Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
Selbstsicherheit. Monk wußte sofort, daß er sich nicht der Hoffnung hinzugeben brauchte, ihn durch irgendwelche furchterregenden Taktiken zu einem Geständnis zu verleiten.
    »Sir?« fragte Percival distanziert erwartungsvoll. Er war auf der Hut vor Tricks und möglichen verbalen Fallstricken.
    Monk hielt sich nicht lange mit Vorgeplänkel auf. »Vielleicht hat Ihr Taktgefühl Sie bisher veranlaßt, nichts darüber zu sagen, aber Mrs. Haslett gehörte zu den Damen, die Ihnen mehr als das Interesse eines Arbeitgebers entgegenbrachten, nicht wahr?« Er lächelte mit gefletschten Zähnen. »Sie brauchen sich nicht in Bescheidenheiten zu ergehen - ich weiß es aus anderer Quelle.«
    Percivals Mund verzog sich zu einem eingebildeten Grinsen, aber er vergaß nicht, worum es ging.
    »Jawohl, Sir. Mrs. Haslett war… ziemlich aufgeschlossen.« Monk wurde plötzlich von bodenlosem Zorn auf die unerträgliche Selbstherrlichkeit dieses Burschen gepackt. Er dachte an Octavia, wie sie mit dem langsam eintrocknenden Blut auf ihrem Nachthemd tot im Bett lag. Sie war ihm so verletzlich vorgekommen, so unfähig, sich zu verteidigen - was natürlich lächerlich war, denn sie hatte als einzige nicht mehr unter den absurden Nachwirkungen des Trauerspiels zu leiden. Trotzdem verursachten ihm die Unbekümmertheit, mit der dieser schmierige kleine Kerl von ihr sprach, seine Selbstzufriedenheit, sogar seine Gedanken fast ein Gefühl der Übelkeit.
    »Wie erfreulich für Sie«, sagte er bissig. »Wenn auch manchmal etwas peinlich.«
    »O nein, Sir«, sagte Percival rasch und ziemlich blasiert. »Sie war immer sehr diskret.«
    »Sicher, wie sollte es auch anders sein.« Monk verachtete ihn um so mehr. »Sie war und blieb schließlich eine Dame, auch wenn sie es zuweilen vergaß.«
    Percival kniff pikiert die schmalen Lippen zusammen. Monks Hohn ging nicht spurlos an ihm vorüber. Er wurde nicht gern daran erinnert, daß es unter dem Stand einer Dame war, einen Lakai auf diese Weise zu mögen.
    »Ich habe nicht erwartet, daß Sie das verstehen«, erwiderte er mit anzüglichem Grinsen. Er musterte Monk abfällig und streckte den Rücken noch ein bißchen mehr. Was er dachte, war ihm deutlich anzusehen.
    Monk hatte keine Ahnung, welche Damen ihm je ähnliche Gefühle entgegengebracht haben mochten. Sein Gedächtnis war leer, aber sein Zorn unermeßlich.
    »Ich kann's mir zumindest vorstellen«, entgegnete er haßerfüllt. »Ich muß von Zeit zu Zeit ein paar Huren festnehmen.«
    Percivals Wangen glühten, doch er wagte nicht auszusprechen, was ihm in den Sinn kam. Er starrte mit blitzenden Augen zurück.
    »Tatsächlich, Sir? Ich nehme an, Ihr Beruf bringt Sie mit einer Menge Leute zusammen, mit denen ich keinerlei Erfahrung habe. Sehr bedauerlich.« Jetzt war sein Blick gelassen und hart. »Aber jemand muß es schließlich tun, genau wie die Abwässerkanäle reinigen.«
    »Muß ein ganz schönes Wechselbad sein, von einer Dame verehrt zu werden«, sagte Monk bewußt scharf. »Man weiß nie, woran man ist. Im einen Moment ist man der Dienstbote, ein pflichtgetreuer, respektvoller Untergebener, im nächsten der Liebhaber, der stark und überlegen zu sein hat.« Er setzte das gleiche anzügliche Grinsen auf wie Percival. »Und dann plötzlich, ehe man weiß, wie einem geschieht, ist man wieder der Lakai, ›Ja, Ma'am‹, ›Nein, Ma'am‹, und wird auf sein Zimmer geschickt, wann immer die Liebste gelangweilt ist oder genug hat. Ziemlich schwer, da keinen Fehler zu machen.« Er beobachtete das rasante Wechselspiel der Emotionen auf Percivals Gesicht. »Gar nicht so einfach, nicht die Beherrschung zu verlieren…«
    Da - es war soweit. Der erste Anflug von Angst, kleine Schweißtröpfchen auf der Oberlippe, plötzlich angehaltener Atem.
    »Ich hab nicht die Beherrschung verloren«, sagte Percival mit brüchiger Stimme. »Ich weiß nicht, wer sie umgebracht hat - ich war's jedenfalls nicht!«
    »Ach nein?« Monk hob die Brauen. »Wer hätte sonst ein Motiv gehabt? Außer Ihnen hat sie niemanden ›verehrt‹, oder? Sie hat kein Geld hinterlassen. Es gibt keinerlei Hinweise, daß sie etwas Verwerfliches über jemanden gewußt hat. Wir sind auf keinen gestoßen, dem sie ein Dorn im Auge war…«
    »Weil Sie sich so blöd anstellen!« Percivals dunkle Augen waren schmal. »Ich hab Ihnen doch schon gesagt, daß Rose sie gehaßt hat, weil sie rasend vor Eifersucht war. Und was ist mit Mr. Kellard? Oder sind Sie zu gut dressiert, um ein Mitglied der

Weitere Kostenlose Bücher