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Gefährliche Trauer

Gefährliche Trauer

Titel: Gefährliche Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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haben.«
    Sie ignorierte sein unverschämtes Benehmen. »Nur, weil wir ihr nicht geglaubt haben!«
    »Wirklich nicht?« bohrte Monk weiter. »Laut dem, was Sir Basil mir gesagt hat, nahm ich an, er hätte ihr geglaubt.«
    Sie schluckte wieder und schien etwas in ihrem Stuhl zu schrumpfen.
    »Was wollen Sie von mir, Mr. Monk? Selbst wenn sie die Wahrheit gesagt hat und Myles über sie hergefallen ist, was hat das mit dem Tod meiner Tochter zu tun?«
    Inzwischen tat es ihm leid, daß er so unsanft mit ihr verfahren war. Obwohl sie sehr unter dem Verlust litt, hatte sie jede seiner Fragen direkt und ohne Feindseligkeit beantwortet.
    »Es würde beweisen, daß Mr. Kellard ohne Rücksicht auf den Schaden anderer entschlossen ist, seine Begierden zu befriedigen. Außerdem hat ihn die Erfahrung gelehrt, daß er ungeschoren davonkommen kann.«
    Beatrice war mittlerweile so blaß wie das blütenweiße Leinentaschentuch zwischen ihren ineinander verschlungenen Fingern.
    »Wollen Sie andeuten, Myles hätte versucht, Octavia Gewalt anzutun?« Die Vorstellung machte ihr sichtlich zu schaffen. Plötzlich war auch ihre andere Tochter von dem Ungeheuerlichen betroffen. Monk litt unter heftigen Gewissensbissen, weil er sie gezwungen hatte, darüber nachzudenken, und wußte doch keine Alternative, die nicht verlogen gewesen wäre.
    »Ist es denn so undenkbar, Ma'am? Soweit ich weiß, war sie sehr attraktiv; außerdem hatte er in letzter Zeit kein Geheimnis aus seiner Verehrung für sie gemacht.«
    »Aber… aber sie war nicht… ich meine…« Ihre Stimme verhallte im Raum. Sie war unfähig, die Worte auszusprechen.
    »Nein, sie ist nicht vergewaltigt worden«, versicherte er rasch.
    »Dennoch ist es möglich, daß sie eine Vorahnung hatte, auf eine Notsituation vorbereitet war und im Kampf schließlich an seiner Stelle ums Leben kam.«
    »Das ist absurd! Einer Magd Gewalt anzutun, ist eine Sache aber sich mit derselben Absicht nachts ins Zimmer seiner Schwägerin zu schleichen, um sie gegen ihren Willen… Nein, das ist etwas ganz anderes! Es ist widerlich - es… es ist grauenhaft!«
    »Ist der Schritt vom einen zum äadern wirklich so groß?« Monk beugte sich leicht zu ihr vor. Sein Ton war ruhig und eindringlich. »Glauben Sie allen Ernstes, Martha Rivett wäre nicht genausowenig einverstanden gewesen? Sie konnte sich nur nicht so gut verteidigen. Sie war jünger, verängstigt und als Dienstmädchen wesentlich leichter angreifbar.«
    Beatrices Teint hatte einen gräulichen Farbton angenommen, und nicht nur Hester fürchtete, sie würde jeden Moment vom Stuhl fallen. Monk fragte sich besorgt, ob er zu brutal vorgegangen war. Hester trat einen Schritt vor, sagte jedoch nichts und behielt Beatrice statt dessen sorgfältig im Auge.
    »Wissen Sie, was Sie da sagen?« Ihre Stimme klang ausgedörrt. Die einzelnen Silben entrangen sich ihrer Kehle nur mit Mühe. »Sie sagen, wir würden uns nicht um unsere Bediensteten kümmern, wir könnten ihnen kein… kein anständiges Leben bieten, wir… wir wären unmoralisch!«
    Es gab nichts zu entschuldigen. Sie hatte seine Worte auf den Punkt gebracht.
    »Nicht jeder von Ihnen, Ma'am, nur Mr. Kellard. Und daß Sie, um Ihrer Tochter Schmerz und Schande zu ersparen, seine Tat vertuscht haben - was bedeutete, das Mädchen loszuwerden und die Angelegenheit totzuschweigen.«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht, ließ sie langsam aufwärts über die Wangen gleiten und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, was ihre Frisur total ruinierte. Sie kümmerte sich nicht darum. Nach einem Moment qualvoller Stille legte sie die Hände in den Schoß zurück und schaute Monk mit starrem Blick an.
    »Was hätten Sie an unserer Stelle getan, Mr. Monk? Wenn Araminta davon erfahren hätte, wäre ihr Leben zerstört gewesen. Sie hätte nicht mehr mit ihm zusammensein, sich aber auch nicht von ihm scheiden lassen können - schließlich hat er sie nicht verlassen. Ehebruch ist kein Trennungsgrund, es sei denn, die Frau hat ihn begangen. Bei einem Mann hat es nichts zu bedeuten, das ist Ihnen sicher bekannt. Der Frau bleibt nichts anderes übrig, als seinen Fehltritt vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten, damit sie nicht wie eine Närrin dasteht, die von den netteren Menschen mit Mitleid, vom Rest mit Verachtung überschüttet wird. Araminta traf nicht die geringste Schuld, darüber hinaus ist sie mein Kind. Würden Sie Ihr Kind nicht zu schützen versuchen, Mr. Monk?«
    Was sollte er darauf antworten? Die heftige,

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