Gefaehrliche Tiefen
feuerte zwei Schüsse über den Kopf des Mannes hinweg. Inzwischen stand das halbe Motel in Flammen.
Lieber Gott, lass alle drauÃen sein.
Er versuchte nicht darüber nachzudenken, dass in den Zimmern vermutlich alles lag, was diese Leute besaÃen. Auf der anderen Seite des Gebäudes jauchzten die vier Angreifer wie eine Horde betrunkener Teenager. Ihr Gelächter und ihre Schreie wurden von lautem Krachen begleitet.
Chase und Nicole liefen wieder auf die Vorderseite. Drei der nummerierten Moteltüren standen offen, und aus einer stürmte gerade Randy, mit einer Flasche Tequila in der einen und einem Bündel Geld in der anderen Hand. »Schaut mal, was ich gefunden habe!«
Dread kam aus einer der anderen Türen. Hinter ihm drang Rauch aus dem Zimmer. Er trug einen Rucksack, und seine Jackentaschen waren verdächtig ausgebeult.
Auf dem Parkplatz schlugen Joanne und Marshall mit Baseballschläger und Montiereisen Windschutzscheiben und Scheinwerfer ein. Das Klirren der Scheiben hatte fast schon etwas Festliches an sich.
»Lasst mir auch noch ein paar übrig!« Nicole schlenderte mit dem Baseballschläger über der Schulter auf einen der Wagen zu.
Chase schloss sich Dread und Randy an. Er trat die Tür zu Zimmer sechs ein und blieb im Eingang stehen, den Kragen seines T-Shirts bis über die Nase hochgezogen, um den Rauch halbwegs abzuhalten. Durch die weiÃlichen Rauchschwaden sah er, dass die Gardinen in Flammen standen und schwarze Funken auf Bett und Stuhl sprühten, die jeden Moment Feuer fangen mussten. In der einen Ecke des Zimmers waren mehrere in Plastik eingewickelte Päckchen übereinandergestapelt. Die Umhüllungen bekamen gerade Löcher, und schwarzes Plastik tropfte schwelend auf den Boden. Von dem verkohlenden Inhalt ging der unverwechselbare Geruch brennenden Marihuanas aus.
Ein Polizeiwagen mit blinkendem Lichtbalken kam über den Hügel gerast. »Mist!«, brüllte Dread und stürzte zu seinem Auto.
Als der Polizeiwagen schleudernd auf dem Kies zum Stehen kam, stob die Gruppe auseinander. Chase rannte auf Nicole zu und tauchte dann auf halbem Weg zu ihrem Pick-up zwischen zwei Wagen in Deckung. »Stehen bleiben! Polizei! Stehen bleiben oder wir schieÃen!«
Chase war sich schmerzlich bewusst, dass weder er noch Nicole kugelsichere Westen trugen und dass die örtliche Polizei keine Ahnung von zwei FBI -Agenten hatte, die sich am Tatort aufhielten. Er ging auf ein Knie, behielt den Kopf möglichst weit unten und zielte sorgfältig auf die einzige Laterne auf dem Parkplatz. Nicole, die auf dem Bauch hinter einem schrottreifen Kombi lag, versenkte eine Kugel in einem der Vorderreifen des Polizeiwagens, den Bruchteil einer Sekunde bevor Chase den Abzug drückte und die Laterne kaputt schoss. In der plötzlichen Dunkelheit und der allgemeinen Verwirrung gelang es sämtlichen Vandalen zu entkommen.
Um Viertel vor zwei trafen sich alle sechs wieder im
Horseshoe Tavern
.
Chase strich sich mit der Hand über seinen in Schweià gebadeten Schädel und stieà mit seinem Bierglas gegen das von Dread. »So viel Spaà hatte ich schon lange nicht mehr. Danke, dass Nikki und ich mitmachen durften.«
Marshall stand auf und schälte sich aus seiner Jeansjacke. Auch er trug auf dem Oberarm eine Polizeiabzeichen-Tätowierung wie Randy. Sobald er sich wieder hingesetzt hatte, leerte er sein Glas in einem Zug und knallte es auf den zerschrammten Tisch. Er starrte erst Chase, dann Nicole an. »Ihr beide habt da vorhin verdammt gut gezielt. Wart ihr wirklich nicht beim Militär?« Er reckte Randy die geballte Faust entgegen, der mit seiner dagegen boxte, während sie beide gleichzeitig »Hooah!« brüllten.
Daher also die Kameradschaft zwischen den beiden. »Militär?«, schnaubte Chase. »Wir doch nicht! Wir sind ein bisschen zu alt, um uns freiwillig von irgendwelchen Turbanträgern abknallen zu lassen.«
Dread sah Chase durchdringend an. »Man könnte euch ja glatt für Bullen halten.«
Chase versteifte sich und kniff die Augen zusammen. Dann lehnte er sich auf seinem Stuhl zurück, verschränkte die Arme, betrachtete Dread und überlegte, wie er am besten antworten sollte.
Nicole klopfte ihm sanft auf den Bizeps. »Ganz ruhig, Charlie. Ich bin sicher, unser neuer Freund hier hatte nicht die Absicht, uns zu beleidigen.« An Dread gewandt fuhr sie fort: »Zu deiner
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