Gefaehrliche Spur
Wayne zu und drehte sich um.
Ryanne hatte ihren Wagen geparkt und stieg aus. Sie lächelte. Es erhellte i h re Gesichtszüge und ließ ihre Augen strahlen. „Hallo Tom.“
Er steckte den Geldschein ein. „Hallo Ryanne.“ Bei Tageslicht war sie noch schöner als gestern Abend im künstlichen Licht ihres Zimmers. Sie versuchte auch nicht, ihre Narbe zu verdecken; seinetwegen nicht mehr. Er hoffte für sie, dass sie sie nie wieder verstecken würde, aber so weit war sie wahrschei n lich noch nicht.
„ Kann ich dich als Kofferträger engagieren? Ich bin deinem Rat gefolgt und habe mir eine andere Unterkunft gesucht.“ Sie deutete auf das Hotel.
„ Ich trage dein Gepäck gern bis zum Eingang, aber danach wird, vermute ich, ein Hotelangestellter es übernehmen. Die wollen sich schließlich ihr Trinkgeld verdienen und dulden wohl kaum, dass ich mit meinem abgeriss e nen Aussehen die Gäste vergraule.“
Sie warf einen Blick in die Richtung, in die Wayne gegangen war. „Hat der Mann dich verscheucht?“
Das klang aggressiv und entschlossen, als wäre sie bereit, sich unverzüglich für Travis einzusetzen, sollte er Ja sagen. Er schüttelte den Kopf. „Er hat mir für heute Abend einen Job gegeben und einen Vorschuss gezahlt.“
„ Das freut mich für dich.“ Sie zögerte. „Tom, ich … wegen gestern. Ich wollte dich wirklich nicht in Verlegenheit bringen. Und es tut mir sehr leid, dass ich das offensichtlich getan habe und … Und überhaupt.“
„ Schon gut“, versicherte er. „Kein Problem. Wirklich nicht.“ Er sah sie aufmerksam an. „Wie geht es dir?“
Sie nickte. „Ich bin okay. Du musst gestern einen schrecklichen Eindruck von mir bekommen haben.“
„ Ganz und gar nicht. Ich habe jedes Wort ernst gemeint, das ich zu dir sa g te. Ich halte dich für eine sehr tapfere Frau. In meinen Augen bist du eine Heldin. Als ich damals über den Fall in der Zeitung gelesen habe, habe ich mir gewünscht, der Frau zu begegnen, die den Skinner erledigt hat, und ihr die Hand zu schütteln. Dass ich sie dann auch küssen würde, habe ich mir zwar nicht träumen lassen, aber …“ Er lächelte, ehe er ihr ernst in die Augen sah. „Du hast überlebt, Ryanne. Das ist das Einzige, was zählt. Lass nicht zu, dass der Kerl noch nach seinem Tod Macht über dich hat.“
Sie berührte die Narbe. „Wie sollte das gehen? Nachdem er mich fürs L e ben gezeichnet hat.“
„ Wie ich schon sagte: Sieh es als Ehrenzeichen an. Als Purple Heart. Das hast du dir verdient.“
Sie errötete. Er hielt ihr die Hand hin. Sie ergriff sie, und er drückte sie fest. „Es ist mir eine Ehre, dir die Hand zu schütteln. Du hast unzähligen Frauen das Leben gerettet. Verglichen damit ist eine Narbe ein geringer Preis, wie ich finde.“ Er ließ ihr keine Zeit , zu antworten. „Was ist nun mit dem Gepäck?“, wechselte er das Thema.
Sie öffnete den Kofferraum, sichtbar erleichtert über den Themawechsel. Er hob ihr Gepäck heraus und trug es zum Hotel, aus dem bereits zwei B e dienstete auf sie zu kamen, Ryanne begrüßten und Travis ignorierten, nac h dem sie ihm das Gepäck abgenommen hatten. Er blieb stehen, Ryanne ebe n falls.
„ Also dann …“
„ Mein Angebot steht immer noch, Tom. Das mit dem Job meine ich.“
Er lächelte. „Und meine Antwort ist immer noch dieselbe.“ Sie sah ihn an, als könnte sie immer noch nicht glauben, dass er sie attraktiv fand. „Und wenn ich jetzt nicht verschwinde, werde ich dich wieder küssen. Also mach es gut.“
Er wandte sich ab und ging mit schnellen Schritten davon. Er fühlte ihre Blicke im Rücken und rechnete damit, dass sie versuchen würde, ihn zurüc k zuhalten. Sie tat es nicht. Er hatte die Wahrheit gesagt, denn er hätte sie wir k lich gern geküsst. Und noch viel mehr. Aber das ließ sein Auftrag nicht zu. Außerdem hätte er sie dazu ins Hotel begleiten müssen, in das man ihn nicht gelassen hätte. Zumindest nicht mit Ryanne auf ein Zimmer. Allerdings musste er, um den Schein zu wahren, heute Abend tatsächlich bei Wayne vorstellig werden, denn sie würde garantiert nach ihm Ausschau halten. I m merhin konnte er bei der Gelegenheit Kia wieder einmal tanzen sehen.
Zunächst wollte er aber Cole finden und ihm noch ein bisschen auf den Zahn fühlen. Danach bei Henry’s Home und Rosy’s House vorbeischauen und hören, ob sie ebenfalls Aid for the Homeless empfahlen oder ob einer von beiden im Gegensatz zu Joe Bedenken äußerte. Es gab noch viel zu
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