Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
mittlerweile fast zwei Jahre zurück. Zwei Jahre allein sind eine lange Zeit für eine junge Frau von Octavias Naturell, Mr. Monk.«
    Diesmal hatte er nicht vor, sie zu unterbrechen. Er sah sie konzentriert an, um sie spüren zu lassen, daß ihr seine ungeteilte Aufmerksamkeit gehörte.
    Die einzige Art, auf die Araminta ihre Gefühle zeigte, bestand in einer seltsamen Reglosigkeit, als würde ihr etwas in ihr verbieten, sich zu bewegen.
    »Was ich Ihnen zu sagen versuche, Mr. Monk - so sehr es mich und meine Familie auch schmerzt -, ist, daß Octavia einen der Lakaien hin und wieder zu spezielleren und bei weitem vertraulicheren Aufmerksamkeiten ermutigte, als es sich gehört.«
    »Welchen Lakaien, Ma'am?« Er hütete sich, ihr Percivals Namen in den Mund zu legen.
    Um ihren Mund zuckte es verärgert. »Percival natürlich. Versuchen Sie nicht, mich zum Narren zu halten, Mr. Monk. Sieht Harold vielleicht wie jemand aus, der nach den Sternen greift? Außerdem sind Sie lange genug hier, um zu wissen, daß er nur Augen für das Stubenmädchen hat - einmal abgesehen davon, ob das gut für ihn ist.« Sie zuckte heftig mit den Schultern, als könnte sie die unliebsame Vorstellung auf diese Weise abschütteln. »Sie ist mit Sicherheit nicht das reizende Geschöpf, wofür er sie hält. Vermutlich wäre ihm mehr damit gedient, nur von ihr zu träumen, als durch die Realität ernüchtert zu werden.« Zum erstenmal wandte Araminta den Blick ab. »Ich fürchte, sie ist ausgesprochen uninteressant und langweilig, wenn man ihr hübsches Gesicht erst einmal lange genug angeschaut hat.«
    Wäre sie eine unattraktive Frau gewesen, hätte Monk sie für neidisch gehalten. Da sie auf ihre Art jedoch selbst eine sehr bemerkenswerte Person war, konnte das kaum sein.
    »Unerreichbare Träume enden immer mit einer Ernüchterung«, stimmte er zu. »Aber vielleicht wacht er ja aus seinem Liebeswahn auf, ehe ihn die Realität ereilt. Wünschen wir ihm das Beste.«
    »Das ist jetzt auch vollkommen nebensächlich«, sagte sie, wandte sich wieder zu ihm und erinnerte ihn somit an das Wesentliche. »Ich wollte Sie über die Beziehung meiner Schwester zu Percival aufklären, nicht über Harolds Illusionen bezüglich des Stubenmädchens. Da wir anscheinend nicht um die Tatsache herumkommen, daß jemand aus diesem Haus Octavia ermordet hat, fand ich es wichtig, Ihnen mitzuteilen, daß sie mit dem Lakai auf zu vertrautem Fuß stand.«
    »Es ist sogar sehr wichtig«, bestätigte er ruhig. »Warum haben Sie es nicht eher erwähnt, Mrs. Kellard?«
    »Weil ich hoffte, es würde nicht nötig sein. Das ist nichts, worüber man gerne spricht, schon gar nicht mit der Polizei.«
    Ob das daran lag, daß Percival dadurch ein Tatmotiv erhielt oder daß man eine delikate Familienangelegenheit mit einem gesellschaftlich niederen Subjekt wie einem Polizisten diskutieren mußte, verriet sie ihm nicht. Ihr anzügliches, leicht verächtliches Lächeln ließ allerdings auf letzteres schließen.
    »Danke, daß Sie es doch noch getan haben.« Monk versuchte jedes Anzeichen von Unmut aus seinen Zügen zu verbannen und wurde tatsächlich für seine Bemühungen belohnt. Sie hatte anscheinend nichts bemerkt - was ihn auch wieder ärgerte.
    »Keine Ursache.« Ihre zarten goldenen Brauen wölbten sich.
    »Ich habe diese unangenehme Pflicht nicht auf mich genommen, damit Sie meine Worte lediglich zur Kenntnis nehmen und nichts weiter unternehmen.«
    Monk verkniff sich jeden Kommentar und begnügte sich damit, ihr die Tür aufzuhalten und einen guten Tag zu wünschen.
    Es blieb ihm keine andere Wahl, als sich Percival erneut vorzunehmen. Die restlichen Hausangestellten hatten zu dem Thema bereits alle erdenklichen Beteuerungen, Vermutungen und Spekulationen zum besten gegeben. Nichts, was sie ihm jetzt noch zu sagen hätten, würde irgend etwas beweisen; es wären einzig und allein panische, opportunistische oder boshafte Randbemerkungen. Percival war sich zweifellos darüber im klaren, daß ihn einige seiner Kollegen nicht mochten, mehr oder weniger berechtigt. Er war arrogant und kaltschnäuzig und hatte mit den Gefühlen mindestens eines Dienstmädchens gespielt.
    Als Percival das Zimmer betrat, hatte sich sein Verhalten völlig verändert. Die alles durchdringende Angst war zwar noch vorhanden, stand jedoch weit weniger im Vordergrund. Die stolze Art, wie er den Kopf hielt und Monk unerschrocken anblickte, war ein deutliches Zeichen für die Rückkehr seiner

Weitere Kostenlose Bücher