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Gefaehrliche Tiefen

Gefaehrliche Tiefen

Titel: Gefaehrliche Tiefen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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weiter.
    Das Brummen eines PS -starken Motors riss sie schließlich aus ihrer Trance. »
Oye, Papagayo
«, dröhnte eine tiefe Stimme durch die Nacht. Ein platschendes Geräusch zeugte davon, dass ein Seelöwe, der auf der Plattform am Heck gelegen hatte, ins Wasser abtauchte. Als das andere Boot andockte, durchlief ein Ruck das Schiff.
    Vom Heck her näherten sich männliche Stimmen, die spanisch miteinander sprachen. Sam schnappte die Wörter
desaparecido
und
muerto
auf. Vielleicht verschwunden? Und
muerto
hieß tot, das Wort kannte sie. Schwere Schritte erklangen auf der Treppe zum Hauptdeck unter ihr und stoppten im Aufenthaltsbereich.
    Dank der Flasche Wein, die Constantino ihr gegeben hatte, arbeitete sie sich allmählich auf einen Zustand hin, in dem sie nichts mehr spüren würde, aber momentan war der Schmerz noch übermächtig. Ihr Kopf schmerzte, der Rücken, das Herz. In den drei gemeinsamen Tagen war Daniel Kazaki zu einem Freund geworden. Sie traf nicht oft auf Gleichgesinnte. Bei ihrem ersten gemeinsamen Essen hatten Dan und sie sich über die Faszination von Korallen unterhalten, die dem Meerwasser Mineralien entzogen und daraus ihre komplizierten Gehäuse bauten.
    Â»Stell dir nur mal vor«, hatte Dan mit leuchtenden Augen gesagt, »die Menschen könnten – nur mit ihrem Körper – aus Luft und Erde Baumaterialien herstellen. Jeder könnte seine eigene Muschel haben!«
    Â»Die großen Muscheln würden die kleinen von den Riffen stoßen.« Was die menschliche Rasse anging, war Sam mehr als nur ein bisschen zynisch.
    Dan hatte gekichert. »Oder die Gesellschaft wäre nach den unterschiedlichen Muschelfarben aufgeteilt.« Ja, eindeutig eine verwandte Seele. Die Gespräche, die sie mit Dan führte, waren genau die, wegen denen ihre Verwandten an ihrem Verstand zweifelten.
    Die Gespräche, die sie geführt hatte. Dan war Vergangenheit. Wieder hob sie die Weinflasche an die Lippen.
    Schwere Schritte erklangen auf der Metalltreppe, dann traten drei Männer auf das Deck. Kapitän Quiroga trug jetzt Weiß, bestimmt aus Respekt vor den Männern, die rechts von ihm standen, ein großer, dünner blonder Polizist und ein fetter mit Halbglatze, beide in Khakiuniform und mit Mützen mit offiziell aussehenden dreifarbigen Insignien. Der Blonde machte mit dem Zeigefinger eine »Herkommen«-Bewegung. »
Señorita. Por favor
.«
    Statt als
policía
stellte der Kapitän die beiden als
fiscalia
vor, was das ecuadorianische Wort für »Polizei« zu sein schien. Es handle sich nicht um ein Verhör, sagten sie ihr. Nur ein paar Fragen. Aber als sie im Büro des Kapitäns auf einem geschwungenen Plastikstuhl aus den sechzigern saß, fühlte es sich durchaus wie ein Verhör an. Ihr Kopf dröhnte vom Brummen des Generators und von den Dieselabgasen. Dass sie so viel billigen Rotwein getrunken hatte, machte die Sache auch nicht besser.
    Â»Er war Japaner?« Eduardo stellte ihr diese Frage – er fungierte als Dolmetscher.
    Sam starrte ihn unwillig an. Er kannte die Antwort auf diese Frage. Eduardo zuckte mit den Schultern und deutete mit dem Kopf auf die beiden Polizisten.
Ich übersetze nur.
Dieses Thema hatten sie bereits durchgekaut. Hofften die Polizisten, sie würde sich widersprechen, wenn sie erneut die gleichen Fragen stellten? Da gab es keine Widersprüche. »Ich sagte, irisch-japanisch-amerikanisch. Daniel Kazaki war Amerikaner. Sie haben seinen Pass.«
    Sie deutete auf den Schreibtisch, wo sowohl ihre als auch Dans Papiere lagen.
    Der schmerbäuchige Polizist – laut seinem Namensschild hieß er Aguirre – legte die Finger an die Außenränder seiner Augenlider und verzog sie zu Schlitzaugen. Der blonde Polizist lachte. Eduardos Wangen verfärbten sich dunkelrot.
    Sam fragte sich, ob wohl viele Polizisten so drauf waren. Chase war ja auch so etwas wie ein Polizist, aber sie wollte einfach nicht glauben, dass er sich über ein Opfer lustig machen würde. Sie wünschte sich, er wäre hier und würde herausfinden, was das alles zu bedeuten hatte. Einen spanischsprechenden FBI -Agenten hätte sie jetzt wirklich gut brauchen können. Warum waren ihr die Männer, mit denen sie sich einließ, nie eine Stütze? Zumindest nicht greifbar?
    Â»Was hat Kazaki hier auf den Galapagosinseln gemacht?«, fragte Aguirre. Eduardo übersetzte. Sein

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