Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
Vom Netzwerk:
unmöglich, deshalb lehnten Sam und J . J. sich schweigend auf die Kissen zurück. Die Meeresoberfläche war nahezu glatt, und sie schossen durch die Dunkelheit wie ein Tragflächenboot. Achtete der Steuermann auf Wale? Auf Treibgut? Wenn sie bei dieser Geschwindigkeit gegen etwas prallten, würden sie abheben und sich beim Aufschlag höchstwahrscheinlich alle Knochen brechen. Aber nichts passierte. Nachdem Sam eine halbe Stunde lang die beiden Männern vorn beobachtet hatte, ließ sie den Kopf sinken und döste ein.
    Stunden später wachte sie mit steifem Nacken wieder auf. J . J. hockte verkrümmt und mit geschlossenen Augen neben ihr. Es war helllichter Tag, die Sonnenstrahlen spiegelten sich im Pazifik. Wenn das Boot erst einmal anhielt, würde die Hitze unerträglich werden, doch im Moment sorgte der Fahrtwind für ein angenehmes Gefühl. Fliegende Fische begleiteten sie. Links und rechts kräuselte sich das Wasser, wenn sie herausschnellten, kurz auf ihren durchsichtigen ausgebreiteten Flossen dahinsegelten und wieder eintauchten. Was mochte ihnen wohl durch den winzigen Kopf gehen? Hielten sie das Rennboot für ein mit Fiberglas verkleidetes Raubtier? Oder düsten sie vielleicht, getrieben vom Instinkt, bei jeder schnellen Bewegung aus den Fluten? Warteten schon größere Fische auf sie, wenn sie wieder eintauchten?
    Vor ihnen ragten die dunklen Felswände von Wolf Island bis in eine Höhe von rund fünfundzwanzig Metern aus dem Pazifik. Guerrero lenkte das Boot um das südliche Ende der hakenförmigen Insel. Als sie sich dem Ufer näherten, überlagerte die Kakophonie tausender Vogelschreie sogar den Lärm der Motoren und der Brandung. Tropikvögel und Schwalbenschwänze schossen in Spalten hinein und wieder daraus hervor; weiße Guanoablagerungen verrieten die Position ihrer Nester. Über ihren Köpfen tummelten sich Horden von Vögeln in allen möglichen Höhen, und ganz oben entdeckte Sam die unverwechselbaren Silhouetten der großartigen Fregattvögel.
    Â»
Por allá!
« Ayala deutete auf das Wasser. »Schaut mal.«
    Sam und J . J. beugten sich an der Steuerbordseite vor. Zwei Große Tümmler waren am Bug zu erkennen, die das Wasser immer wieder aufspritzen ließen.
    J . J. ging nach backbord. »Hier drüben ist noch einer.«
    Â»Bei Wolf und Darwin Island findet man immer Delfine«, sagte Guerrero lächelnd.
    Und Ayala fügte hinzu: »Das sind hier die Parkwächter.«
    Großer Gott
, dachte Sam. Das hatte ihr gerade noch gefehlt: Ein weiterer Hinweis darauf, wie weit draußen J . J. und sie in Begleitung vollkommen Fremder und ohne jede offizielle Unterstützung waren. Nicht, dass sie im Notfall groß auf die Hilfe ecuadorianischer Behörden vertraut hätte. Man brauchte sich doch nur Direktor Guerreros Einstellung anzuschauen, alle Vorfälle zu verharmlosen; dann das verdächtige Gebaren von Sergeant Schwartz und seinen Kollegen. Eduardo und Maxim schienen die einzigen hiesigen Amtspersonen zu sein, die ein echtes Interesse am Schutz des Parks und seiner Besucher hatten.
    Guerrero drosselte die Geschwindigkeit, bis sie im Leerlauf trieben. Die Delfine waren verschwunden. Tolle Wächter.
    Â»Hier ist der beste Platz zum Tauchen.« Ayala deutete auf die Stelle zwischen seinen Beinen. »Da unten gibt es Lavasäulen und -tunnel, dazu jede Menge Hammerhaie.«
    Â»Wie süß«, kommentierte J . J.
    Sam erbleichte.
    Guerrero musste ihre Verkrampfung bemerkt haben. »Harmlose Hammerhaie«, sagte er. »Bei den Galapagosinseln sind alle Haie harmlos.«
    Diesen Spruch hatte Sam seit ihrer Ankunft schon öfter gehört. Sie wusste immer noch nicht, ob das aufrichtig gemeint war und Touristen, die hier tauchen wollten, beruhigen sollte, oder ob es sich um einen Witz der Einheimischen handelte.
    J . J. und sie schlüpften in ihre Taucheranzüge und danach in die Neoprenüberzüge. J . J. war schneller fertig und überprüfte bereits Druckluftflasche und Atemregler, während Sam noch mit den Gewichten beschäftigt war.
    Â»Hast du dein Messer verloren?«
    Sam schaute auf. J . J. deutete auf die leere Scheide an Sams Gürtel. »Das ist mir gestern schon aufgefallen, als du in dem Boot auf dem Boden gelegen bist.«
    Â»Wirklich? Vor zwei Tagen hatte ich es noch.« Sie hatte es am Ola Rock dazu benutzt, den Albatros loszuschneiden, der

Weitere Kostenlose Bücher