekommen?“
„ Ja, Father. Es ist fertig. Bedienen Sie sich.“
Travis folgte auf Jaimes Aufforderung seinem Beispiel und füllte sich einen Teller mit Gemüseeintopf und nahm eine dicke Scheibe Brot dazu. Danach setzte er sich zu dem Geistlichen an einen Tisch in einer Ecke, wartete, bis Jaime den Tischsegen gesprochen hatte und begann zu essen.
Nach den ersten paar Bissen beugte sich Jaime zu Travis hinüber. „Ich h a be es genau überprüft, Tom. Ich habe mit deinen Leuten gesprochen und mich umgehört. Und ich habe die Orte besucht, an denen die unglücklichen Lottomillionäre ihre ‚Unfälle’ hatten. Bei siebzehn von ihnen hatte der Teufel spürbar seine Hand im Spiel. Und jeweils eine Woche vorher, höchstens zehn Tage, ist ein Obdachloser verschwunden. Nur in drei Fällen nicht.“
Diese drei Fälle entfielen auf die verschwundenen Touristen.
„ Und es gibt keine Leichen?“, vergewisserte er sich.
Jaime schüttelte den Kopf. „Zumindest keine, die man bisher gefunden hä t te. Auch das spricht für einen Pakt mit dem Teufel. Der hat die Leichen ve r schwinden lassen.“
Oder der Initiator des Ganzen hatte einen Zauber angewendet, der verhi n derte, dass die Leichen gefunden wurden.
Wieder beugte sich Jaime vor. „Ich weiß auch, wer dahintersteckt: Silvia Carter. Sie leitet Aid for the Homeless. Die Frau ist eine Hexe. Eine Heidin, eine Teufelsanbeterin. Alle Verschwundenen haben ihren Freunden gege n
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