Gefaehrliche Tiefen
Ohren hatte es angelegt.
ScheiÃe!
Offenbar konnte Eduardo sie sehr wohl hierlassen. Offenbar fand es jeder auf den Galapagosinseln in Ordnung, sie hierzulassen.
Sie lieà sich auf den Vorsprung sinken und starrte zwischen den Beinen hindurch die Wand an. Einer der Geckos saà auf gleicher Höhe wie ihr Kopf. Er drehte ihr die Augen zu und beobachtete sie einen Moment, ehe er sich wieder auf die Suche nach Insekten machte. Der andere Gecko klebte immer noch an der Decke, wunderbarerweise mit dem Kopf nach unten und beinahe unsichtbar zwischen den Schimmelflecken, die ihm als Tarnung dienten.
»Geht raus, Jungs«, empfahl sie ihnen. »Da drauÃen wimmelt es von Kakerlaken.«
26
Als am nächsten Morgen die Vordertür geöffnet wurde, kam Aguirre mit den beiden Frauen vom Vortag herein. Sam drängte sich an die Gitterstäbe ihrer Zelle, um sie beobachten zu können. Zu ihrer Enttäuschung brachte ihr niemand etwas zu essen und zu trinken. Sie lauschte einer kurzen unverständlichen Unterhaltung auf Spanisch, dann wurden die beiden Männer aus der Nachbarzelle freigelassen. Einer von ihnen trug eine zerknitterte Papiertüte unter dem Arm. Als er bemerkte, wie sie sich an die Stäbe klammerte, kam er zu ihr herüber und gab ihr die Tüte. Dann folgte er den anderen hinaus, sie blieb allein zurück.
In der Tüte fand sie ein Brötchen, dick beschmiert mit Margarine, dazu eine Handvoll Rosinen. Hastig stopfte sie sich das Brötchen in den Mund. Danach trank sie einen Schluck lauwarmen Wassers aus dem Wasserhahn bei der Toilette, anschlieÃend lieà sie sich die Rosinen schmecken. So tief war sie gesunken. Jetzt musste sie schon einem Fremden dankbar dafür sein, dass er ihr die Ãberreste seines Frühstücks überlassen hatte.
Sollte sie nicht vor Hunger sterben, dann vor Langeweile. Sie zwang sich zu fünfzig Liegestützen, dann zu fünfzig Sit-ups, schlieÃlich zu ein paar Yogaübungen. Das Ganze dauerte nicht einmal eine Stunde.
In der Hoffnung auf Besuch überprüfte sie die Gegend auÃerhalb des Fensters. Selbst das Pferd ignorierte sie. Sie holte den Laptop hervor. Die Batterieanzeige war auf 3 5 % gesunken, und während der Computer nach einem WLAN suchte, fiel sie auf 31. Endlich zeigte er das Netzwerk der
Casa de GarcÃa
als funktionstüchtig an. Sam suchte nach weiteren Nachrichten über die SchieÃerei in Arizona. Die einzige neue Meldung lautete, dass einer der Verletzten im Krankenhaus gestorben war, was die Zahl der Todesopfer erhöhte. Ging es da um Chase? Sam hatte keine Tränen mehr übrig.
Sie klickte die Seite von
Out There
an. Ihre Geschichte war der Aufmacher.
Unerschrockene Reporterin auf Galapagosinseln verhaftet
. Schnell überflog sie die Kommentare. Ein paar zeigten sich entrüstet, die meisten aber wollten wissen, ob Wilderness Westin Dan tatsächlich ermordet hatte. Andere interessierte es, warum Zing wie vom Erdboden verschluckt war.
Die Verbindung wurde schwächer, sie verlor den Zugang zum Internet. Der Computer meldete noch 2 5 % Batteriereserve, und bis sie eine neue brauchbare Verbindung gefunden hatte, diesmal mit dem Hotel
Milagro
, waren es nur noch zweiundzwanzig Prozent.
Wieder klickte sie
Out There
an und hinterlieà eine Nachricht als Wilderness â
Lasst mich frei! Ich bin unschuldig!
Sie überlegte kurz, auch als Zing eine Botschaft zu schreiben â
Ich bin ebenfalls im Gefängnis
. Aber wenn ihre List ans Licht käme, würde das die Einheimischen nur noch mehr gegen sie aufbringen. Das Risiko wollte sie lieber nicht eingehen.
Blake hatte sich gestern gemeldet â
Was ist da unten los?
â und auch Maya â
Was soll der ScheiÃ? Alles in Ordnung mit dir?
Später hatte sie noch hinzugefügt:
Knast ist nicht so schlimm. Halt durch
. Sam fiel ein, dass Maya als Teenager einige Zeit hinter Gittern gesessen hatte. Aber in Mayas Zelle hatte es eine Zentralheizung gegeben, und man hatte ihr drei Mahlzeiten pro Tag gebracht, ganz zu schweigen von der Gewissheit, in nicht allzu ferner Zukunft wieder entlassen zu werden. Sam antwortete nicht â was hätte sie ihnen mitteilen sollen?
Weder Chase, Nicole oder Adam noch jemand von Key oder
Out There
hatte sich gemeldet.
»
Puta americana!
«, schrie eine männliche Stimme von drauÃen herein. »
Dónde está Zing?
« Zwei Schläge donnerten nahe dem Fenster gegen die
Weitere Kostenlose Bücher